Formel E

"Bitterer" Formel-E-Start 2021: Unfälle von Günther, Strafe für Rom-Rennen & längste BMW-Negativserie

Timo Pape

Timo Pape

Max-Günther-sits-on-Grid-Diriyah-2021

Für das deutsche Formel-E-Werksteam BMW i Andretti Motosport sollten die beiden Nachtrennen von Saudi-Arabien am vergangenen Wochenende Albträume hervorrufen. Die Münchner blieben am gesamten Rennwochenende als einziges Team punktlos. Neuling Jake Dennis hatte bei seinem Formel-E-Debüt die erwarteten Startschwierigkeiten, und auch Max Günther leistete sich zwei folgenschwere Fehler, die sogar noch sein Rennen in Rom beeinträchtigen dürften.

"Die Tage in Riad waren natürlich sehr enttäuschend und bitter", resümiert Günther das Rennwochenende in Diriyya exklusiv gegenüber 'e-Formel.de'. "Es war sicherlich nicht der Saisonauftakt, wie man ihn sich vorstellt. Aber so ist es halt manchmal im Motorsport, vor allem in der Formel E." Doch was war genau passiert?

Günther qualifizierte sich am Freitag aus Gruppe 2 als Neunter - kein schlechter Auftakt. Auch im Rennen lief es zunächst gut. "Wir haben einige Plätze gut gemacht, und ich lag auf Platz 6 mit guter Energie", erklärt Günther. Dann verschätzte er sich jedoch: "Im letzten Renndrittel habe ich dann aber leider in Turn 2 innen die Mauer touchiert, war anschließend Passagier und bin sehr hart in Turn 3 eingeschlagen. Dadurch wurden dieses Rennen und auch der zweite Renntag beeinflusst", bedauert er.

Batterie musste nach Crash überprüft werden, zusätzliche Rückversetzung ausgesprochen

Da der Einschlag ziemlich stark war, musste BMW die Batterie aus dem Auto mit der Startnummer 28 extrahieren und von Hersteller McLaren Applied überprüfen lassen. Erst rund eine halbe Stunde vor dem 3. Freien Training am Samstag erhielt das Team seinen Akku zurück. "Und wir hatten für den zweiten Renntag auch nur noch einen Reifensatz", gibt Günther zu bedenken. Trotzdem sah es für das Samstagsrennen nicht allzu schlecht aus: "Ich bin auf den Plätzen 9 und 11 gestartet, was trotz alledem noch eine akzeptable Ausgangslage war, um einige Punkte mitzunehmen."

Diesmal sollte der BMW jedoch nicht so gut vorankommen wie noch am Vortag. "In dem Rennen haben wir nicht die Fortschritte gemacht, wie wir sie uns erhofft hatten. Ein paar Punkte waren sicherlich trotzdem drin - unabhängig von den ganzen Strafen, die dann im Nachhinein ohnehin noch kamen. Aber leider war das Rennen auch vorzeitig vorbei nach dem Kampf mit Rowland und dem Kontakt mit Tom Blomqvist. Es ist natürlich bitter, diese drei Renntage dann so zu beenden und mit null Punkten abzureisen."

Noch bitterer ist, dass Günther nach dem Rennen auch noch eine nachträgliche Strafe erhielt, die nach Rennschluss zunächst nicht öffentlich einzusehen war: Der BMW-Pilot bekam von der Rennleitung für das Verursachen der Kollision mit Blomqvist eine Rückversetzung um fünf Startpositionen für den Rom E-Prix aufgebrummt. Nach unseren Informationen hat BMW das Urteil angefochten. Es bleibt abzuwarten, ob die FIA die Strafe zurücknimmt. Dies ist aber eher unwahrscheinlich.

Günther erlebte Lynn-Unfall aus nächster Nähe: "Ein sehr, sehr unschöner Moment"

Nach seinem Verbremser im Kampf mit Oliver Rowland und dem anschließenden Kontakt mit Blomqvist blieb Günther mit seinem Unfallwagen am Anfang der Auslaufzone von Kurve 18 stehen. So verfolgte er aus nächster Nähe den schweren Unfall von Alex Lynn und schildert uns, wie er die Situation erlebt hat: "Ich bin in der Auslaufzone noch im beschädigten Auto gesessen und habe dann links gesehen, wie Alex überschlagen auf dem Halo liegend mit hoher Geschwindigkeit an mir vorbeirutscht und dann hart in die Reifenstapel einschlägt."

"Das war natürlich ein sehr, sehr unschöner Moment", denkt der 23-Jährige zurück. "Wir haben uns alle Sorgen um ihn gemacht, weil es wirklich nicht so toll aussah… Wir waren alle sehr erleichtert, als wir dann positive Nachrichten bekommen haben. Das zeigt einmal mehr, wie sicher die Fahrzeuge sind. Zum Glück ist das Ganze gut ausgegangen."

Längste Negativserie der Teamgeschichte soll in Rom ein Ende finden

"Es haben einfach viele Dinge nicht zusammengepasst für uns", resümiert Günther den verkorksten Saisonstart und führt mögliche Gründe an: "Ein Kernproblem war, dass wir mit dem Asphalt und den neuen Streckenbedingungen einfach nicht zurechtkamen und deshalb schon im Qualifying nicht schnell genug waren." Er spielt damit auf eine Neuasphaltierung des Kurses sowie kurzfristige Anpassungen am Streckenlayout an, die die Formel E den Teams erst gut eine Woche vor der Abreise nach Saudi-Arabien übermittelte.

Das BMW-Team blieb nach der Nullnummer von Diriyya saisonübergreifend nun bereits fünf Rennen in Folge ohne Punkte. Eine solche "schwarze Serie" hatte die Truppe sowohl als Werksteam als auch zuvor als Privatteam Andretti noch nie zu beklagen. BMW muss in den kommenden knapp fünf Wochen nun im Detail analysieren, warum das Auto in Saudi-Arabien seine Vorteile im Vergleich zum Vorjahr und zur Konkurrenz eingebüßt hat, und wie man den Kontakt zur Spitze wieder herstellen kann.

Die nächste Gelegenheit, die Negativserie zu beenden, bekommt BMW beim Rom E-Prix am 10. April. Günther ist zuversichtlich, dass dies gelingen wird: "Wir werden das jetzt mit kühlem Kopf aufarbeiten und analysieren. Ich habe überhaupt keinen Zweifel daran, dass wir sehr stark zurückkommen werden nach diesem Auftakt. Wir haben viel Qualität im Team, von daher mache ich mir überhaupt keine Gedanken. Wir freuen uns jetzt schon auf Rom."

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