Formel E

BMW & Andretti im Doppelinterview: Deutsch-amerikanische Ergänzung

Timo Pape

Timo Pape

Am kommenden Wochenende startet MS Amlin Andretti in die neue Saison der Formel E. Als Partner der Mannschaft aus Indianapolis ist der deutsche Automobilhersteller BMW erstmals mit von der Partie. Im Doppelinterview sprechen BMW-Motorsport-Direktor Jens Marquardt und Teambesitzer Michael Andretti über die neue Kooperation und ihre Erwartungen an das erste Rennen der Saison, den Hong Kong ePrix.

Herr Marquardt, Herr Andretti, warum ist die Kombination aus BMW Motorsport und MS Amlin Andretti in der Formel E aus Ihrer Sicht so vielversprechend?

Marquardt: Michael Andrettis Team war von der ersten Stunde an in der Formel E dabei und kennt sich in dieser Serie bestens aus. Auch BMW i ist von Anfang an als "Official Vehicle Partner" in dieser Serie vertreten gewesen. Und nicht zuletzt haben wir auch über unseren BMW-Werksfahrer Antonio Felix da Costa einige Informationen aus erster Hand bekommen. Diese Kräfte jetzt zu bündeln und das Engagement zu intensivieren, war ein logischer Schritt. Nun benötigen wir den richtigen Input, um BMW-Technologie ins Auto zu bekommen – und den sammeln wir durch die enge Zusammenarbeit mit Michaels Mannschaft.

Andretti: Für uns ist die Zusammenarbeit mit BMW natürlich auch eine sehr spannende Sache. Eine OEM-Partnerschaft ist schon für sich genommen wichtig – aber noch besser ist sie mit BMW. Es ist eine Ehre, mit solch einem fantastischen Unternehmen verbunden zu sein.

Wie wichtig ist es in der Formel E, lernwillig zu sein und von Rennen zu Rennen neue Erfahrungen zu sammeln?

Andretti: Im Rennsport gibt es immer etwas zu lernen. Du gehst in kein Rennen, ohne darüber nachzudenken, dass du daraus etwas lernen wirst. Das ist das Schöne am Motorsport - keiner weiß wirklich alles, und man gewinnt permanent an Erfahrung hinzu.

Marquardt: Und sowohl BMW als auch Andretti Formula E haben von dieser Erfahrung natürlich schon eine Menge. Aber die Formel E gibt es jetzt erst im dritten Jahr. Es ist in solch einer Meisterschaft, die als rein elektrische Rennserie wirklich komplett neue Ansätze erfordert, extrem wichtig, kontinuierlich zu lernen. Man muss wissen, worauf es genau ankommt. Jede Kleinigkeit kann den Unterschied machen. Genau dieses Wissen wollen wir uns aneignen.

Wie sieht die Partnerschaft konkret aus?

Marquardt: Wir bringen natürlich unser Know-how und unsere Entwicklungskompetenz in diese Gleichung ein. Wir werden Leute vor Ort an der Strecke haben, unsere Mitarbeiter werden bei uns zu Hause die Daten auswerten und die entsprechenden Schlüsse ziehen. Andretti hat über uns Zugang zu den BMW-Einrichtungen, die wir auch bei BMW Motorsport nutzen, also den Windkanal, Prüfstände und vieles mehr. Andretti-Mitarbeiter waren schon bei uns in München, wir haben das Team in den USA besucht. Der Austausch ist schon jetzt sehr eng.

Andretti: Ganz genau. Wir sind im Rahmen des Formel-E-Projekts zu 100 Prozent bei BMW eingebunden, und BMW ist zu 100 Prozent bei Andretti Formula E eingebunden. Wir arbeiten in den unterschiedlichsten Bereichen zusammen und hoffen, dass uns das ganz nach vorne bringt.

Michael Andretti

Wie gut passen der "American way of racing" und der "German way of racing" zusammen?

Marquardt: Beides passt sehr gut zusammen. Wir haben das auch schon in unserer Zusammenarbeit mit dem BMW-Team RLL gesehen und gemeinsam in Nordamerika große Erfolge gefeiert. Ich bin überzeugt, dass diese Kombination aus amerikanischer und deutscher Herangehensweise auch in einer internationalen Serie wie der Formel E zu guten Ergebnissen führen wird.

Andretti: Ich denke auch, dass wir uns perfekt ergänzen werden. Auf beiden Seiten des großen Teichs wird hervorragende Arbeit geleistet. Wenn wir das zusammenführen, kann es nur von großem Vorteil sein für alles, das wir gemeinsam anpacken.

Zurücklehnen und sich auf seinen Lorbeeren ausruhen: Warum funktioniert das im Motorsport nicht?

Andretti: Sowohl Andretti als auch BMW treten an, um zu gewinnen. Das verbindet unsere beiden Marken. Auch wenn unsere Historie eine wichtige Grundlage bildet, kann man nicht immer nur auf die Vergangenheit schauen. Du musst immer weiter pushen, um in der Spitzengruppe zu bleiben und Rennen zu gewinnen. Darum sind wir hier.

Marquardt: Dasselbe gilt für uns. Nach vorn zu schauen und innovativ zu sein, ist im Motorsport der absolute Schlüssel zum Erfolg. Stillstand ist Rückschritt. Deswegen muss man kontinuierlich arbeiten, sich permanent weiterentwickeln. Wir haben bei BMW Motorsport das Glück, dass wir ganz nah an unseren Serienkollegen dran sind und alle Innovationen aus der BMW AG mit aufnehmen können. Das Netzwerk ist einfach riesig. Davon werden wir auch in der Formel E profitieren. In der Serie haben wir mit den BMW-i-Modellen sehr gute Erfahrungen gesammelt, die wir direkt in den Motorsport transferieren können. BMW hat sich in den vergangenen Jahren im Bereich der immer wichtiger werdenden Elektromobilität eine führende Position in der Automobilindustrie erarbeitet. Von dem Austausch mit dem Rennsport in der Formel E wird im Gegenzug auch die Serienentwicklung wieder profitieren.

Welche Erwartungen haben Sie für die Saison drei in der Formel E?

Andretti: Wir wollen um Spitzenplätze kämpfen, in jedem Rennen unter den Top 5 sein, einige Läufe gewinnen und hoffentlich am Ende der Saison ein Wörtchen im Titelkampf mitreden.

Marquardt: Mit Saison drei beginnt für uns ein ganz neuer Abschnitt in der Formel E. Wir sind zusammen mit Andretti gefordert, das Paket nach vorn zu bringen und die Grundlagen zu schaffen, langfristig erfolgreich zu sein. Jeder bei uns freut sich auf diese spannende Aufgabe.

Foto: BMW

Zurück

0 Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Bitte rechnen Sie 4 plus 6.
Advertisement