Formel E

Brexit-Verhandlungen: Formel E könnte Hauptquartier in London "über Nacht verlassen"

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Der geplante Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union macht auch vor der Formel E nicht Halt. Die Elektroserie, die seit mehreren Jahren ihr Hauptquartier in London unterhält, könnte das Land "über Nacht verlassen", sollte die britische Regierung keine Lösung für ausländische Angestellte und die Quellensteuer finden. Das erklärte Formel-E-Geschäftsführer Alejandro Agag im Rahmen eines Interviews mit 'Reuters'.

"Wir haben viele ausländische Angestellte in unserer Firma", weiß der Spanier. "Von unseren 100 Mitarbeitern sind etwa 50 britisch und etwa 50 aus anderen Ländern. Außerdem haben wir sehr viele Sponsorenverträge mit Unternehmen aus der EU. Wenn es also keine Lösung für Arbeitsverträge mit unseren EU-Angestellten und den Steuerabgaben der Firma gibt, müssen wir das Land gezwungenermaßen verlassen."

Der 47-Jährige weiß, wovon er spricht. Schließlich war Agag zwischen 1999 und 2002 selbst Abgeordneter im Europa-Parlament und leitete als Generalsekretär die EVP-Fraktion in Brüssel. Nach Beteiligungen an der Formel 1 und dem Aufkauf des englischen Fußballteams Queens Park Rangers gründete er schließlich 2012 die Firma Formula E Holdings, die Vermarktungsfirma der Formel E, die ihren Sitz in London hat.

Die Brexit-Entscheidung mache Agag auch persönlich "große Sorgen", nicht zuletzt weil er erst kürzlich in London ein neues Haus für seine fünfköpfige Familie kaufte. Mit Blick auf die Formel E ist er sich allerdings sicher: "Unsere Firma könnte das Land wahrscheinlich über Nacht verlassen. Wir können die Entscheidung an einem Tag treffen und am nächsten Morgen umgezogen sein."

Auch wenn er am liebsten in London bleiben würde, erklärt Agag: "Wir schauen uns derzeit mehrere Optionen an. Vielleicht werden es die Niederlande, vielleicht Monaco. Irgendwo in der Europäischen Union jedenfalls."

Auch Teams mit Büros in Großbritannien

Agags Entscheidung hänge stark von den Ergebnissen der Brexit-Verhandlungen zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU ab. Sollte die britische Regierung auch nach dem geplanten EU-Austritt im März 2019 keine Lösung bezüglich der Kapitalertragssteuer finden, sähe Agag keine andere Lösung als einen Umzug: "Für einen Sponsor aus Frankreich, Michelin zum Beispiel, würde die Sponsorengebühr dann über 30 Prozent betragen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass mein Umsatz um 30 Prozent sinkt. Sollte es soweit kommen, wäre ein Umzug nach Frankreich oder Holland nur logisch."

Auch zahlreiche Formel-E-Teams haben ihr Hauptquartier in Großbritannien aufgeschlagen. Erst vor wenigen Wochen zog Mahindra in neue Büroräume in Banbury (Oxfordshire) um, in denen auch ein neuer In-the-Loop-Simulator untergebracht sein soll. Einige Rennställe agieren zudem noch immer aus der gemeinsamen Formel-E-Basis im Donington Park. Wie die Teams mit der Brexit-Entscheidung umgehen, sollte das Land tatsächlich aus der EU aussteigen, bleibt den Rennställen selbst überlassen. Allerdings ist auch hier ist mit einer Verlegung der Operationen zu rechnen.

Zumindest in der anstehenden Formel-E-Saison 2017/18 dürfte die Formel E noch in ihrem London-Hauptquartier verbleiben. Was danach passiert, ist zurzeit noch vollkommen offen. Wir halten dich selbstverständlich auf dem Laufenden.

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