Formel E

Buemi gewinnt Formel-E-Titel durch schnellste Runde, Prost siegt

Timo Pape

Timo Pape

Sebastien Buemi ist Meister der Formel E. In einem kuriosen Finale von London holte er sich den Titel durch die schnellste Rennrunde und die damit verbundenen zwei Punkte. Zum Start war Lucas di Grassi seinem Rivalen mit großem Geschwindigkeitsüberschuss ins Heck gekracht. Beide konnten im zweiten Auto weiterfahren, lagen aber mehrere Runden zurück. Deshalb war schon früh klar: Die schnellste Runde wird die Meisterschaft entscheiden. Den London ePrix gewann erneut Nicolas Prost vor Daniel Abt und Jerome d'Ambrosio.

Das Rennen begann mit dem größten Schreckmoment der Saison: Di Grassi setzte sich beim Anbremsen in die erste Kurve neben Prost, bremste viel zu spät und krachte seinem Rivalen Buemi ins Heck. Mehr dazu am Textende. Der Schweizer verlor den Heckflügel und drehte sich in die Auslaufzone. Di Grassi rutschte halb über das Auto von Buemi und landete mit zerstörter Frontpartie in der TECPRO-Barriere. Beide konnten erstaunlicherweise weiterfahren und retteten sich zurück an die Box.

Foto: e-racing.net & rajanjangda.co

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In der Box angekommen wechselten Buemi und di Grassi ins zweite Auto. Schon jetzt stand fest: In die Punkte würde keiner der beiden fahren, war doch noch die gesamte Renndistanz mit einem Auto zu gehen. Deshalb würde die schnellste Rennrunde über den Titel entscheiden. Di Grassi ging direkt wieder auf die Strecke, konnte sich aber zunächst nicht in Szene setzen. Buemi hingegen verweilte lange Zeit in der Box, um den perfekten Moment abzupassen.

Durch das Chaos am Start hatte Prost die Führung übernommen, die er bis zum Ende nicht mehr hergab. Auf Platz zwei folgte Nick Heidfeld vor seinem Landsmann Daniel Abt. Aufgrund des Startunfalls kam das Safety-Car zum ersten Mal heraus. Als es wenige Minuten später weiterging, überholte Sam Bird den auf Platz vier liegenden Oliver Turvey. Einige Zeit später blieb Bird allerdings mit einem technischen Defekt liegen. Sein Auto stand ungünstig auf der Strecke, das Safety-Car kam zum zweiten Mal. Di Grassi hatte sich inzwischen die schnellste Runde geholt.

Nur wenige Minuten später kam es zur Kollision zwischen Loic Duval und Robin Frijns. Duval ließ dem Holländer wenig Platz und drückte ihn förmlich gegen die Mauer. Das beschädigte Auto des Andretti-Fahrers blieb mitten in der Schikane stehen - die dritte Safety-Car-Phase. Nach dem Rennen teilte die Rennleitung mit, dass der Zwischenfall nicht bestraft werde.

Anschließend machte Abt Druck auf Heidfeld. Nach einigen misslungenen Angriffen ging er schließlich am Routinier vorbei. Dann drückte Buemi aufs Gas und holte sich eindrucksvoll die schnellste Runde. Nun war wieder di Grassi unter Zugzwang. Der Brasilianer nahm den Kampf an. Er ging aufs Ganze und zauberte eine Spitzenrunde aus dem Hut. Trotzdem reichte es nicht ganz - er war weniger als eine Zehntelsekunde langsamer als Buemi. "Das war's", funkte di Grassi hörbar enttäuscht. Mehr war schlicht nicht drin im ABT Schaeffler Audi Sport.

Während di Grassi an die Box zurückfuhr und aufgab, legte Buemi sogar noch mal zu. Er verbesserte seine eigene Bestzeit auf 1:24.150 Minuten - die Zahl, die ihm den Meistertitel brachte. An der Spitze war Vergne an Heidfeld vorbeigegangen und fuhr eigentlich als Dritter über die Ziellinie. Nach dem Rennen wurden jedoch Vergne, Heidfeld und Felix da Costa jeweils mit einer 50-Sekunden-Zeitstrafe belegt. Heidfeld rutschte damit auf Rang acht ab, Jerome d'Ambrosio rückte von Platz sechs bis auf das Podium vor.

Lucas di Grassi muss sich nach dem Finale diverse Anschuldigungen gefallen lassen. Jaime Alguersuari, ehemaliger Formel-E-Fahrer und aktuell Kommentator im britischen Fernsehen, warf ihm vor, absichtlich in Buemi gerast zu sein. Hintergrund: Wären beide ausgefallen, wäre di Grassi Meister gewesen, weil er einen dritten Platz mehr auf dem Konto gehabt hätte. Zudem klagt e.dams-Teamchef Jean-Paul Driot, di Grassi habe Buemi insgesamt dreimal bewusst geblockt, als der versuchte, die schnellste Runde zu fahren. Ein bitterer Beigeschmack wird nach dem Finale bleiben. Buemi war es am Ende egal: Sichtlich berührt weinte er in der Box über seine erste Formel-E-Meisterschaft.

Das provisorische Ergebnis des London ePrix

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