Formel E

Cassidy nach hitzigen Jaguar-Funk-Spielchen erneut auf Formel-E-Podium: "Mitch sollte heute hier sitzen"

Svenja König

Svenja König

Nick-Cassidy-Close-up-Diriyah-2024

In einem dramatischen Versuch, Jean-Eric Vergne wenige Kurven vor Schluss zu überholen, warf Mitch Evans ein eigentlich sicheres Podium für Jaguar weg. Nutznießer war ausgerechnet sein Teamkollege Nick Cassidy, der das Team dank starker Rennübersicht in eine besonders aussichtsreiche Position gebracht hatte. Dennoch sorgte Cassidy bei Jaguar zweifelsohne auch für viele Diskussion während und nach dem Rennen.

Fünf Kurven vor Schluss hätte es für Jaguar fast nicht besser aussehen können: Evans klebte Jean-Eric Vergne im Heck - drauf und dran, den Franzosen noch für Platz 2 zu überholen. Teamkollege Cassidy wartete quasi nur darauf, den DS auf den letzten Metern ebenfalls noch überholen zu können. Fünf Kurven vor Schluss hätte das Drama aber auch kaum größer sein können.

In einem Alles-oder-Nichts-Versuch setzte Evans auf der letzten langen Geraden an und versuchte, Vergne aus dem Windschatten heraus zu überholen. Er schaffte es allerdings nicht, seinen Jaguar rechtzeitig in die Kurve einzulenken. Evans musste den Umweg über die Auslauffläche nehmen und fiel auf Platz 5 zurück. Sekunden später sah man im TV-Weltsignal mehrere Kinnladen in der Jaguar-Box herunterfallen, denn allen war klar: Evans hatte sein sicher geglaubtes Podium verschenkt.

"Mitch ist heute ein unglaubliches Rennen gefahren", schrieb das Team nach dem Rennen bei Instagram. Die Gelegenheit war da, und wir haben sie ergriffen. Aber nicht jede Gelegenheit zahlt sich aus."

Evans über Wechselspielchen: "Verarscht mich nicht"

Die Strategie, die Jaguar erst in diese aussichtsreiche Situation mit Platz 3 und 4 gebracht hatte, war maßgeblich aus der Feder Cassidys entstanden. Der Jaguar-Neuzugang war - nachdem viele Fahrer im Mittelfeld ihre Attack-Modes vor ihm genutzt hatten - in Runde 23 bis auf Platz 4 gespült worden. Als einziger Fahrer im Feld hatte er noch beide Attack-Modes zu verwenden.

Das wollte er ausnutzen und schlug seinem Team via Funk einen Positionstausch mit dem vor ihm fahrenden Evans vor, der diesem wiederum die Chance bot, im Windschatten Energie zu sparen. Gleichzeitig - so seine Argumentation - wäre die ursprüngliche Reihenfolge in dem Moment wiederhergestellt worden, in dem Cassidy seinen ersten Attack Mode aktivieren würde.

Es folgte ein geladenes Intermezzo am Jaguar-Funk, denn Teamkollege Evans war von dieser Idee zunächst gar nicht begeistert. Sätze wie "Ich vertraue dem nicht", "Verarscht mich nicht" oder "Gebt mir mehr Informationen" fielen.

Cassidy beweist Rennübersicht

Doch Cassidy erklärte seine Idee nach dem Rennen wie folgt: "Mitch war heute nicht mein Gegner. Wir fahren für denselben Arbeitgeber, und ich hatte ein wirklich schnelles Auto. Ich habe einfach gesagt: 'Hey, lasst mich die Pace nutzen.'" Schlussendlich beugte sich Evans der Entscheidung des Teams und ließ Cassidy vorbei, dessen Strategie komplett aufging.

Nur Sekunden, nachdem er sich hinter seinem Teamkollegen einsortiert hatte, schlug er dem Team dieselbe Strategie noch einmal vor - schließlich musste er den Attack-Mode noch einmal aktivieren. Hier zeigte sich aber seine ganze Rennübersicht, denn der Kniff bei dieser Idee war, dass Evans den hinter den beiden Jaguar fahrenden Sam Bird so aufhalten sollte, dass Cassidy nach der Attack-Mode-Aktivierung vor dem McLaren-Pilot auf die Strecke zurückkommen würde.

Erneut ging seine Strategie vollends auf! Es sah nach einem starken Finish von Jaguar auf den Plätzen 3 und 4 aus - mit der Chance, sogar noch Vergne im DS anzugreifen. Doch es sollte nicht so kommen.

Cassidy: "Wäre heute sehr glücklich mit Platz 4 gewesen"

Nach dem dramatischen Fehler von Evans in der letzten Runde erbte Cassidy Platz 3 und durfte sich nach dem Rennen auf dem Podium feiern lassen. "Mitch tut mir leid", sagte der Neuseeländer nach dem Rennen in der Pressekonferenz der Top 3. "Ich denke, er sollte hier sitzen, und nicht ich. Ich wäre heute sehr glücklich mit Platz 4 gewesen." Das Glück war in Diriyah aber mit dem Tüchtigen.

Damit begann Cassidy seine erste Saison bei Jaguar, wie seine letzte bei Envision endete - mittendrin im Kampf um Siege und Meisterschaften. Mit Platz 3 beim ersten Rennen in Mexiko und Platz 3 nun in Diriyah belegt er in der Weltmeisterschaft mit nur einem Punkt Rückstand auf Porsche-Pilot Pascal Wehrlein den zweiten Gesamtrang.

"Ich bin noch nie so gut in eine Saison gestartet", freut sich Cassidy. "Wir haben ein super schnelles Auto und ein tolles Team, das uns unterstützt." Verbesserungspotenzial bleibt höchstens noch im Qualifying: "Heute habe ich im Qualifying einen Fehler gemacht", gesteht der Neuseeländer und ergänzt mit einem Augenzwinkern: "Morgen muss ich von der Pole starten."

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