Dan Ticktum nach 1. Formel-E-Sieg emotional: "Ich bin da, wo ich aus meiner Sicht sein sollte"

60 Rennen und viel Geduld hat es gebraucht, bis Dan Ticktum am Samstag in Jakarta schließlich seinen ersten Formel-E-Sieg erzielte. Der "Bad-Boy" der Elektroserie gab sich nach dem Rennen emotional und tätigte - wie man es von ihm gewohnt ist - einige markante und schonungslos ehrliche Aussagen mit Unterhaltungswert. Nach "ein paar tausend Bieren" in Tokio soll diesmal die Million geknackt werden.

Tränen flossen bereits kurz nach der Zieldurchfahrt bei Kiro-Teamchef Alex Hui in der Box. Er konnte sein Glück kaum fassen - der erste Sieg für das Team seit mehr als zehn Jahren, als Nelson Piquet jr. in Saison 1 in Moskau gewann. Ähnlich emotional war auch Rennsieger Ticktum auf dem Podium. Bei der britischen Nationalhymne konnte er die Tränen kaum zurückhalten. "Ich habe viele Emotionen in mir, ich bin wirklich sehr glücklich."

Bei der anschließenden Pressekonferenz ließ er seinen Gefühlen freien Lauf - zumindest weitgehend: "Ich frage mich immer, wie viel ich filtern sollte, was ich sage. Leider muss ich das tun, auch wenn es ein paar Dinge gibt, die ich gern sagen würde", holt Ticktum aus.

"Ich war in den letzten Jahren mit viel Zweifel und Hass konfrontiert. Leute mit schlechtem Kurzzeitgedächtnis vergessen gern, dass ich durchaus ein paar Dinge erreicht habe auf meinem Weg nach oben. Ich glaube, viele haben vergessen, wie nah ich an der Formel 1 war. Es ist schwierig, das zu sagen, ohne arrogant zu klingen, aber ich bin da, wo ich aus meiner Sicht sein sollte."

Ticktum klettert auf 5. WM-Platz

Der erste Sieg für Ticktum in einer FIA-Weltmeisterschaft war für den 26-Jährigen nicht nur Genugtuung, sondern auch das Ende einer langen Durststrecke. "Die ersten drei Saisons in der Formel E waren sehr hart für mich", erklärt er. "Es fiel mir schwer, motiviert zu bleiben. Anfangs hatten wir noch unsere Schwierigkeiten, uns auf das neue Paket mit dem neuen Antrieb einzustellen, aber das Team hat einen bemerkenswerten Job gemacht. Ich bin sehr stolz auf das Team."

The day @DanTicktum has been dreaming of 🙌

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— Formula E (@FIAFormulaE) June 21, 2025

Ab dem Miami E-Prix ging es bergauf für Kiro und Ticktum: Nach zwei siebten Plätzen folgten vier zweistellige Punkteergebnisse in den letzten sechs Rennen, darunter ein dritter Platz und nun der Sieg. Der Brite holte seitdem 74 seiner nun 80 WM-Punkte, brachte sich selbst auf den fünften Meisterschaftsplatz und sein Team auf den achten Gesamtrang vor. "Es ist schade, dass ich zu Saisonbeginn nicht viele Punkte sammeln konnte, denn sonst wäre ich jetzt vielleicht in einer ganz guten Position in der Meisterschaft - worüber ich vorher nicht einmal nachgedacht hätte", sagt Ticktum.

"Eine großartige Plattform, auf der ich ich selbst sein kann"

"Vor der Saison war unser Ziel ein Podium. Nach Japan haben mich dann ein paar Leute gefragt, ob ein Sieg in Sicht sei. Ehrlich gesagt habe ich nicht daran geglaubt", sagt er und erklärt: "In der Formel E müssen viele Dinge zusammenkommen (um zu siegen), und wir haben nicht das allerbeste Auto, auch wenn es gut ist." Nichtsdestotrotz hat sich Ticktum in den vergangenen Monaten in der Spitzengruppe der Formel E etabliert und kämpft regelmäßig um Pokale.

So ist er einfach nur glücklich über seine aktuelle Situation. "Diese Saison ist besser, als ich es mir erhofft hatte. Das Team und die Formel E haben mir einfach eine großartige Plattform gegeben, auf der ich ich selbst sein kann. Ich genieße diese Saison wirklich sehr und hoffe, dass dies der Ort ist, an dem ich auch das nächste Jahrzehnt oder so eine gute Karriere haben kann."

Nach seinem ersten Podium in Tokio hatte Ticktum angekündigt, "eine Million" Biere zu trinken. Auf seine Siegfeierlichkeiten in Jakarta angesprochen, meint er: "Um ehrlich zu sein, war ich nach dem (ersten) Podium zu müde und hatte nur einige tausend (Biere), wenn ich mich recht erinnere. Heute fühle ich mich etwas lebendiger, also vielleicht schaffen wir heute Abend die Million."