Formel E

Daniel Abt: "Müssen alle froh sein, dass es so etwas wie die Formel E gibt"

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Bereits seit dem Debüt der Formel E im September 2014 gehört Daniel Abt mit dazu. Seitdem hat er alle 63 Rennen der Serie bestritten, zunächst für das Team seines Vaters Hans-Jürgen, ab Saison 4 dann für den Hersteller Audi, der das Team und beide Fahrer übernommen hatte. Der 27-Jährige hat die Entwicklung der Formel E hautnah miterlebt und äußert sich über die Besonderheiten der Meisterschaft.

"Ich glaube, die Formel E hat als Produkt so viel Potenzial", erklärt Abt exklusiv in der 150. Episode des ePod, dem wöchentlichen Podcast von e-Formel.de. Unterschiede zwischen der Formel E und anderen Rennserien waren dabei von Anfang an gewollt und gehörten zum Konzept von Alejandro Agag. "Ich persönlich hatte am Anfang, als die Formel E angefangen hat, sehr stark das Gefühl, dass viele Dinge 'out of the box' gedacht wurden und dass sehr viele Ansätze anders waren, als wir sie aus dem Motorsport kennen."

Während einige dieser Themen - darunter der FANBOOST und später auch der Attack-Mode - Einzug in die Rennserie gefunden haben, gingen andere mehr oder weniger ohne großes Aufsehen verloren. "Viele Ansätze, die es am Anfang gab, wurden nicht konsequent zu Ende gebracht. Solche Sachen wie das 1-Million-Dollar-eRace, oder auch 'Fans können mitfahren'", erinnert sich Abt und spricht damit gleich zwei Ideen an, bei denen die PR zwar im Vorfeld groß war, die dann aber im Sande verliefen.

Das eRace in Las Vegas, angekündigt als größtes Simracing-Event der Geschichte, wurde im Januar 2017 aufgrund von organisatorischen und technischen Problemen zu einer Farce. Ghost Racing, bereits vor dem Beginn von Saison 1 groß angekündigt, wurde im April 2019 endlich vorgestellt. Das Spiel verschwand jedoch schnell wieder spurlos vom Radar. Auch die für das Jahr 2020 groß angekündigte E-Sport-Serie blieb ein "Luftschloss".

Abt: Race at Home Challenge "zu realitätsnah"

Apropos Simracing: Abt geht auch mit der aktuell stattfindenden Race at Home Challenge hart ins Gericht: "Das ist alles zu realitätsnah, und man versucht nicht, 'out of the box' zu denken. Sondern man baut ein E-Race auf wie ein echtes Rennen und nutzt gar nicht die Möglichkeiten, die man hat, das Ganze mal etwas frecher zu machen." Bereits Anfang Mai hatte Abt in seinem Vlog Strecken ins Spiel gebracht, die Loopings und Sprünge beinhalten könnten. "Das wäre eine Gaudi!"

Nun schlägt er erneut in die gleiche Kerbe. "Da wäre für meinen Geschmack Potenzial, um die Leute noch mehr zu entertainen und mehr Begeisterung zu schaffen, um ihnen die Fahrer und die Teams noch näher zu bringen. Ich glaube, da muss noch mehr getan werden." Dabei sieht er nicht nur die Verantwortlichen der Elektrorennserie in der Pflicht, sondern auch bei den Fans hätte er gern etwas mehr Offenheit Neuem gegenüber: "Ich persönlich wünsche mir, dass das Thema Formel E weiter wächst und dass die Leute nicht so engstirnig sind, was Elektromobilität oder Motorsport angeht."

Abt sieht dabei die Formel E, die ab der kommenden Saison als offizielle FIA-Weltmeisterschaft ausgetragen wird, in einer Schlüsselrolle. Gerade in der aktuellen Zeit, in der viele Automobilhersteller aufgrund der Corona-Krise in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten und ihr Budget für den Motorsport auf den Prüfstand stellen. So hat erst vor wenigen Tagen Jaguar die Einstellung der I-Pace eTrophy zum Saisonende bekanntgegeben. "Ich glaube, wir sehen alle, in welcher Situation der Motorsport gerade ist. Und wir müssen alle sehr froh sein, dass es so etwas wie die Formel E gibt", so Abt weiter. Die Fans sollen "einfach offen sein, sich drauf einlassen und Gas geben. Das ist das, was ich mir für den Motorsport wünsche."

Foto: Shivraj Gohil / Spacesuit Media

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