Daniel Abt im Interview: "Podiums-Zeremonie in der Formel E macht süchtig"
Timo Pape
Mit einem perfekten Ergebnis hat Audi Sport ABT Schaeffler beim Berlin E-Prix ein kleines Stück Formel-E-Geschichte geschrieben. Platz 1, Platz 2, Pole-Position und die schnellste Rennrunde sorgten für das Maximum von 47 Punkten – das ist in den bisherigen 41 Rennen noch keiner anderen Mannschaft gelungen. Den Löwenanteil daran hatte Lokalmatador Daniel Abt.
Abt gewann vor gut 22.000 Zuschauern in Tempelhof sein zweites Formel-E-Rennen und setzte sogar noch einen drauf: Zusätzlich zur Pole-Position, dem Sieg und der schnellsten Rennrunde führte der Deutsche im neunten Saisonlauf über alle 45 Runden hinweg. Er ist der erste Pilot in der vollelektrischen Rennserie, dem dieser "Clean Sweep" gelang. Zwar hatten zuvor auch Sebastien Buemi (Auftakt Saison 2) und Felix Rosenqvist (Auftakt Saison 4) die volle Punktzahl erreicht, aber nicht über die gesamte Renndistanz an der Spitze gelegen. Im Interview spricht Abt über sein beeindruckendes Berlin-Wochenende.
Mit ein paar Tagen Abstand: Welche Bedeutung hat der 19. Mai 2018 für dich?
So richtig habe ich das alles noch nicht verarbeitet. Ich habe das Gefühl, mein Puls ist immer noch irgendwo bei 180, wenn ich daran denke. Der Samstag war bestimmt der bisher schönste Tag in meiner Motorsportkarriere. Nicht nur, weil ich gewonnen habe, sondern weil er für Audi und unser Team ein absoluter Höhepunkt war.
Gab es einen Moment in Berlin, der dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Da gibt es so viele, vor allem die vielen kleinen Begegnungen mit den Fans, die uns so herzlich aufgenommen und unterstützt haben. Unvergesslich sind natürlich auch die Minuten auf dem Podium, wenn man bei seinem Heimrennen vor den eigenen Fans steht und die Nationalhymne gespielt wird. Die Zeremonie in der Formel E ist einmalig und macht süchtig.
Neben den meisten Punkten, die ein Team an einem Tag gesammelt hat, hast du den ersten "Clean Sweep" der Formel-E-Geschichte geholt. Was braucht es für so einen perfekten Tag?
Das kann man leider nicht in eine Formel packen. Der wichtigste Baustein war vielleicht, dass wir so langsam unsere Schwäche im Qualifying ablegen. Wenn man vorn startet, kann man sein eigenes Ding machen und kommt leichter in seinen Rhythmus. Ich hatte es überhaupt nicht auf die schnellste Runde abgesehen, die kam irgendwie ganz von alleine.
Was macht den Audi e-tron FE04 in dieser Saison so stark?
Audi und unser Partner Schaeffler haben vor der Saison bei der Entwicklung des neuen Antriebsstrangs einen super Job gemacht. Während es im Qualifying in der Formel E noch ausgeglichen und extrem eng zugeht, können wir im Rennen die Effizienz unseres Motors voll ausspielen. Außerdem laufen alle Abläufe und Systeme im Team absolut reibungslos, und wir Fahrer fühlen uns im Audi e-tron FE04 rundum wohl.
Die anschließende Party nach dem Rennen scheint es in sich gehabt zu haben...
Die Party war natürlich großartig. Toll, dass auch viele Jungs vom Team mit dabei waren. Als ich morgens ins Hotel gekommen bin, ist mein Teamchef Allan McNish gerade ins Shuttle in Richtung Flughafen gestiegen – das war eine sehr lustige Begegnung. Er hat auch gleich Fotos von mir und meinem Frühstücks-Kebab getwittert. Dies zeigt, was für eine tolle Stimmung bei uns im Team herrscht.
Wie hast du die Tage nach deinem Berlin-Sieg verbracht?
Ich habe mir einen großen Wunsch erfüllt und bin mit ein paar Freunden zum Indy-500-Rennen in die USA gereist. Das stand schon lange auf meiner Liste, hat aber bisher wegen eigener Rennen und Termine nie geklappt. Conor Daly, mein ehemaliger Teamkollege aus der GP3, ist dort gestartet und war mein persönlicher Reiseführer.
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