Formel E

Daniel Abt im Interview über Einheitsbatterien, Chassis & Slicks: "Ansatz der Formel E richtig"

Timo Pape

Timo Pape

Eigentlich hatte die Formel E für ihre fünfte Saison (2018/19) eine größere Artenvielfalt im Sinn. Teams hätten eigene Chassis entworfen und die Aerodynamik an ihre Grenzen getrieben. Außerdem sollten mehrere Hersteller die Möglichkeit bekommen, eine eigene Batterie zu entwickeln - das ursprünglich sogar schon zur dritten Saison. Stattdessen ruderte der Veranstalter zurück und entschied sich, bei beiden Entwicklungsbereichen weiterhin auf Einheitlichkeit zu setzen. 'e-Formel.de' hat sich exklusiv mit Daniel Abt über die Konsequenzen dieser Entscheidung unterhalten.

Die Formel E hält es für richtig, die Batterie-Entwicklung ab Saison fünf bei einem Einheitshersteller zu belassen. Interessenten für diesen Job können sich bewerben. Richtige Entscheidung?

"Ich glaube, für die Serie macht es absolut Sinn. Die Batterie ist ein extrem heikles Thema. Um eine ordentliche Batterie zu bauen, braucht man richtig viel Geld. Deswegen hat man sich die Frage gestellt: Will man zehn Teams mit kleinen oder mittleren Budgets Batterien bauen lassen, die am Ende vielleicht nicht mal funktionieren? Oder investiert man das gesamte Geld der Teams und hat ein ordentliches Produkt, das auch funktioniert? Man kann viel mehr erreichen, wenn man das ganze Geld der Hersteller bündelt."

Die Abstände zwischen den Teams dürften dadurch überschaubar bleiben. Gut für die Fans. Aber auch gut für ein Team, das die Meisterschaft gewinnen will?

"Über den Motor, das Fahrwerk und so weiter kann man ja immer noch den Unterschied machen. Ich glaube, es wäre definitiv falsch, bei der Batterie anzufangen. Denn niemand will, dass Sekundenunterschiede zwischen den Teams entstehen, oder dass ein Fahrer länger als die anderen fahren kann, weil er die bessere Batterie hat. Das würde das enge Feld und die Spannung völlig auseinanderreißen und verzerren. Das bringt dem Sport nichts."

Aber die Entwicklung der Antriebsstränge hat die Formel E ja bereits zu Saison zwei freigegeben. Sie hat doch auch größere Unterschiede geschaffen?

"Ja, aber in einem sehr kleinen Rahmen. Dadurch dass die Maximalleistung vorgeschrieben wird und man eine fixe Energiemenge hat, sind die Unterschiede relativ gering. Natürlich gibt es welche, aber es gibt keine ganz klare Reihenfolge bei den Teams. Die Fahrer können immer noch den Unterschied machen, das Racing ist gut geblieben. Die Batterie würde definitiv größere Unterschiede verursachen."

Die Formel E hat sich nicht nur für eine Einheitsbatterie entschieden. Ebenso bekommen alle Teams ab Saison fünf weiterhin das gleiche Chassis. Deine Meinung?

"Die Aerodynamik würde ich genauso einheitlich lassen wie jetzt. Das würde ja im Prinzip nichts bringen, außer dass es viel Geld kostet und wieder für größere Unterschiede sorgt. Der aktuelle Ansatz, mit einem Auto zu fahren, das wenig Aerodynamik hat, ist einfach gut. Denn nur so entsteht Racing. Man sieht das ja bei anderen Rennserien. Die müssen sich mit DRS oder Klappflügeln behelfen, damit sie irgendwie am Gegner vorbeikommen. Wir müssen das nicht, weil wir wenig Anpressdruck und generell wenig Grip haben. Das sorgt dafür, dass Fahrer Fehler machen und Überholmanöver entstehen. Ich glaube, die Fans wollen einfach Action sehen."

In Sachen Reifen fährt die Formel E ein Einheitsmodell von Michelin, das mit seinem Profil genauso gut im Straßenverkehr zum Einsatz kommen kann. Würde man auf einheitliche Slicks umsteigen, könnte man die Serie auf Anhieb deutlich schneller machen, ohne das Feld auseinanderzuzerren…

"Für meinen persönlichen Nervenkitzel und auf eine Runde gesehen ist ein schnelleres Auto natürlich cooler. Aber auch hier bin ich der Meinung, dass der Ansatz der Formel E richtig ist. Würden wir Slicks aufziehen, dann würden wir wie an der Perlenschnur auf diesen Stadtstrecken fahren. Wir hätten plötzlich alle unheimlich viel mehr Grip. Aktuell ist es einfach extrem schwer, dieses Auto am Limit zu fahren. Genau das brauchen wir. Das sagen auch alle anderen Fahrer, mit denen man spricht. Selbst Buemi dreht sich mal im Qualifying, genau das wollen die Leute doch sehen. Wäre das Auto einfacher zu fahren, würde er jedes Mal auf Platz eins stehen und alle würden sich fragen, was das denn soll."

Daniel Abt im Video-Interview mit e-Formel.de

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