Daniel Abts Halbzeitanalyse: Darum läuft es noch nicht perfekt
Timo Pape
Daniel Abt sitzt in einem der stärksten Autos der Formel E, dem Abt Schaeffler FE01. Was der Elektrorenner zu leisten imstande ist, bewies Abt-Teamkollege Lucas di Grassi bislang in jedem der fünf Saisonläufe. Für Abt hingegen ist die zweite Formel-E-Saison bisher eine eher durchwachsene.
Mit zwei siebten Plätzen, einem achten Rang und zwei Nullnummern kommt der 23-Jährige auf 16 Meisterschaftspunkte. Die bedeuten aktuell Position elf in der Gesamtwertung - der Platz, auf dem Abt auch die erste Formel-E-Saison beendete. Zum gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr stand der Kemptener jedoch kaum besser da: Erst dank seines dritten Platzes in Miami hatte er 19 Zähler auf dem Konto, war also nur minimal erfolgreicher als jetzt.
Beim Mexico City ePrix zeigte sich Abt mit deutlich verbesserter Form. Schon in den Trainingssessions (Plätze fünf & zwei) und in der Qualifikation (Startplatz vier) brachte er eine bemerkenswerte Performance auf die Strecke. Und auch im Rennen sah es bis zwei Runden vor Schluss noch nach einer Spitzenplatzierung aus - bis Abt sein Auto verlor und zurückfiel. Dennoch könnte in Mexiko der Wendepunkt gekommen sein.
Risikomanagement & Vertrauen
Auch die Frage, warum es bisher noch nicht ganz rund lief, hat Abt unterschiedliche Antworten. "Zum einen liegt es am neuen Qualifying-Format", sagt der Youngster exklusiv gegenüber 'e-Formel.de'. "Die ersten vier Rennen war ich nicht in der Lage, meine Qualifying-Performance aus dem letzten Jahr, die sehr gut war, zu wiederholen. Ich tue mich irgendwie ein bisschen schwer mit nur einer schnellen Runde. Die Balance zwischen Sicherheit und Risiko zu finden, ist nicht einfach. Ein kleiner Fehler bedeutet, man startet von ganz hinten. Du musst einfach zu 100 Prozent wissen, was das Auto macht."
Das scheint der entscheidende Punkt zu sein. Denn Abt gibt zu, in dieser Saison "noch kein blindes Vertrauen" in sein Auto zu haben. Dabei unterscheide sich der Abt Schaeffler FE01 gar nicht mal so sehr vom SRT_01 E, mit dem die Formel E im ersten Jahr unterwegs war: "Der Motor fühlt sich nicht so sehr anders an. Das Getriebe ist ein bisschen anders, wir haben ja nur noch drei Gänge. Das heißt, die Schaltvorgänge haben sich ein bisschen verändert im Vergleich zum letzten Jahr", sagt Abt. Dadurch seien die Drehzahlunterschiede pro Gang spürbar größer geworden.
"Auch die Bremse hat sich leicht verändert, da tue ich mich ein bisschen schwer", fügt Abt hinzu. Zwar habe er kein Problem damit, die Bremsen auf die richtige Temperatur zu bringen, "aber die Bremsen sind nach wie vor extrem unberechenbar. Das waren sie im letzten Jahr auch schon."
Guter Startplatz entscheidend
Wenn es im Qualifying nicht läuft, wird es im Rennen umso schwieriger, sauber und ohne Zwischenfälle zu fahren. Das musste Abt in dieser Saison bereits mehrfach erleben. "Wenn man irgendwo im Mittelfeld startet, ist es in dieser Saison schwer, nach vorne zu kommen. Die Konkurrenz ist deutlich erfahrener und stärker, die Fehlerquote wird immer geringer", lobt Abt seine Kollegen.
"Wenn dann noch schlechte Boxenstopps hinzukommen - in den ersten vier Rennen hatte ich dreimal einen schlechten Boxenstopp -, [dann wird es schwierig]. Der schlimmste Stopp war in Malaysia mit über 20 Sekunden. Ohne den hätten wir ziemlich sicher auf dem Podium gestanden."
Abt begründet seine bisher durchwachsene Saison mit einer Mischung aus all diesen Aspekten. Und mit einer höheren Risikobereitschaft, je weiter die Saison voranschreitet. "Wenn du nach vier Rennen noch recht wenige Punkte hast, dann verändert sich natürlich auch deine Herangehensweise. Dann muss man einfach mal mehr riskieren. Ich muss mich einfach verbessern. Die Saison ist noch kein Desaster, aber es muss definitiv besser werden", sagt Abt. Seine nächste Chance bekommt er bereits am 2. April in Long Beach, wo er 2015 die Pole-Position holte.
Lucas di Grassi in der "Form seines Lebens"
Für seinen Teamkollegen Lucas di Grassi hat Abt nichts als Lob übrig: "Lucas ist im Rennen mit Sicherheit einer der cleversten und aktuell besten Fahrer", sagt der Deutsche. "Das Qualifying ist zwar auch nicht wirklich seine Stärke, aber im Rennen macht er einfach keine Fehler. Er hat das nötige Vertrauen [in sich und das Auto] und die Erfahrung."
"Ich glaube, er ist in der Form seines Lebens und mit Sicherheit einer der Topfahrer in der Formel E. Da kann ich mir etwas von ihm abschauen, damit ich es auch so hinbekomme", so Abt.
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