Formel E

Das e-Formel.de Fahrer-Rating zum Mexico City E-Prix: Evans & Felix da Costa in Bestform

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

So macht die Formel E Spaß: In einem ereignisreichen Rennen in Mexiko-Stadt zeigte sich Jaguar-Pilot Mitch Evans von seiner allerbesten Seite und fuhr souverän seinen ersten Sieg der Saison ein. Wie unsere Redaktion die Leistung des Neuseeländers bewertet, und wer sonst noch zu den beeindruckendsten Fahrern des Wochenendes zählte, stellen wir dir in unserer "Fahrer-Rating"-Serie vor.

Unsere Autoren vergeben dafür nach jedem E-Prix Punkte an die aus ihrer Sicht besten zehn Piloten des Wochenendes. 10 Punkte werden an den stärksten Fahrer vergeben, 9 an den zweitbesten und so weiter. Anschließend errechnen wir den Durchschnitt aus allen subjektiven Einzelwertungen und erhalten somit ein vergleichbares Fahrer-Rating zwischen 1 und 10 Punkten.

Für die Abstimmung nach dem Mexico City E-Prix erhielten wir wie immer Unterstützung von einem externen Medienkollegen. Dieses Mal hat uns Amylia Hilda von 'Alt-Drive Magazine' ihre Top-10-Fahrer geschickt. Vielen Dank!

Das e-Formel.de Fahrer-Rating zum Mexico City E-Prix

Mitch Evans | Tageswertung: 9.8 Punkte | Saison-Durchschnitt: 6.0 Punkte

Mitch Evans' Rennen in einem Wort? Dominanz. Unbeirrt steuerte der Jaguar-Mann in Mexiko seinem zweiten Karrieresieg in der Formel E entgegen. Zu keinem Zeitpunkt, so scheint es, war seine Führung gefährdet. Auch eine Safety-Car-Phase in der Startphase machte Evans nichts aus. Eine bärenstarke und meisterliche Leistung, die von unserer Jury beinahe mit der bestmöglichen Note von 10.0 Punkten bewertet wurde!

Antonio Felix da Costa| Tageswertung: 7.6 Punkte | Saison-Durchschnitt: 5.1 Punkte

Da ist er wieder, der alte Antonio Felix da Costa! Nach der Stallregie-Farce von Santiago saß der Portugiese am Wochenende in Mexiko erneut am "längeren Hebel". Im Rennen musste er zwischenzeitlich trotzdem seinen Teampartner Vergne passieren lassen. Als dieser merkte, dass er doch nicht die nötige Pace hat, tauschte Techeetah beide Fahrer kurzerhand wieder zurück. Warum das ganze Tamtam?

Zyniker könnten behaupten, dass Felix da Costa ohne die zeitintensive Teamorder vielleicht sogar ein Wörtchen im Führungskampf hätte mitreden können. Tatsächlich war er nach der misslungenen Teamorder im Schnitt 0,565 Sekunden pro Runde schneller als Evans. Allerdings hätte Felix da Costa noch mindestens fünf zusätzliche Runden gebraucht, um in Schlagdistanz des Neuseeländers zu kommen - vorausgesetzt, Evans hätte nicht selbst auch noch das Tempo angezogen.

Dass Felix da Costa im Kampf um Platz 1 keine Rolle spielte, liegt wohl eher an seiner nur mittelmäßigen Startposition (Platz 10). Bringt sich der Portugiese im Qualifying von Marrakesch in eine bessere Ausgangslage, könnte sein erster Sieg mit Techeetah nicht mehr weit entfernt sein.

Sebastien Buemi | Tageswertung: 7.0 Punkte | Saison-Durchschnitt: 2.5 Punkte

Endlich ist Sebastien Buemi in der Formel-E-Saison 2019/20 angekommen: War der Schweizer vor dem Mexico City E-Prix noch punktlos, ist er jetzt einer von bislang neun Fahrern, die in dieser Saison das Treppchen erreichten. Die 15 Zähler tun seinem Meisterschaftskonto gut - auch wenn an dieser Stelle fairerweise angemerkt sei, dass er die Pace seiner direkten Konkurrenten nur selten halten konnte. Auch dank Buemis Leistung rückte Nissan e.dams in der Teamwertung auf Platz 5 vor.

Sam Bird | Tageswertung: 6.6 Punkte | Saison-Durchschnitt: 5.4 Punkte

Schwungvoll startete Sam Bird in den Rennsamstag. Im 2. Freien Training stellte der Brite den Streckenrekord auf dem neuen Formel-E-Kurs im Autodromo Hermanos Rodriguez auf. Auch im Qualifying überzeugte der Brite und zog als einziger Fahrer aus Gruppe 1 ins Super-Pole-Shoot-out ein. Startplatz 5 bedeutete eine gute Ausgangslage für ein erfolgreiches Rennen. Wäre da nicht der leidige Reifenabrieb der Autos in Kurve 3 gewesen…

Kurz vor Schluss war Bird mit Platz 2 auf Kurs für ein solides Punkte- und Podiumsresultat. Im Platzkampf gegen Antonio Felix da Costa ließ er sich allerdings in einen Fehler treiben, wodurch er auf dem rutschigen Teil der dritten Kurve die Haftung verlor. Er rauschte in die Wand und beschädigte sich seinen Wagen. Als wenig später der angebrochene Frontflügel auch noch unter das Auto rutschte, war sein Rennen endgültig gelaufen. Statt einem zweiten Platz war sein E-Prix sechs Minuten vor Ablauf der Zeit zu Ende. Bitter!

Alexander Sims | Tageswertung: 6.6 Punkte | Saison-Durchschnitt: 5.3 Punkte

Offenbar ist der Knoten bei Alexander Sims endgültig geplatzt. Nach zwei Pole-Positions in Diriyya und seinem Sieg im zweiten Rennen der Saison war der BMW-Fahrer auch in Mexiko wieder stark unterwegs. Mit einer nicht ausreichenden Runde im Qualifying legte er sich selbst jedoch die größten Steine in den Weg.

In bester Lucas-di-Grassi-Manier holte er in den 45 Minuten des E-Prix Position um Position auf. Während die Santiago-Magie von Teamkollege Maximilian Günther scheinbar nicht mehr existent war, erreichte Sims von Platz 18 ausgehend den fünften Rang. Er fuhr zudem die schnellste Rennrunde, wodurch er die zweite Position in der Fahrermeisterschaft weiter absichern konnte.

Pascal Wehrlein | Tageswertung: 4.4 Punkte | Saison-Durchschnitt: 3.2 Punkte

Pascal Wehrlein zeigte in Mexiko-Stadt, was mit ausreichend Contenance in der Formel E möglich sein kann. Noch am Freitag schien es so, als würde eine Getriebe-Reparatur ein gutes Rennergebnis unmöglich machen. Durch das Aufschrauben des Antriebs musste er 40 Plätze in der Startaufstellung zurück, zuzüglich einer Durchfahrts- oder Stop-and-Go-Strafe, je nach Startplatz.

Mit einer ausgezeichneten Qualifying-Leistung minimierte er jedoch das Ausmaß seiner Strafe und musste nur die Boxengassendurchfahrt antreten, um die nicht wahrgenommenen Strafplätze auszugleichen. Die "Drive Through" trat er bereits in der ersten Runde an, kurz bevor das Safety-Car auf die Strecke geschickt wurde. Wehrlein konnte somit zum Rest des Feldes aufschließen und war nun unerwartet wieder ein ernstzunehmender Teilnehmer im Rennen.

Durch eine sparsame Fahrweise, Disqualifikationen von Konkurrenten und dem nötigen Quäntchen Glück schaffte er es im weiteren Verlauf sogar bis auf Platz 9 nach vorn. Eine starke Leistung vom Schwaben, die unsere Jury mit Platz 6 im Fahrer-Rating würdigt.

Jean-Eric Vergne | Tageswertung: 3.6 Punkte | Saison-Durchschnitt: 2.0 Punkte

Die Frage nach dem Nummer-1-Fahrer bei DS Techeetah ist weiterhin unbeantwortet. Jean-Eric Vergne holte mit Rang 4 in Mexiko zwar sein bisher bestes Saisonergebnis. Trotzdem blieb auch an diesem Wochenende noch Luft nach oben, insbesondere im Vergleich mit seinem Teamkollegen Felix da Costa. Dieser nimmt ihm, wie unser Gründer Timo Pape schon am Sonntag resümierte, "derzeit die Butter vom Brot". Mal abwarten, wie lange sich Vergne das gefallen lässt… Trotz alledem arbeitete sich Vergne im Rennen einige Plätze nach vorn und holte ein gutes Ergebnis.

Andre Lotterer | Tageswertung: 2.4 Punkte | Saison-Durchschnitt: 2.5 Punkte

In Mexiko spielte Porsche-Fahrer Andre Lotterer erneut seine ganze Qualifying-Stärke aus. Mit einer sehenswerten Runde sicherte er den Zuffenhausenern die erste Pole-Position der Saison. Im Rennen orientierte sich der Deutsche dann leider vor allem nach hinten, denn schon in der ersten Runde kollidierte er mit mehreren Autos und beschädigte sich später seinen Frontflügel an Nyck de Vries' Fahrzeug.

Als sich das auf dem Asphalt schleifende Fahrzeugteil nicht von allein löste, musste Lotterer die Box ansteuern. Dort gab er den E-Prix auf. Was ohne den Schaden oder gar mit einem Sieg im Startduell gegen Evans möglich gewesen wäre, bleibt damit bestenfalls Gegenstand von Spekulationen. In Marrakesch wird er den nächsten Anlauf unternehmen.

Daniel Abt | Tageswertung: 2.0 Punkte | Saison-Durchschnitt: 0.7 Punkte

Puh! Mit seinem Unfall im 1. Freien Training hat Daniel Abt allen Formel-E-Fans einen gehörigen Schrecken eingejagt. Als in der Anfahrt auf Kurve 9 die Bremsen seines Audi-Renners wegen eines Software-Problems versagten, blieb dem Deutschen nicht mehr viel übrig, als sich auf den Einschlag vorzubereiten. Der hatte es in sich: Bis zu 20 G sollen auf seinen Körper eingewirkt haben, als er von den TecPro-Barrieren aufgefangen wurde.

Umso stärker ist die (auch mentale) Leistung zu bewerten, nach einem Krankenhausaufenthalt pünktlich zum Rennen wieder im Auto zu sitzen und Strom zu geben. Der vollkommen demolierte Audi wurde in der Zwischenzeit von den Mechanikern neu aufgebaut. Auch diese Leistung verdient Anerkennung! Für Abt lief es im Rennen allerdings nicht nach Plan: Nach einem Dreher in Kurve 1 gab er das Rennen außerhalb der Top 10 liegend vorzeitig auf. Das ist aber wohl nur nebensächlich: Das Wichtigste ist, dass er wohlauf ist.

Lucas di Grassi | Tageswertung: 1.6 Punkte | Saison-Durchschnitt: 4.2 Punkte

Wohl kaum einem Fahrer scheint die Strecke in Mexiko so gut zu liegen wie Lucas di Grassi. Ärgerlich nur für Audi, dass er sich mit einem nicht hinreichenden Qualifying-Ergebnis erneut selbst aus dem Kampf um den Rennsieg nahm.

Schließlich stimmte die Performance im Rennen: Von Startplatz 15 machte er wie auch Alexander Sims viel Boden gut. Am Ende wurde er auf Platz 6 gewertet. Di Grassi spielte damit zwar wichtige Punkte auf sein Punktekonto. Während manche Fahrer dank ihres starken Gesamtpakets aber womöglich schon von der Meisterschaft träumen, muss sich di Grassi zuerst um seine Leistung im Qualifying kümmern. Für Marrakesch sieht seine Ausgangslage jedoch erneut nicht gut aus: Als Gesamtfünfter muss er auch in Marokko in Quali-Gruppe 1 ran.

Foto: Kenneth Midgett / Spacesuit Media

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