Debrief an der Bar - Berlin E-Prix
Tobias Wirtz
Ein indisches Restaurant in Berlin-Kreuzberg, die Uhr zeigt kurz vor zwei am Morgen. Vor wenigen Stunden ging der Berlin E-Prix zu Ende. Die Leuchten tauchen den Gastraum in ein schummriges Licht, im Hintergrund läuft kitschig wirkende traditionelle indische Musik. Am einzigen besetzten Tisch sitzen vier junge Menschen, schlürfen Cocktails und philosophieren über Double-Header, Zugriffszahlen und etwas äußerst Seltsames mit dem Namen Roborace. An der Bar beugt sich auf den etwas älteren Barhockern aus dunklem Holz ein Mann einsam über sein fast leeres Glas. Ein zweiter Mann entscheidet sich dazu, um ebenfalls noch einen letzten Drink an der Bar zu nehmen.
In unserer Serie "Debrief an der Bar", die in der vierten Formel-E-Saison nach jedem E-Prix auf e-Formel.de erscheint, möchten wir die Geschichten eines Gewinners und eines Verlierers im Rahmen eines lockeren (und natürlich frei erfundenen) Gesprächs an der Bar vorstellen - ruhig ein wenig abseits der großen Nachrichten, dafür mit der gewissen Würze. Wer da genau einen letzten Drink gemeinsam an der Bar nimmt, darfst du selbst erraten…
"Schön, dass du wieder dabei bist."
"Danke, es fühlt sich auch echt gut an."
"Tut mir leid, dass es heute so schlecht für dich gelaufen ist."
"Ja, ich hatte mir auch etwas mehr erhofft. Es wäre gut gewesen, zum Reinkommen ein paar Runden mehr drehen zu können."
"Da hilft es natürlich nicht, wenn man auch noch Trainingszeit verliert."
"Das stimmt, ganz im Gegenteil. Dummer Fehler von mir - echt ärgerlich. Wir haben aber auch nicht das stärkste Auto. Und das Feld ist so eng beisammen, dass alles passen muss, damit wir vorne dabei sein können."
"Ja, das war dieses Mal echt auffällig. Im Qualifying lag zwischen den Plätzen 1 und 20 weniger als eine Sekunde, so etwas habe ich noch nie erlebt."
"Da waren wir echt nicht weit weg von der Spitze. Und dann entscheiden eben Kleinigkeiten, jeder noch so kleine Fehler kostet dich direkt mehrere Startplätze."
"Du sagst es, da muss man jede Kurve ganz genau hinbekommen."
"Das ist dir heute ja echt gelungen, Chapeau!"
"Ja, meine Runde war wirklich nahezu perfekt."
"Und auch im Rennen hast du dich sehr gut geschlagen."
"Mir war klar, dass ich mit der Energie etwas mehr haushalten muss als die Jungs direkt hinter mir."
"Aber dafür hast du dich lange vorn gehalten."
"Ja, das hat gut funktioniert, auch weil hinter mir schnell eine große Lücke war. Aber ich musste dadurch eine Runde früher in die Box."
"Und dann bist du am Ende natürlich chancenlos."
"Das war aussichtslos, ich hätte nur noch mehr Energie verbraucht, wenn ich mich weiter verteidigt hätte. Also hab ich mein Rennen gefahren, die Jungs überholen lassen und mein Ergebnis ins Ziel gebracht."
"Wie war dein Boxenstopp?"
"Richtig gut, alles hat perfekt geklappt. Und deiner? Das war ja dein erster ohne die Mindestzeit?"
"Ausbaufähig, ich habe etwas mehr als zwei Sekunden auf meinen Teamkollegen verloren."
"Das ist auch echt nicht einfach, wir haben das ja inzwischen ohne Ende geübt."
"Das haben wir die letzten Tage auch. Aber bei mir ist da noch Luft nach oben, definitiv."
"Wie kommt es, dass du am Ende so weit zurückgefallen bist?"
"Wir hatten Probleme mit dem Energiemanagement. Daran müssen wir definitiv bis Zürich noch arbeiten."
"Du mit deiner Erfahrung machst das schon. Ich werde jetzt mal in mein Hotel gehen, die Leute dort am Tisch starren die ganze Zeit rüber..."
"Stimmt, irgendwie unangenehm. Gute Nacht, ich werde auch gleich abgeholt. Wir sehen uns in Zürich."
Na, erraten, um wen es sich handelt? Dann sag es uns in den Kommentaren!
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