Formel E

Debrief an der Bar - Marrakesch E-Prix

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Eine Hotelbar in Marrakesch, kurz vor zwei Uhr am Morgen. Vor wenigen Stunden ging der Marrakesch E-Prix zu Ende. Das schummrige Licht in der Lobby flackert wegen Stromschwankungen immer mal wieder, im Hintergrund läuft traditionelle arabische Musik. Es riecht nach Datteln und Räucherstäbchen. Auf den mit teilweise stark abgewetztem rotem Stoff bezogenen Hockern beugt sich ein Mann an der Bar einsam über sein fast leeres Glas.

Ein zweiter Mann entscheidet sich dazu, ebenfalls noch einen letzten Drink an der Hotelbar zu nehmen. "Darf ich mich zu dir setzen? Ich geb' dir einen aus!"

"Setz dich."

"Barkeeper, bitte noch zweimal das Gleiche, was er hat."

In unserer Satire-Serie "Debrief an der Bar", die in der vierten Formel-E-Saison nach jedem E-Prix auf e-Formel.de erscheint, lassen wir die Geschichten eines Gewinners und eines Verlierers im Rahmen eines lockeren (natürlich frei erfundenen) Gesprächs an einer Hotelbar Revue passieren. Ruhig ein wenig abseits der großen Nachrichten, dafür mit der gewissen Würze. Wer da genau einen letzten Drink gemeinsam an der Bar nimmt, wird erst am Ende aufgelöst - wenn du es nicht vorher schon längst erraten hast…

"Mensch, du hast aber auch ein Pech diese Saison…"

"Ach, weißt du - unser Tempo passt, aber die schlechte Zuverlässigkeit hat mich jetzt schon mindestens 40 Punkte gekostet."

"Dann wärst du ganz vorne mit dabei und würdest wieder um den Titel kämpfen."

"Das werde ich auch noch, da bin ich mir ganz sicher. Noch ist nichts verloren."

"Aber so langsam müssten dann mal ein paar Punkte her."

"Du sagst es, aber das kann ja echt schnell gehen. Zwei Rennen auf dem Podium, und ich bin wieder voll drin im Geschäft."

"Du schaffst das schon, da bin ich mir sicher."

"Danke. Ist echt schön, dass du wieder da bist."

"Find ich auch, bei der Gelegenheit konnte ich einfach nicht nein sagen."

"Und du hast direkt mal unter Beweis gestellt, dass du ein Experte für die Strecke hier in Marrakesch bist."

"Ja, der Tag lief echt gut für mich. Im Rennen wäre ich gerne noch etwas schneller gewesen, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen."

"Auf jeden Fall. Hattest du denn nach Hongkong überhaupt keine Angst, hier nur chancenlos hinterherzufahren - wie ein gewisser anderer Fahrer?"

"Da wurde das Team deutlich unter Wert geschlagen. Danach haben die Jungs hart gearbeitet und einiges an Performance gefunden."

"Das hat man gesehen, echt beeindruckend. Ich konnte es zunächst gar nicht glauben, als ich gesehen habe, dass du es auch in die Super-Pole geschafft hast."

"Meine Qualifying-Runde war echt gut, nahezu perfekt. Aber leider war die Super-Pole-Runde dann nichts."

"Wem sagst du das, da fingen meine Probleme ja an…"

"Stimmt, da hast du Recht. Also gut, ich werde mich jetzt mal ins Bett begeben. Gute Nacht!"

"Dir auch und danke für den Drink. Bis demnächst in Santiago, ist ja für uns beide fast ein Heimrennen…"

 An der Bar trafen sich dieses Mal "Pechito" Jose Maria Lopez und Lucas di Grassi.

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