Formel E

Debrief an der Bar - Rom E-Prix

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Eine Hotelbar in Rom, die Uhr zeigt 00:45 Uhr an. Vor wenigen Stunden ging der Rom E-Prix zu Ende. Die in die Jahre gekommene Neonbeleuchtung taucht die Lobby in kaltes Licht. Im Hintergrund läuft zur Freude einiger Italiener die Zusammenfassung des Qualifyings zum Großen Preises von China, bei dem sich die als italienisches Nationalteam angesehene Scuderia Ferrari die erste Startreihe sichern konnte. Es riecht nach Chianti, dem anhaltend intensiven, fruchtigen Geruch nach einem 2013er Chianto Classico Riserva. Auf den mit abgewetzem, dunkelrotem Stoff bezogenen Kirschholz-Barhockern beugt sich ein Mann an der Bar einsam über sein fast leeres Glas. Ein zweiter Mann entscheidet sich dazu, ebenfalls noch einen letzten Drink an der Hotelbar zu nehmen.

In unserer Serie "Debrief an der Bar", die in der vierten Formel-E-Saison nach jedem E-Prix auf e-Formel.de erscheint, möchten wir die Geschichten eines Gewinners und eines Verlierers im Rahmen eines lockeren (und natürlich frei erfundenen) Gesprächs an der Hotelbar vorstellen - ruhig ein wenig abseits der großen Nachrichten, dafür mit der gewissen Würze. Wer da genau einen letzten Drink gemeinsam an der Bar nimmt, darfst du selbst erraten…

"Glückwunsch zur Aufholjagd, das hätte nach dem Qualifying ja kaum jemand gedacht."

"Danke, ich war wohl zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Und es gab auch die eine oder andere Szene, von der ich profitiert habe."

"Ich habe eine vage Vorstellung, welche Szene du da meinen könntest."

"Du hast Recht, zum einen meine ich diese Szene, aber auch den Ausfall von Alex."

"Stimmt, du warst ja der Einzige, der unter FCY das Auto wechseln konnte."

"Das war auch meine einzige Chance, noch nach vorne zu kommen. Ich bin am Start so schlecht weggekommen, dass ich dann so viel Energie wie möglich gespart habe, um zwei Runden später wechseln zu können und dann anzugreifen."

"Die Taktik ist ja dieses Mal zu 100 Prozent aufgegangen, Chapeau!"

"Ja, das kannst du laut sagen. Damit hatte ich selbst überhaupt nicht gerechnet. "

"Erzähl doch mal bitte, was denn da im Qualifying losgewesen ist."

(lacht) "Ganz einfach, mein Ingenieur hat sich verrechnet. Ich habe schon in der Aufwärmrunde gepusht, aber es hat nicht gereicht, um vor der Flagge über die Ziellinie zu fahren."

"Und was dann?"

"Mein Ingenieur sagte mir, ich solle die Runde ganz normal zu Ende fahren. Also hab ich das auch gemacht."

"Okay, das klingt alles schon ein wenig... seltsam."

"Du weißt aber doch, wie das ist. In so einer Situation hinterfragst du das überhaupt nicht, sondern konzentrierst dich auf die eine Runde."

"Klar, da verlässt man sich auf das, was einem gesagt wird."

"Ganz genau. Aber sag mal, was war denn da los in der Haarnadel?"

"Das hat eine Vorgeschichte - Oliver hat mich vorher schon aufgehalten und war dann sehr langsam auf der Geraden. Der musste wohl echt viel Energie sparen, um es zur Box zu schaffen. Ich bin dann vor der Haarnadel außen vorbei, und dann kam dein Teamkollege auf der Innenbahn und hat ihn in mich hineingeschoben."

"Klingt so, als hättest du keine Chance gehabt."

"Absolut richtig. Und ich stand so ungünstig im Notausgang, dass ich eine ganze Minute verloren habe. Da war mein Rennen quasi vorbei."

"Ohne Safety-Car reißt man dann nichts mehr, das stimmt."

"In 14 Tagen haben wir in Paris die Chance, es besser zu machen."

"Da warst du doch letztes Jahr auf dem Podium, oder?"

"Richtig. Und das will ich dieses Jahr wiederholen."

"Viel Glück dabei. Ich werde jetzt aber mal ins Bett gehen."

"Gute Nacht, wir sehen uns in Paris!"

Na, erraten, um wen es sich handelt? Dann sag es uns in den Kommentaren!

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