Formel E

"Der Fluch der Formel E": So lief die Titelverteidigung bei allen Champions der Geschichte

Theresa König

Stoffel-Vandoorne-Mercedes-EQ-Formula-E-World-Champion-Season-8

Nach elf Saisons hat die FIA-Formel-E-Weltmeisterschaft bereits zehn verschiedene Meister hervorgebracht. Das zeigt, wie stark das Fahrerfeld und die Hersteller sind, wirft aber auch die Frage auf, warum eine Titelverteidigung so schwerfällt. Bislang hat nur Jean-Eric Vergne in den Saisons 4 und 5 geschafft, zwei Jahre hintereinander den Meistertitel zu gewinnen.

Es wirkt fast so, als läge ein Fluch über der Titelverteidigung. Doch genaues Hinsehen zeigt: Es gibt Gründe, warum nur Vergne bislang zweimal erfolgreich war. Die Formel E ist mit elf Saisons noch eine sehr junge Serie und ständig im Wandel. Neue Teams, neue Strecken und häufige Regeländerungen machen sie schwer vorhersehbar. Das Aufbauen auf Erfolge aus dem Vorjahr wird so zu einer echten Herausforderung.

Das liegt vor allem am Aufbau der Serie. Anders als in anderen Rennserien verschiebt sich das Kräfteverhältnis oft von Saison zu Saison. Neue Fahrzeuggenerationen, Anpassungen im Reglement und die Weiterentwicklung der Software verhindern, dass erfolgreiche Teams ihren Vorsprung lange halten können. Dazu kommt: Die Formel E fährt häufig auf neuen Strecken, sodass Fahrer und Teams vergleichsweise wenig auf die Erfahrungen aus Vorjahren zurückgreifen können.

In den ersten Saisons gab es nur zehn bis 13 Rennen – schon ein einziger Ausfall hatte enorme Auswirkungen. Später, ab Saison 7, wurde mit 15 bis 16 Rennen pro Saison der Puffer etwas größer, doch das enge Fahrerfeld macht den Kampf um den Titel jede Saison aufs Neue spannend. Fast jeder Fahrer im Feld kann gewinnen. Erfolg in der Formel E ist deshalb meist nur eine Momentaufnahme – und genau das erklärt, warum Titelverteidigungen so selten sind.

In unserer Fotostrecke zeigen wir die Formel-E-Champions aller Saisons und wie sie sich in der Folgesaison geschlagen haben. Viel Spaß beim Durchklicken.

Der erste Meister der Formel E war Nelson Piquet Jr. Mit zwei Siegen und insgesamt fünf Podien entschied er die Debütsaison der Serie für sich. Piquet gehörte zu den nur zwölf Fahrern, die jedes Rennen bestritten. Konstanz war damit der Schlüssel zum Erfolg.

In Saison 2 spielte Piquet im Titelkampf keine Rolle mehr und fiel auf Rang 15 zurück. Eine Titelverteidigung wurde für ihn deutlich erschwert, da erstmals unterschiedliche Antriebsstränge zum Einsatz kamen – und NEXTEV dabei zu den schwächeren Antrieben gehörte.

Bereits in Saison 1 zeigte Sebastian Buemi, dass er zu den Besten gehört und beendete die Saison auf Gesamtplatz 2 mit nur einem Punkt Rückstand. 2015/16 holte er den Titel, dieses Mal mit einem Punkt Vorsprung.

Auch in seinem Versuch, die Meisterschaft zu verteidigen, blieb er stark und wurde erneut Vizemeister – dieses Mal mit 24 Punkten Rückstand. Allerdings musste Buemi den New York City E-Prix auslassen, da er parallel in der FIA-Langstrecken-WM (WEC) startete. Ein entscheidender Nachteil im engen Titelkampf.

In der dritten Saison setzte sich Lucas di Grassi durch. Bereits zuvor hatte er mit einem dritten und einem zweiten Platz in der Gesamtwertung sein Potenzial gezeigt. In Saison 3 fuhr er konstant vorne mit und krönte sich schließlich zum Champion.

Ein Jahr später blieb er erneut konkurrenzfähig, konnte den Titel nach einem schwachen Saisonstart aber nicht verteidigen und wurde mit 54 Punkten Rückstand Vizemeister.

2017/18 gewann Jean-Eric Vergne mit Techeetah und Renault-Kundenantrieben erstmals die Meisterschaft.

Ein Jahr später schrieb er Geschichte: Er ist bis heute der einzige Fahrer in der Formel E, der seinen Titel verteidigen konnte. Besonders bemerkenswert: In Saison 5 wurde die zweite Fahrzeuggeneration eingeführt. Trotz der Umstellung behauptete sich Vergne und holte mit DS-Antrieben seinen zweiten Titel.

In Saison 6 gelang ihm die Titelverteidigung jedoch nicht. Mit 72 Punkten Rückstand belegte er am Saisonende Platz 3 in der Gesamtwertung.

Die Saison 2019/20 wurde durch die Covid-19-Pandemie geprägt. Nach einer Unterbrechung von mehr als fünf Monaten wurde die Meisterschaft im August mit sechs Rennen in Berlin abgeschlossen. Antonio Felix da Costa, der vor der Saison zu DS Techeetah gewechselt war, dominierte die Saison wie keiner seiner Vorgänger.

Im Jahr darauf belegte er jedoch nur Rang 8 – wenn auch nur mit 13 Punkten Rückstand auf den neuen Titelträger.

Nyck de Vries schrieb 2021 Geschichte und wurde der erste offizielle Formel-E-Weltmeister, nachdem die Serie den FIA-Weltmeisterschaftsstatus erhalten hatte. Mit nur 99 Punkten ist er bis heute der Champion mit der niedrigsten Punktzahl - ein Zeichen dafür, wie chaotisch und unberechenbar die Saison war.

In der Folgesaison konnte er nicht mehr mithalten und erzielte nur die Hälfte der Punkte, die der neue Weltmeister einfuhr. Mit 107 Punkten Rückstand belegte er Rang 9.

Ein Jahr nach de Vries triumphierte sein Mercedes-EQ-Teamkollege Stoffel Vandoorne. Der Belgier feierte den Titel beim letzten Rennen für Mercedes in der Elektroserie.

Doch auch er konnte den Schwung nicht mitnehmen. In Saison 9 rutschte er nach dem Wechsel auf die Gen3-Fahrzeuge und mit seinem neuen Team DS Penske bis auf Platz 11 ab - mit 173 Punkten Rückstand. Der Umbruch in Technik und Umfeld machte sich deutlich bemerkbar.

Mit dem Gen3-Auto änderte sich das Gesicht der Formel E erneut. Jake Dennis verstand sich mit dem neuen Fahrstil und den veränderten Strategien am schnellsten und sicherte sich 2023 den WM-Titel.

Doch auch er konnte in der darauffolgenden Saison nicht an seinen Erfolg anknüpfen und fiel auf Rang 6 zurück – mit 76 Punkten Rückstand auf den neuen Weltmeister.

In der Jubiläumssaison 2023/24 gewann Pascal Wehrlein die Meisterschaft. Nachdem im Jahr zuvor Jake Dennis im Porsche-Kundenteam Andretti erfolgreich war, holte diesmal ein Fahrer des Werksteams den Titel.

Wehrlein konnte die Meisterschaft in Saison 11 zwar nicht verteidigen, belegte am Saisonende aber immerhin Rang 3 – die beste Platzierung eines Titelverteidigers seit Saison 6.

Der amtierende Champion ist Oliver Rowland, der bereits beim drittletzten Rennen der Saison den Titel rechnerisch perfekt machte.

Für Rowland beginnt Saison 12 mit einem klaren Ziel: Er möchte als zweiter Fahrer überhaupt seinen Titel verteidigen. Ob ihm das gelingt, zeigt sich ab dem Auftaktrennen in Sao Paulo. Vielleicht geben aber schon die Pre-Season-Tests in Valencia erste Hinweise, wer 2025/26 die besten Chancen auf den Titel hat.

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1 Kommentare

EffEll ·

... und genau das ist doch der Grund, warum wir alle die Formel E so sehr lieben!!

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