Formel E

Der große e-Formel.de Saisonrückblick 2017/18 - Teil 2/4

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Die vierte Formel-E-Saison ist im Juli in New York zu Ende gegangen. Wir haben zwölf spannende und teils dramatische Rennen gesehen. Zwölf verschiedene Fahrer von neun verschiedenen Teams haben es bei mindestens einem Rennen auf das Siegerpodest geschafft. Mit Jean-Eric Vergne kürte sich der vierte Fahrer in vier Jahren zum Champion - bei den Teams ging die Trophäe erstmals nicht an Renault e.dams, sondern an Audi Sport ABT Schaeffler. e-Formel.de liefert dir die besten Stories der Saison in einem vierteiligen Saisonrückblick. Nachdem wir in unserem ersten Teil bereits mit den Saisonläufen 1 bis 3 begonnen haben, fassen wir dir heute die Rennen 4 bis 6 noch einmal zusammen.

Rennen 4: Santiago

Ein Thema bestimmt vor dem ersten Formel-E-Rennen in Chile die elektrische Motorsportwelt: Die Formel E präsentiert in einem Video das neue Fahrzeug für die fünfte Saison. Auf das "Batmobil" müssen die Fans jedoch noch fast ein ganzes Jahr warten.

Die Pole-Position von Santiago geht ein weiteres Mal an Jean-Eric Vergne, der Sebastien Buemi und Lucas di Grassi auf die Plätze verweist. Neben Sam Bird, der seinen DS Virgin in die Leitplanken wirft, ist erstmals auch Andre Lotterer in der Super-Pole dabei. Auch der Duisburger prallt nach einem Fahrfehler gegen die Leitplanke, fährt die Runde aber im Gegensatz zu Bird noch zu Ende und stellt den Techeetah auf Startplatz 3, da di Grassi nach einem Inverter-Tausch zehn Plätze nach hinten muss.

Beim Start schiebt sich Nelson Piquet jr. bis auf den zweiten Platz nach vorn, auch Lotterer kommt an Buemi vorbei. Im Mittelfeld kollidieren derweil Nick Heidfeld und Daniel Abt - beide scheiden im Anschluss mit einem Aufhängungsbruch aus. Lotterer geht kurz vor Rennhalbzeit an Piquet vorbei und sorgt somit für eine Techeetah-Doppelführung. Der erste Fahrzeugwechsel ohne Mindestzeit sieht Vergne und Felix Rosenqvist als Sieger, die meisten übrigen Piloten verlieren deutlich an Boden.

Der Franzose hat jedoch keinen Boxenfunk in seinem zweiten Fahrzeug zur Verfügung, was dazu folgt, dass er die Renndistanz falsch einschätzt: Er glaubt, mit der verbleibenden Restenergie eine weitere Runde fahren zu müssen, weshalb er auf der Geraden stets sehr früh das Strompedal lupft. Dies verleitet Lotterer zu mehreren Angriffen am Ende der Start-Ziel-Geraden, die Vergne jedoch mit vollem Einsatz abblocken kann. Am Ende steht der erste Doppelsieg der Formel-E-Geschichte - im Nachhinein jedoch äußerst umstritten.

Der Grund: Techeetah und Dragon befestigten verbotenerweise Kabelbinder an den neuen Sicherheitsgurten, mit denen Fahrer und Mechaniker die Gurte schneller zuziehen können. Die Rennkommissare belassen es trotz der unerlaubten Modifikation, die den Fahrern einen Wettbewerbsvorteil verschaffte, bei einer Geldstrafe, was in den sozialen Medien zu einem großen Aufschrei führt - gerade mit der harten Abt-Disqualifikation von Hongkong im Hinterkopf.

Rennen 5: Mexiko-Stadt

Obwohl Audi das Inverter-Problem endlich erkannt und gelöst hat, müssen die Ingolstädter das Rennen in Mexiko vorerst noch mit der alten Version des Inverters bestreiten - eine Modifikation der homologierten Teile darf erst nach einer Frist von 30 Tagen vorgenommen werden. Die FIA stell zudem klar, dass Manipulationen der Sicherheitsgurte grundsätzlich verboten sind.

Im Qualifying dann eine erneute Sternstunde für Rosenqvist: Er sichert sich die Pole-Position vor Oliver Turvey und Buemi. Di Grassi und Bird starten nach Rückversetzungen wegen Inverter- bzw. Getriebewechsels aus der letzten Startreihe.

Rosenqvist gewinnt den Start und fährt souverän an der Spitze des Feldes. In Runde 14 dann der Schock für alle Fans des jungen Schweden: Sein Mahindra bleibt in der Zielkurve stehen. Es gelingt Rosenqvist zwar, das Fahrzeug neu zu starten, aber er liegt nun auf Platz 20. Der Shutdown wiederholt sich wenige Runden später. Rosenqvist wechselt sehr früh ins zweite Auto und gibt das Rennen schließlich auf. Das gleiche Schicksal widerfährt auch seinem Teamkollegen Nick Heidfeld. Turvey führt nun vor Buemi und Daniel Abt, aber der Schweizer verbremst sich in der ersten Kurve, wodurch Abt vorbeikommt.

Die Entscheidung im Kampf um den Rennsieg fällt beim Fahrzeugwechsel: Daniel Abt ist hier deutlich schneller als Turvey und übernimmt die Führung, die er unangefochten ins Ziel rettet. Es ist der erste Sieg eines deutschen Fahrers in der Formel E. Zweiter wird trotz massiven Drucks von Buemi der NIO-Pilot Turvey, der sein bestes Karriereresultat feiert. Vergne vergrößert mit Platz 5 seinen Vorsprung in der Gesamtwertung, da Rosenqvist und Bird leer ausgehen. Der Brite kollidiert wenige Runden vor dem Ziel mit Nico Prost, der seinen Renault e.dams anschließend mit gebrochener Radaufhängung abstellt. Bird kann mit dem beschädigten Wagen weiterfahren, kommt aber am Ende nur auf Platz 17.

Rennen 6: Punta del Este

In Genf zeigt die Formel E erstmals den neuen "Gen2"-Boliden dem interessierten Publikum. Auch manche Teams wie Nissan stellen dort erstmals ihr Fahrzeug für die fünfte Saison vor. Carmen Jorda macht sich bei diversen Rennfahrerinnen unbeliebt, indem sie ihnen die Formel E anstelle der Formel 1 als Karriereziel empfiehlt - wegen der geringeren physischen Anforderungen in der Elektroserie. Dann geht es an den Strand von Uruguay.

Die Super-Pole auf der bereits nach dem Shakedown von den Fahren als gefährlich bezeichneten Strecke verkommt zur Farce: Drei der fünf Piloten werden disqualifiziert, weil sie auf ihrer Runde einen Poller in der Schikane berührt haben. Eine weitere Disqualifikation gibt es für Evans, weil die Gewichtsverteilung seines Jaguars nicht dem Reglement entsprach. Die Pole-Position geht somit kampflos an den langsamsten der fünf Piloten, Jean-Eric Vergne.

Im Rennen folgt eine der besten Saisonleistungen des Franzosen: Nahezu von der Start- bis zur Ziellinie muss er sich Angriffen von di Grassi erwehren, was ihm auch souverän gelingt. Di Grassi kämpft mit allen Mitteln, findet jedoch keinen Weg vorbei. Mit seinem zweiten Saisonsieg baut Vergne seine Meisterschaftsführung weiter aus. Für di Grassi, der bislang drei Punkte auf dem Konto hatte, beginnt eine bemerkenswerte Serie - er wird in allen weiteren Rennen auf einem der beiden oberen Treppchenstufen stehen.

Daniel Abt liegt auf dem dritten Platz, als sich seine Gurte lösen. Aus Sicherheitsgründen fährt der Deutsche sofort an die Box - der Traum vom Kampf um den Titel scheint mit Platz 14 somit schon zur Saisonhalbzeit ausgeträumt. 10.000 Euro kostet es di Grassi zudem, dass er sich vor dem Rennen für die falsche Unterwäsche entschieden hat - sie verfügt nicht über die notwendige FIA-Freigabe. Ein Fehler, der nicht zum letzten Mal in dieser Saison auftreten sollte...

Das Rennen geht jedoch wegen einer anderen, kaum beachteten Tatsache in die Formel-E-Annalen ein: Es ist das einzige von 45 Rennen, bei dem das Team Renault e.dams antrat und keinen einzigen Zähler mitnimmt. Buemi ist früh im Rennen nach einem Fahrfehler in die Streckenbegrenzung geprallt und ausgeschieden. Prost hatte nach einem Batteriewechsel eine Zeitstrafe von zehn Sekunden erhalten, die ihm jede Chance auf die Punkteränge raubt. Er kommt auf Platz 14 ins Ziel.

Den dritten Teil unseres großen Saisonrückblicks liest du in wenigen Tagen auf e-Formel.de.

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