Formel E

Der große e-Formel.de Saisonrückblick 2017/18 - Teil 3/4

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Die vierte Formel-E-Saison ist im Juli in New York zu Ende gegangen. Wir haben zwölf spannende und teils dramatische Rennen gesehen. Zwölf verschiedene Fahrer von neun verschiedenen Teams haben es bei mindestens einem Rennen auf das Siegerpodest geschafft. Mit Jean-Eric Vergne kürte sich der vierte Fahrer im vierten Jahr zum Champion - bei den Teams ging die Trophäe erstmals nicht an Renault e.dams, sondern an Audi Sport ABT Schaeffler. e-Formel.de liefert dir die besten Stories der Saison in einem vierteiligen Saisonrückblick. Nachdem wir bereits das erste und das zweite Viertel der Saison unter die Lupe genommen haben, fassen wir dir heute die Rennen 7 bis 9 noch einmal zusammen.

Rennen 7: Rom

Die Vorfreude der deutschen Formel-E-Fans auf das einzige Rennen in Deutschland wächst: Der Berlin E-Prix wird live von der ARD übertragen, außerdem soll Nico Rosberg dort Demo-Runden im neuen Formel-E-Boliden fahren! Wenig Vorfreude auf die Kollektiv-Testfahrten für die nächste Saison gibt es jedoch bei BMW und NIO: Beide Hersteller lassen den ersten Hersteller-Test aus. NIO kündigte dies bereits Wochen vorher an, BMW sagt kurzfristig nach einem "unerwarteten Fehler" ab. Alejandro Agag verrät derweil, Bernie Ecclestone als Berater der Formelserie gewonnen zu haben. Dies stellt sich bei einem Blick auf den Kalender jedoch als April-Scherz heraus. Bei einem Besuch im Vatikan segnet Papst Franziskus ein Demo-Fahrzeug der Formel E und mehr als die Hälfte der Fahrer.

Nachdem Alex Lynn in beiden Freien Trainings mit Unfällen für Trainingsunterbrechungen sorgte, schlägt erneut die Stunde von Felix Rosenqvist: Der Schwede sichert sich seine dritte Pole-Position der Saison vor Lynns Teamkollege Sam Bird. Aufregung in der Boxengasse: Antonio Felix da Costa übersieht beim Herausfahren aus der Box Jose Maria Lopez. Beide Piloten kollidieren, müssen folglich zuschauen und starten aus der letzten Startreihe.

Das Rennen beginnt unspektakulär, es gibt keine Positionsverschiebungen an der Spitze. Kurz vor den Boxenstopps kollidieren Lopez, Nick Heidfeld und Oliver Turvey, Luca Filippi und Edo Mortara prallen anschließend in das gestrandete Fahrzeug von Turvey. Nach den Fahrzeugwechseln bricht beim Führenden Rosenqvist die Hinterradaufhängung beim Überfahren der Randsteine - erneut ein Ausfall für den jungen Schweden. Bird führt nun vor Mitch Evans und Sebastien Buemi, aber Lucas di Grassi startet eine Aufholjagd: Er überholt zunächst den Schweizer, der im Laufe des Rennens noch weitere Positionen verliert, und fährt dann die Lücke zum Führungsduo zu. Es beginnt ein spannender Kampf um den Sieg, der dazu führt, dass auch Andre Lotterer und Daniel Abt aufschließen können. Di Grassi kämpft sich an Evans vorbei, dem die Energie auszugehen droht. Und genau so kommt es wenige Meter vor der Ziellinie - am Ende nur Platz 9 für den Neuseeländer. Bird meldet sich mit seinem zweiten Saisonsieg im Titelkampf zurück, er ist nun erster Verfolger von Vergne.

Rennen 8: Paris

Überraschung bei NIO: Ma Qing Hua ersetzt für ein Rennen Luca Filippi - das Team will dem jungen Chinesen Rennpraxis ermöglichen, bevor bei den letzten drei Rennen kein Fahrertausch mehr durchgeführt werden darf. Ein Experiment mit überschaubarem Erfolg. Vor dem Rennen finden davon abgesehen die zweiten Kollektiv-Testfahrten der Hersteller statt - dieses Mal sind alle neun Hersteller dabei. Sebastien Buemi absolviert anschließend einen Demolauf mit seinem Renault-e.dams-Boliden in Zürich.

Nach Alex Lynn in Rom sorgt in Paris Nelson Piquet jr. mit Unfällen in beiden Freien Trainings für rote Flaggen. Der Brasilianer muss das Qualifying in Ermangelung eines fahrtüchtigen Wagens auslassen. Die Pole-Position sichert sich Vergne bei seinem Heim-E-Prix vor seinem Meisterschaftsrivalen Bird. In der zweiten Startreihe stehen mit Lotterer und Maro Engel zwei deutsche Piloten vor Antonio Felix da Costa.

Ma kommt nicht vom Startplatz weg und verliert eine ganze Runde. Da sein geparkter NIO nicht ganz ungefährlich auf der Geraden steht, gibt es eine Full-Course-Yellow-Phase, bei der auch diverse Trümmer von der Strecke geräumt werden: Tom Blomqvist war auf Nico Prost aufgefahren, Evans anschließend in das Heck des Andretti-Fahrers geprallt. Nach der erneuten Freigabe des Rennens folgt die Aufholjagd des von Platz 14 gestarteten Abt: Platz um Platz kämpft sich der Audi-Fahrer nach vorne, vor dem Fahrzeugwechsel ist er bereits Sechster.

In der zweiten Rennhälfte setzt sich Vergne an der Spitze ab, dahinter verliert Bird an Boden und Positionen. Lotterer und di Grassi gehen kurz nacheinander vorbei. Nach hinten hat der Brite jedoch wenig zu befürchten, es existiert bereits eine große Lücke zu Engel, der sich nach wie vor gegen Buemi und Abt verteidigt. Di Grassi will sich nicht mit dem dritten Platz zufriedengeben und greift immer wieder Lotterer an, der bei der Verteidigung jedoch den Überblick über die verbleibende Energie seines Wagens verliert. Und so kommt, was kommen musste: Lotterer geht wenige Kurven vor dem Ziel der Strom aus.

Di Grassi kommt vorbei, doch vor dem von hinten herannahenden Bird fährt Lotterer auf die Ideallinie zurück. Bird kann die Kollision nicht vermeiden, dem Briten bricht dabei die Radaufhängung vorne rechts. Auf drei Rädern kann er sich ins Ziel retten - weniger als 0,4 Sekunden vor Engel, dem Überraschungsmann des Tages. Lotterer rollt auf Platz 6 über die Ziellinie, erhält für sein Verhalten aber eine Rückversetzung um zehn Startplätze in Berlin. Vergne gewinnt ungefährdet sein Heimrennen und macht somit einen riesigen Schritt in Richtung Fahrertitel.

Rennen 9: Berlin

Formel E in Berlin und gleichzeitig DTM am anderthalb Autostunden entfernten Lausitzring - die Begeisterung über die Terminkollision hält sich bei Fans wie bei Fahrern gleichermaßen in Grenzen. Besonders bei Edoardo Mortara, der aus vertraglichen Gründen in der DTM fahren muss und bei Venturi durch Tom Dillmann ersetzt wird. Routinier Stephane Sarrazin kehrt bei Andretti ins Cockpit zurück, Blomqvist konzentriert sich nach mäßigen Leistungen ab sofort wieder auf den GT-Sport bei BMW. Alejandro Agag bietet derweil den Anteilseignern der Formel E 600 Millionen Euro für ihre Anteile, um die vollständige Kontrolle über die Formel E zu erhalten - ein Angebot, dass jedoch niemand der Teilhaber annehmen wird.

HWA gibt außerdem den Formel-E-Einstieg zu Saison 5 bekannt. Die Motoren liefert Venturi, die ihrerseits mit "Big News" aufwarten können: Felipe Massa wird als neuer Fahrer für die monegassische Equipe präsentiert. HWA und Massa werden dabei ihr Debüt in Diriyya, einem Stadtteil der saudi-arabischen Hauptstadt Riad geben. Die Formel E gibt überraschend einen 10-Jahres-Deal mit den Arabern bekannt - was auf massive Kritik stößt.

Im Qualifying von Berlin deutet sich an, dass es der Tag von Daniel Abt werden soll - Pole-Position für den Audi-Piloten vor Turvey und Vergne. Im Rennen wirft Rosenqvist bereits in der ersten Kurve seine Sieg- und damit auch seine wohl allerletzten Meisterschaftschancen weg, als er sich auf der Außenseite der Strecke an allen vorbeimogeln will und sich dabei verbremst. Er fällt zurück auf Platz 15. Jerome d'Ambrosio ist der Gewinner des Starts, er ist plötzlich Dritter - kann jedoch die Pace der Spitzenfahrer nicht mitgehen und liegt nach ein drei Runden nur noch auf Platz 6. Di Grassi schnappt sich Vergne und Turvey und sorgt somit für eine Audi-Doppelführung, die bis ins Ziel Bestand haben soll.

Nach dem Fahrzeugwechsel kann Turvey die Pace nicht mehr mitgehen, Buemi und Vergne gehen vorbei. Dass der Franzose trotz der Meisterschaftsführung aggressiv im Zweikampf ist, beweist er, als er an Buemi vorbeigeht. Kurz vor dem Ziel verbremsen sich Piquet und Lopez im Kampf um Platz 9 synchron, beim Zurückfahren auf die Strecke kollidiert der Argentinier mit Rosenqvist. An der Spitze gelingt Audi das erste "perfekte Rennen" der Formel-E-Geschichte - 47 Punkte dank Pole-Position, Sieg und schnellster Rennrunde von Daniel Abt, der zudem das gesamte Rennen führte, sowie dem zweiten Platz von Lucas di Grassi. Audi liegt nun auf Platz 2 der Teamwertung.

Der vierte und letzte Teil unseres großen Saisonrückblicks folgt in einigen Tagen auf e-Formel.de.

Foto: Shivraj Gohil / Spacesuit Media

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