Formel E

Der große e-Formel.de Saisonrückblick 2018/19 - Teil 3/3

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Die fünfte Formel-E-Saison ist im Juli in New York zu Ende gegangen. Nach 13 spannenden, abwechslungsreichen und teils äußerst chaotischen Rennen kürte sich Jean-Eric Vergne zum ersten Doppelchampion der Elektrorenserie vor den beidne Dauerrivalen Sebastien Buemi und Lucas di Grassi. Bei den Teams feierte DS Techeetah am Ende den Titel und verwies Audi sowie Envision Virgin Racing auf die Plätze 2 und 3. e-Formel.de liefert dir die besten Stories der Saison in einem dreiteiligen Saisonrückblick. Nachdem wir in Teil 1 bereits mit den Saisonläufen 1 bis 3 und im zweiten Teil mit den Rennen 4 bis 8 befasst haben, kommt heute der Rückblick auf die spannende Endphase der Saison.

Rennen 9: Monaco E-Prix

Nach dem bis dato besten Saisonresultat eines Dragon-Piloten beim Paris E-Prix durfte Maximilian Günther auch in Monaco starten. Venturi stieg als erstes Team in die neue SUV-Rennserie Extreme E ein, und Alejandro Agag räumte Gespräche mit mehreren deutschen Städten über einen möglichen E-Prix ein. Mitch Evans wurde unterdessen mit Porsche in Verbindung gebracht und bestätigte den Kontakt zu anderen Teams neben seinem Arbeitgeber Jaguar.

Der Monaco E-Prix sollte zur Machtdemonstration von Jean-Eric Vergne werden, der sich zunächst die Pole-Position und dann auch den Sieger sicherte. Nachdem er bereits in Sanya gewonnen hatte, beendete Vergne im neunten Rennen die Serie von unterschiedlichen Rennsiegern. Zudem übernahm der Franzose die Führung in der Gesamtwertung. Die Story des Wochenendes schrieb jedoch ein anderer Pilot: Felipe Massa gelang beim Venturi-Heimrennen sein erstes Formel-E-Podium, das er Teamboss Gildo Pastor widmete. Ein sehr emotionaler Moment für den Brasilianer und das Team.

Das Rennen selbst war für Formel-E-Verhältnisse eher unspektakulär, auch bedingt durch die enge Strecke und die Platzierung der Attack-Zone, die eine Aktivierung des Attack-Modes ohne jeglichen Zeitverlust erlaubte. Lediglich ein Verbremser von Pascal Wehrlein, der ihn vom zweiten auf den vierten Platz zurückwarf, der Ausfall von Lucas di Grassi nach Kollision mit Alexander Sims und die Aufholjagd von Sam Bird, der dann jedoch in der vorletzten Runde mit einem Reifenschaden ausschied, waren nennenswerte Vorfälle.

Rennen 10: Berlin E-Prix

Im Vorfeld des Berlin E-Prix Ende Mai offenbarte der Finanzbericht der Formel E einen neuen Rekordumsatz, wenngleich die Rennserie erneut mit einem Verlust abschloss. Sebastien Buemi fuhr einen Monat vor dem E-Prix bei einem Showrun mit dem Formel-E-Boliden durch die Straßen von Bern. Max Günther durfte auch in Berlin wieder für Dragon an den Start gehen.

Am Rennwochenende in Berlin, das sich erstmalig für einen "Single-Header" über zwei Tage erstreckte, sicherte sich Sebastien Buemi die Pole-Position. Für Andre Lotterer hingegen endete die Qualifikation in einem Desaster: Der DS-Pilot verpasste es um einen Wimpernschlag, seine fliegende Runde vor Ablauf der Zeit zu starten und musste von hinten starten.

Das Rennen war jedoch eine klare Angelegenheit für Lucas di Grassi, der souverän seinen zweiten Saisonsieg einfuhr. Buemi wurde Zweiter vor Jean-Eric Vergne, der die Gesamtführung behauptete. Lotterers Aufholjagd blieb wegen eines Batteriedefekts unbelohnt. Die Platzierung der Attack-Zone an der Außenseite von Kurve 6 sorgte für einen relativ großen Zeitverlust, die Strecke ließ jedoch auch Überholmanöver mit der Mehrleistung zu. Auch die Pressekonferenz nach dem Rennen war unterhaltsam: Buemi warf seinen Konkurrenten vor, dass sie angesichts der starken Nissan-Performance im Qualifying "immer nur am Heulen" seien.

Rennen 11: Swiss E-Prix

Nach dem deutschen E-Prix veröffentlichte Porsche auf seiner "Road to Formula E" einen Zwischenstand der Entwicklungen, während die Zukunft von Jose Maria Lopez in der Formel E immer ungewisser wurde. Gerüchte verfestigten sich, Venturi könnte in Saison 6 als Mercedes-Kundenteam starten. Überraschenderweise würde es jedoch kein Rennen in der Schweiz geben: Der neu vorgestellte Rennkalender für Saison 6 sah keinen Lauf in der Alpenrepublik vor. Was er hingegen vorsah, waren drei Terminkollisionen mit der WEC, was sogar FIA-Präsident Jean Todt sauer machte. Apropos WEC: Mehrere Formel-E-Piloten waren unterdessen erfolgreich bei den 24 Stunden von Le Mans am Start.

Am Donnerstag vor dem Swiss E-Prix in Bern demonstrierten hunderte Fahrradfahrer mit einer Fahrt über die Strecke gegen die Durchführung des Rennens. Dabei kam es zu Ausschreitungen: Werbebanner wurden abgerissen und Kabel durchschnitten. Der Sachschaden belief sich auf rund 400.000 Schweizer Franken. Neue Werbebanner mussten eigens aus London eingeflogen werden, was auch eine Verzögerung des Shakedown am Freitag nach sich zog.

Am Samstag sicherte sich Jean-Eric Vergne mit einer meisterhaften Runde die Pole-Position von Bern. Der Gesamtführende unterstrich seine Titelambitionen mit der schnellsten Runde in der Super-Pole vor Evans und Buemi, während sein ärgster Titelkonkurrent, Lucas di Grassi, nur auf Platz 19 landete. Im Rennen kam es direkt nach dem Start zu einer Massenkarambolage in der ersten Schikane, bei der Pascal Wehrlein und Max Günther die Strecke blockierten. Da di Grassi - wie auch andere - die Unfallstelle durch die Auslaufzone umfuhr und so elf Positionen gewinnen konnte, war er anschließend nicht damit einverstanden, nach dem folgenden Rennabbruch wieder von seiner ursprünglichen Startposition ins Rennen gehen zu müssen. Für Robin Frijns war das Rennen zu diesem Zeitpunkt schon vorbei - er war nach einem Schubser von Jerome d'Ambrosio in die Mauer eingeschlagen.

Beim Restart ging alles glatt, Vergne und Evans setzten sich ab. Der Neuseeländer war offensichtlich der schnellere der beiden Piloten, biss sich aber an Vergne die Zähne aus. Bird überholte mit einem sehenswerten Manöver Günther – laut unserer Umfrage nach Saisonende das Überholmanöver des Jahres. Dann öffnete der Himmel zwei Runden vor Schluss seine "Schleusen". Die Positionen blieben jedoch unverändert: Vergne gewann und baute seinen Vorsprung in der Meisterschaft weiter aus, genau wie sein Team DS Techeetah - eine kleine Vorentscheidung in beiden Wertungen. Wegen einer nachträglichen Strafe für Andre Lotterer blieb Audi allerdings noch in Reichweite und konnte sich Chancen auf den Teamtitel ausrechnen. Vergne kürte sich mit dem Sieg außerdem zum Gesamtsieger der voestalpine European Races 2019.

Rennen 12: New York City E-Prix (Samstag)

Daniel Abt, dessen Formel-E-Zukunft auch nach dem Swiss E-Prix noch offen war, kündigte ein mögliches Karriere-Ende an, sollte er keinen neuen Vertrag bei Audi bekommen. Test- und Ersatzfahrer Nico Müller liebäugelte bereits mit dem Cockpit des Allgäuers. Wenige Tage vor dem New York City E-Prix unterschrieb Abt jedoch einen neuen Vertrag bei den Ingolstädtern. In Zürich gab es derweil ein "Nein" des Stadtrates zur Bewilligung eines Rennens - die geplante Streckenführung entsprach nicht den Vorstellungen der Politiker. Als mögliche Alternative machte nur einen Tag später St. Moritz auf sich aufmerksam.

Gary Paffett und Stoffel Vandoorne testeten für Mercedes in Varano, Dragon hingegen sorgte sich um seinen Motor für die neue Saison. Dann präsentierte die Formel E einen spektakulären neuen Kurs für Mai 2020: Die Strecke in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul führt unter anderem durch das Olympiastadion. Extreme E stellte derweil beim "Goodwood Festival of Speed" ihr von Spark Racing Technologies entwickeltes Einheitschassis vor. ABT Sportsline wurde unterdessen als zweites Team, HWA Racelab kurz danach als drittes Team der Elektro-SUV-Serie bekanntgegeben. Für die siebte Formel-E-Saison wurden indes ein Mindestgewicht für Fahrer und weniger Testfahrten für die Hersteller diskutiert.

Beim ersten Rennen in New York holte sich Sebastien Buemi die Pole-Position vor Alex Lynn – seine dritte der Saison. Damit wahrte er seine theoretischen Chancen auf den Gewinn des Fahrertitels. Vergne startete nur als Zehnter, di Grassi gar nur von Platz 14. Eine Kollision zwischen Sam Bird und Jose Maria Lopez sollte kurz nach dem Start für eine Vertagung der Entscheidung im Titelkampf sorgen: Vergne fuhr auf Vandoorne auf, dahinter liefen Lotterer, di Grassi und Dillmann aufeinander auf. Vergne und Lotterer mussten mit Schäden an die Box, Dillmann schied aus. Di Grassi setzte das Rennen mit seinem beschädigten Wagen fort. Vergne forderte anschließend mehrfach über Funk, dass das Team Lotterer anweisen möge, den beschädigten Boliden auf der Strecke abzustellen. Er hoffte so auf ein Safety-Car, das ihm den Anschluss an das Feld ermöglichte. Das Team ignorierte seine Forderungen jedoch, Lotterer fuhr an die Box und mit einer Runde Rückstand weiter.

Dann der Schock für Jaguar: Lynn rollte bei seiner Jagd auf Spitzenreiter Buemi plötzlich ohne Vortrieb aus. Nun gab es die Safety-Car-Phase. Beim Restart attackierte Abt Sims, wobei der Audi-Fahrer auf die schmutzige Kurvenaußenbahn kam und mehrere Plätze zurückfiel. Sims ließ seinen Teamkollegen Antonio Felix da Costa kampflos passieren – BMW-Teamorder im Kampf um Platz 5 in der Meisterschaft... Vergne versuchte es mit der Brechstange im Kampf um Position 9 gegen Felipe Massa, was jedoch schiefging. Beide kollidierten, anschließend fuhren auch noch d'Ambrosio, Lotterer und Vandoorne in die Fahrzeuge. Keine Punkte für Vergne und DS Techeetah, damit blieb die Entscheidung in beiden Wertungen noch offen.

Rennen 13: New York City E-Prix (Sonntag)

Alexanders Sims erzielte am Sonntag seine erste Pole-Positio in der Formel E, was gleichzeitig das Ende der Titelträume von Buemi bedeutete. Di Grassi und Vergne starteten von den Plätzen 11 und 12. Kaum besser lief es für Evans, der nur mit einem Sieg noch den Titel hätte gewinnen können – Startplatz 8 für den Neuseeländer. Überraschend schrieb die Rennleitung eine Stunde vor Rennstart drei Aktivierungen des Attack-Modes vor, bei einer unveränderten Dauer von vier Minuten. Im Rennen zeigte Robin Frijns eine Glanzleistung und schob sich mit einem sehenswerten Manöver an Sims vorbei.

In der letzten Runde dann die endgültige Entscheidung im Titelkampf: Evans verlor wegen zu hoher Batterietemperatur an Leistung und drängte den heranstürmenden di Grassi in die Mauer. Damit war die Titelverteidigung für Vergne endgültig besiegelt. Jedoch hätte er auch ohne diesen Unfall genügend Punkte gehabt. Frijns gewann vor Sims und Buemi, der so auf den letzten Metern noch Vizemeister wurde. Die beiden Titel gingen jedoch verdientermaßen an Vergne und DS Techeetah.

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