"Der Titel ist ziemlich realistisch" - die besten Stimmen zum Samstagsrennen der Formel E in Berlin
Timo Pape
Das erste von zwei Formel-E-Rennen beim Saisonfinale von Berlin hätte kaum spannender enden können: Mit rund anderthalb Zehntelsekunden Vorsprung sicherte sich Lucas di Grassi seinen zweiten Saisonsieg vor Edo Mortara. Ähnlich eng ging es dahinter im Kampf um Platz 3 zu, den letztlich Mitch Evans ins Ziel brachte. Vor dem Finale am Sonntag haben immer noch 14 Piloten theoretische Chancen auf die Weltmeisterschaft. Wie die Fahrer ihre Rennen und Titelchancen bewerten, haben wir nach dem Samstagsrennen für dich erfragt.
Lucas di Grassi (Audi, 1.): "Es war ein schwieriges Rennen, aber wir haben es geschafft! Es gibt immer irgendwas zu verbessern, doch ich denke, das Rennen an sich war ziemlich solide. Es wird wichtiger sein, noch etwas für das Qualifying zu finden. Das Ziel für morgen ist, dass ich zumindest der Schnellste in meiner Gruppe bin und hoffentlich in die Super-Pole komme. Acht Punkte Rückstand - der Titel ist ziemlich realistisch. Ich bin 2017 mit 50 Punkten oder so Rückstand nach Montreal gereist und habe noch gewonnen."
.@LucasdiGrassi ist offensichtlich sehr zufrieden mit seinem Sieg am Samstag beim #BerlinEPrix. ?#FormelE #FormulaE #ABBFormulaE @FIAFormulaE @audisport pic.twitter.com/foiIEtvfyD
— ⚡️ e-Formel.de (@eFORMELde) August 14, 2021
Edo Mortara (Venturi, 2.): "Das Auto war konkurrenzfähig, und unsere Strategie war auch gut. Von daher bin ich ganz happy mit dem heutigen Tag. Aber was zählt, ist morgen. Wir beide (Mortara und Norman Nato) haben mit Lucas zusammen das Rennen gut gemanagt, sowohl die Energie, als auch die Reifen. Ich hatte am Ende in den letzten drei, vier Runden vielleicht ein bisschen mehr. Im Mittel war er (di Grassi) aber ein wenig schneller. Am Ende haben sie einen besseren Job gemacht als wir, aber es war knapp."
Mitch Evans (Jaguar, 3.): "Seit dem letzten Berlin E-Prix ist viel passiert. Wir sind viel stärker geworden. Trotzdem müssen wir noch ein bisschen Leistung für morgen finden - ein bis anderthalb Zehntel im Qualifying -, um richtig gut zu sein. Das Energiemanagement und die Balance waren recht gut. Auf dem anderen Layout (das Sonntag zum Einsatz kommt), waren wir letztes Jahr etwas besser. Es wäre nett (am Sonntag Meister zu werden), frag mich in 24 Stunden noch mal. Es ist extrem eng."
Norman Nato (Venturi, 4.): "Es war nicht mein bestes Rennen, denn in Valencia bin ich als Zweiter über die Linie gefahren. Das war wohl mein bestes Rennen. In Rom wurde ich Dritter, aber dann disqualifiziert. Heute würde ich nicht sagen, dass ich mit Platz 4 glücklich bin, denn wir hatten die Pace und hätten es besser machen sollen. Wir hatten keine großartige Strategie, das hat uns heute das Podium gekostet. Ich habe mein Bestes gegeben, aber es hat nicht gereicht. Für das Team sind es natürlich gute Punkte, wenn man am Ende des Tages auf den Plätzen 2 und 4 landet. Ein guter Tag für Venturi."
Jake Dennis (BMW, 5.): "Es ist schön zu sehen, wie wir das Potenzial des Autos ausschöpfen. Der Tag war gut, aber nicht perfekt. Wir hatten beispielsweise im Qualifying Verkehr auf unserer schnellen Runde. Das hat die Super-Pole kompromittiert. (Der Kontakt mit Teamkollege Max Günther beim Start) war nicht ideal, weil ich zwei Positionen verloren habe. Er wollte das sicherlich nicht - das war das Akkordeon in Kurve 1. Wahrscheinlich hat uns das das Podium gekostet, aber daran können wir nun auch nichts mehr ändern. Morgen wird hoffentlich wieder ein besserer Tag. Ich hoffe, dass das Auto morgen auch wettbewerbsfähig ist - das Rückwärts-Layout ändert einige Dinge. Ich muss den Kurs einfach nur so schnell wie möglich lernen."
Jean-Eric Vergne (DS Techeetah, 6.): "Angesichts dessen, dass ich die Pole-Position geholt und das halbe Rennen angeführt habe, bin ich natürlich nicht mit diesem Resultat zufrieden. Es gab eine Anweisung vom Team, dass ich Antonio vorbeilassen soll, aber sie kam im schlechtesten Moment des Rennens. Manchmal mache ich Fehler, und das Team beschützt mich, manchmal ist es andersherum. Wir müssen zusammenhalten und daraus für morgen lernen. Wir gewinnen und verlieren zusammen - obwohl das Team einen fantastischen Job dabei gemacht hat, uns in diese Position zu bringen. So etwas kann passieren. So ist das Leben."
Antonio Felix da Costa (DS Techeetah, 7.): "Um dieses Ding zu gewinnen, brauchen wir mehr als nur die richtige Qualifying-Gruppe. Bei mir fehlte am Ende einfach die Pace. Damit hätten wir niemals Lucas schlagen können. Ich wusste schon, dass wir einige Probleme bekommen würden, das war schon das ganze Jahr so. Wir haben einige Dinge probiert, aber noch keinen Schlüssel gefunden. Unser Auto ist sehr effizient, aber schon die gesamte Saison sind die Hinterräder unser Problem. (Der 8-Minuten-Attack-Mode) hat den Hinterrädern nicht wirklich geholfen. Ich glaube, dass es noch klappen kann. Das Auto ist auf eine Runde schnell. Wir brauchen ein kleines Wunder im Rennen."
Maximilian Günther (BMW, 8.): "Das Rennen hat relativ turbulent begonnen. In Kurve 1 gab es eine Kollision, da habe ich meine Nase beschädigt und ein paar Plätze verloren. Ich habe einen kühlen Kopf bewahrt und gewusst, dass das Rennen heute sehr lang ist. Aufgrund der heißen Temperaturen waren Energie- und Reifenmanagement sehr wichtig. Im Nachhinein betrachtet: Wenn wir den Attack-Mode ordentlich eingesetzt hätten, hätten wir mehr Plätze gutmachen können. Insgesamt bin ich mit dem Rennen aber absolut im Reinen. Ich weiß, es ist alles unheimlich eng in der Meisterschaft - sowohl bei den Teams als auch bei den Fahrern. Ich versuche, meinen Job morgen so gut wie möglich zu machen und die Saison noch mal toll zu beenden."
Rene Rast (Audi, 9.): "Es war ein turbulentes Rennen. Ich hatte gleich in Kurve 1 einen relativ großen Kontakt mit Günther. Er ist sogar aufgestiegen, wieder gelandet, und ich konnte nirgendwo hin. Dadurch habe ich zwei, drei Plätze verloren. Nach dem Safety-Car haben wir relativ früh den Attack-Mode genutzt, dann bin ich durchs Feld gefahren - bis ich hinter Lucas (di Grassi) hängen geblieben bin. Da habe ich leider viel Zeit verloren. Aus Teamsicht hätte er mich vorbeilassen sollen. Als dann alle hinter mir den Attack-Mode gezündet haben, ging es wieder in die andere Richtung. Theoretisch ist noch alles möglich, aber praktisch ist es fast unmöglich (noch den Titel zu holen). Elf Autos vor mir müssten einen schlechten Tag haben…"
Robin Frijns (Virgin, 15.): "Die Pace hat einfach komplett gefehlt. Wir hatten einfach keinen Grip, und das Auto tut nicht das, was ich will. Wir müssen jetzt untersuchen, wo das Problem liegt. Wenn ich morgen dasselbe Auto habe, wird es nicht besser laufen als heute."
Nyck de Vries (Mercedes, 22.): "Der Tag war weder großartig noch ganz schlecht. Leider haben wir heute keine Punkte erzielen können. Hoffentlich können wir uns morgen in eine Position bringen, in der wir eine gute Chance haben, es zu schaffen. Ich muss dir nicht sagen, was morgen das Ziel ist - das ist sehr offensichtlich. Wir müssen uns darauf konzentrieren, wie wir das erreichen können. Hoffentlich können wir unseren Tag von Anfang an gut gestalten, dann werden wir sehen, wie sich die Lotterie morgen entwickelt."
Sam Bird (Jaguar, DNF): "Wir wissen noch nicht, woran es lag (der technische Ausfall), und untersuchen das gerade, während wir sprechen. Bis dahin hat sich das Auto exzellent angefühlt, ich hatte bereits vier oder fünf Fahrzeuge überholt. Eine große Enttäuschung heute. Momentan bin ich ein wenig entmutigt (in Sachen WM). Vielleicht bin ich morgen wieder ein bisschen optimistischer. Das Gute ist, dass Mitch weit vorn ist. Jaguar Racing wird nächstes Jahr in jedem Fall weiter vorn in der Boxengasse sein. Wenn wir den Teamtitel gewinnen sollten, wäre das absolut unglaublich für Jaguar."
Das Finalrennen von Tempelhof startet am Sonntag um 15:30 Uhr - zu verfolgen im Liveticker auf e-Formel.de sowie im Fernsehen bei Sat.1.
zusätzliche Berichterstattung durch Tobias Wirtz & Tobias Bluhm
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