Formel E

Detailanalyse: Alle Änderungen des Sportlichen Reglements für die Formel-E-WM 2024 im Überblick

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Wenige Tage vor der nächsten Sitzung des Automobil-Weltrates hat die FIA das vollständige Sportliche Reglement für die Formel-E-Saison 2024 öffentlich gemacht. Neben einigen Anpassungen für die neuen Schnelllade-Boxenstopps ("Attack-Charge") gibt es im kommenden Jahr noch eine Reihe von weiteren Regeländerungen in der Formel E. e-Formel.de hat sämtliche Veränderungen unter die Lupe genommen und gibt dir einen umfassenden Überblick vor Saison 10.

Jedes Jahr nimmt die FIA Anpassungen am Regelwerk vor, um auf neue Gegebenheiten, geänderte Abläufe oder Vorfälle zu reagieren. Bedingt durch die Einführung des Attack-Charge waren es in diesem Jahr deutlich mehr als üblich. Folgende Änderungen am Reglement für die Saison 2024 verdienen dabei eine Erwähnung.

Artikel 3: Allgemeines

In das Sportliche Reglement wurde neu aufgenommen, dass ein Team, das zum ersten Mal in der Rennserie antritt, nun ein Jahr Zeit hat, um die verpflichtende 3-Sterne-Auszeichnung im Umwelt-Akkreditierungsprogramm der FIA zu erreichen.

Artikel 4: Lizenzen

Die Einschränkung, dass ein Formel-E-Neuling an einem 1. Freien Training teilnehmen kann, wurde gestrichen. Dies resultiert daraus, dass die Rennserie stattdessen ein separates "0. Freies Training" durchführt, wie es 2023 im Rahmen des Rom E-Prix veranstaltet wurde.

Artikel 6: Formel-E-Weltmeisterschaft

Beim Thema Punktevergabe wurde ein Fehler behoben: Bislang besagte der Artikel, dass die Punkte "pro Veranstaltung" vergeben werden. Korrekterweise muss es jedoch "pro Rennen" heißen, da bei einem "Double-Header" zweimal Punkte vergeben werden.

Es wurde klargestellt, dass der Teamchef des Teamweltmeisters bei der offiziellen FIA-Gala erscheinen muss. Zuvor war hier lediglich von den ersten drei Fahrern und des Teamchefs die Rede. Im Falle der Abwesenheit kann eine Geldstrafe von bis zu 50.000 Euro verhängt werden.

Artikel 11: FIA-Delegierte

Der Automobil-Weltverband nominiert bei den Events zusätzlich eine:n Delegierte:n für die E-Sicherheit sowie eine:n Umweltbeauftragte:n.

Artikel 12: Offizielle

Der lokale Automobilverband nominiert vor einem E-Prix zusätzlich eine:n Leiter:in des Rettungsdienstes.

Artikel 13: Anmeldungen von Teilnehmern (Teams)

Die Antrittsgebühr erhöht sich von 106.060 Euro auf 123.030 Euro.

Artikel 16: Zwischenfälle

Es wurde ergänzt, dass Zeitstrafen von fünf oder zehn Sekunden beim nächsten Boxenstopp oder dem Attack-Charge abgesessen werden müssen, sofern noch einer im Rennen ansteht: Das Fahrzeug muss an der Box zuerst zum Stehen kommen, anschließend müssen so viele Sekunden vergehen, wie als Strafe ausgesprochen wurden. Erst dann darf am Fahrzeug gearbeitet oder beim Attack-Charge aufgeladen werden. Das Fahrzeug oder den Fahrer bereits zu berühren, wird dabei als Arbeiten am Fahrzeug gewertet.

Diese Regel gilt auch bei Safety-Car oder Full-Course-Yellow. Hier darf ein Fahrer die Zeitstrafe aber nur dann absitzen, wenn er sich zu dem Zeitpunkt, an dem die Neutralisierung des Rennens ausgerufen wurde, bereits in der Boxengasse befand.

Im Rahmen einer 10-Sekunden-Stop-and-Go-Strafe darf überhaupt nicht am Auto gearbeitet werden.

Sollte ein Fahrer außerhalb der Top 10 gewertet werden, kann eine Zeitstrafe in eine Startplatzstrafe für das nächste Rennen umgewandelt werden. Bislang ging dies nur dann, wenn der Fahrer das Rennen nicht beendete.

Artikel 21: Fahrzeuglackierung

Der Hinweis, dass beide Fahrzeuge im Wesentlichen eine ähnliche Lackierung haben müssen, wurde gestrichen. Das Kameragehäuse bei einem der beiden Fahrzeuge muss dabei immer neongelb sein. Zuvor stand dort nur "fluoreszierend".

Artikel 21: Testfahrten

Der Passus, dass ein Fahrer maximal an zwei offiziellen Testtagen teilgenommen haben darf, um für den Rookie-Test zugelassen zu werden, wurde gestrichen.

Artikel 23: Boxengasse

Die Teams dürfen für die Fahrer in der Boxengasse nun Markierungen für die Boxenstopps anbringen. Diese müssen sie nach dem Event jedoch immer wieder entfernen.

Der Renndirektor darf Fahrer nun in Ausnahmefällen anweisen, bereits vor dem Aufleuchten der grünen Ampel aus der Garage in die Boxengasse zu fahren.

Artikel 24: Technische Abnahme & administrative Prüfungen

Die Fahrzeuge stehen nun nicht nach der technischen Abnahme, sondern mit Beginn der Veranstaltung unter Parc-ferme-Bedingungen.

Artikel 25: Reifen & Reifenbeschränkungen während der Veranstaltungen

Es ist verboten, Rad-Reifen-Kombinationen mehr als fünf Minuten vor der Öffnung der Boxengasse vor einem Training aus dem vorgesehenen Bereich zu entfernen.

Artikel 27: Allgemeine Anforderungen an Fahrzeuge & Personal

Hier wurde der Hinweis ergänzt, dass neues Personal, das zusätzlich zu den 27 regulären Mitarbeiter:innen vor Ort sein darf, vorher noch nie bei einem E-Prix eine operative Rolle übernommen haben darf.

Weiteres Teampersonal oder Gäste des Teams dürfen sich nur dann in der "Viewing Area" der Box aufhalten, wenn die Strecke "live" ist, also ab fünf Minuten vor Beginn eines Trainings oder ab der Grid-Prozedur vor dem Rennstart.

Artikel 28: Ersatzfahrzeuge, -motoren, -batterien & -getriebe

Die im Vorjahr eingeführte Regelung, dass jedes Team für Motor, Getriebe und Inverter mit Ausnahmegenehmigung der FIA zwei Joker verwenden darf, wurde wieder gestrichen.

Artikel 30: Allgemeine Sicherheitsbestimmungen

Es wurde ergänzt, dass Verstöße gegen die Brandschutzbestimmungen des Promoters eine Disqualifikation nach sich ziehen können.

Artikel 31: Training

Hier wurde ergänzt, dass Fahrzeuge bei einer roten Flagge in ihre Garagen hineinfahren sollen, wenn sie an der Box ankommen.

Artikel 32: Freies Training

Die FIA darf nun abweichende Regeln für den Shakedown festlegen, um dort Tests durchzuführen. Die Verwendung der Maximalleistung von 350 kW darf nur im Einklang mit den Vorgaben des Batterieherstellers erfolgen.

Artikel 33: Qualifying

Die Meldepflicht der verwendeten Reifen zehn Minuten vor Beginn des Qualifyings wurde gestrichen. Außerdem wurde präzisiert, dass Fahrer, deren Rundenzeit in einem Duell gestrichen wurde, hinter den Fahrern einsortiert werden, die eine gültige Rundenzeit erzielt haben.

Fahrer, die während des Qualifyings auf der Strecke stehenbleiben, dürfen nur dann nicht mehr am weiteren Qualifying teilnehmen, wenn sie nicht wieder aus eigener Kraft losfahren konnten. Zuvor galt dies für jeden Fahrer, der auf der Strecke stehen blieb.

Artikel 36: Startprozedur

Auch hier wurde die Meldepflicht der verwendeten Reifen zehn Minuten vor Beginn des Rennens gestrichen. Sollte ein Fahrer nach dem 15-Sekunden-Signal Hilfe benötigen, wird der Startvorgang unterbrochen, damit Sportwart:innen das Fahrzeug in die Boxengasse schieben können. Wenn das Dummy-Grid geräumt ist, wird der Startvorgang fortgesetzt.

Außerdem wurde ergänzt, dass bei einem Start hinter dem Safety-Car die Zeit für die Ermittlung der Runden, um die ein Rennen verlängert wird, mitgezählt wird.

Artikel 37: Rennen

Der Attack-Mode muss fortan nicht mehr zwingend zweimal aktiviert werden. Außerdem wurde präzisiert, dass ein Fahrer in seinen ersten beiden Runden den Attack-Mode nicht aktivieren darf. Zuvor hätte ein Fahrer dies gedurft, wenn der Spitzenreiter die zweite Runde des Rennens zu diesem Zeitpunkt bereits beendet gehabt hätte.

Der Hinweis, dass beim Attack-Mode zusätzliche Energie verwendet werden darf, wurde gestrichen. Der Hinweis, dass der Attack-Charge bei ausgewählten Rennen zum Einsatz kommen soll, wurde durch einen Verweis auf ein Rundschreiben vor dem Beginn eines Events ersetzt.

Außer den zwei Personen, die zur Aufladung gebraucht werden, darf sich während des Schnellladevorgangs kein weiteres Teampersonal im Bereich vor der Boxengasse aufhalten. Auch Reifenwechsel sind vor dem Ende des Ladevorgangs nicht erlaubt.

Den Teams ist es verboten, beide Fahrzeuge gleichzeitig in die Box zu holen, um den Attack-Charge durchzuführen. Es darf sich beim Schnellladen immer nur ein Auto an der jeweiligen Box befinden. Beim Attack-Charge muss zudem eine Mindeststandzeit eingehalten werden.

Der Attack-Charge darf nur dann verwendet werden, wenn sich die Batterie in einem vorgegebenen Fenster ihres Ladestatus befindet. Sollte ein Fahrer noch keinen Attack-Charge verwendet haben und das Rennen abgebrochen werden, so werden eine Stop-und-Go-Strafe sowie zusätzlich 20 Sekunden auf seine Rennzeit addiert.

Artikel 40: Rennunterbrechungen

Anstatt das Zeitnahme-System zu stoppen, wird im Falle einer Rennunterbrechung nun nur die Rennzeit gestoppt, gefahrene Runden werden gezählt.

Artikel 41: Wiederaufnahme des Rennens

Die bei einem Neustart unter Safety-Car-Bedingungen bis zur grünen Flagge oder bis zum Erlöschen der Startampel zurückgelegte Rennzeit wird für die zusätzlichen Runden gewertet.

Anhang 2: Podiumszeremonie

Anstatt auf einem Tisch seitlich neben dem Podium, sollen die vier Trophäen nun auf vier einzelnen Sockeln stehen. Dies wurde auch bereits in der abgelaufenen Saison so gehandhabt.

Es gibt bei der Siegerehrung nun ausschließlich digitale Flaggen, die im Format 16:9 oberhalb des Podiums gezeigt werden. Anstelle von grünem oder dunkelblauem Teppich soll das Podium nun mit rutschfestem Vinyl überzogen sein.

Anstelle von drei Personen zur Übergabe der Trophäen darf die Anzahl der anwesenden Personen nun individuell festgelegt werden. Diese müssen sich jedoch immer auf derselben Seite des Podiums aufhalten. Der Präsentator der Podiumszeremonie muss nun nicht mehr identisch mit dem Verantwortlichen für die Verleihung sein. Außerdem entfällt die Pflicht, für das Publikum sichtbar zu sein, wenn er/sie die Sieger aufruft.

Der Passus, dass kein Kameramann bei der Siegerehrung anwesend sein darf, wurde gestrichen.

Jeweils drei Wasserflaschen, Handtücher und Kappen müssen im Parc-ferme für die Fahrer bereitliegen. Die Fahrer müssen nach dem Verlassen der Fahrzeuge und der anschließenden Wiegeprozedur die Siegerkappen überreicht bekommen, die sie für den Rest der Übertragung auf dem Kopf tragen müssen.

Anhang 3: Organisationsregeln

Jeder Renngewinner muss in der Zeit von Montag bis Mittwoch nach einem Rennen für eine Zeit von einer Stunde für virtuelle Medienaktivitäten der Formel E zur Verfügung stehen. Der Titelgewinner muss am Montag nach dem letzten Saisonrennen sogar den gesamten Tag für Medienaktivitäten zur Verfügung stehen.

Die Fahrer haben dafür keinen Anspruch auf Bezahlung, im Falle des Nichterscheinens oder einer Verspätung wird der Vorfall den Rennkommissar:innen gemeldet.

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