Detailanalyse: Alle Anpassungen am Sportlichen Reglement für die Formel-E-WM 2025/26 im Überblick
Tobias Wirtz
Jack Morrison / Spacesuit Media
Im Anschluss an die Sitzung des Automobil-Weltrates im Oktober hat die FIA das vollständige Sportliche Reglement für die Formel-E-Saison 2025/26 öffentlich gemacht. Neben einigen Anpassungen, die den Attack-Mode der Fahrzeuge betreffen, gibt es in der kommenden Saison noch eine Reihe von weiteren Regeländerungen in der Formel E. e-Formel.de hat sämtliche Veränderungen unter die Lupe genommen und gibt dir einen umfassenden Überblick vor Saison 12.
Jedes Jahr nimmt die FIA Anpassungen am Regelwerk vor, um auf neue Gegebenheiten, geänderte Abläufe oder Vorfälle zu reagieren. Aber auch Änderungswünsche von Fahrern und Teams wird dabei Rechnung getragen. Folgende Änderungen am Reglement für die Saison 2025/26 verdienen dabei eine Erwähnung.
Präambel
Hier wurde ein redaktioneller Fehler des Regelwerkes der Vorsaison korrigiert: Der 2024/25 neu eingeführte WM-Titel für den erfolgreichsten Hersteller wurde ergänzt, sodass hier nun steht, dass drei Meisterschaften ausgetragen werden.
Artikel 3: Allgemeine Bedingungen
Hier wurde die Beschreibung der Rolle eines Herstellers in der Formel-E-Weltmeisterschaft ergänzt. Insbesondere wurde hinzugefügt, dass ein Verstoß gegen das Hersteller-Registrierungsformular als Verstoß gegen das Sportliche Reglement betrachtet wird.
Artikel 4: Lizenzen
Hier stellt die FIA nun klar, unter welchen Bedingungen ein Fahrer als Rookie gezählt wird: Ein Fahrer, der noch nie an einem E-Prix teilgenommen hat oder zum ersten Mal an einem E-Prix teilnimmt, gilt bis zum Ende der Saison seiner ersten Teilnahme oder bis zu dem Zeitpunkt, an dem er an zwei E-Prix in verschiedenen Saisons teilgenommen hat, als Rookie. Die Teilnahme an einem Rookie-Training zählt nicht als Teilnahme an einem E-Prix.
Konkret gilt damit Felipe Drugovich wegen seines Einsatzes beim Berlin E-Prix 2025 in der kommenden Saison nicht mehr als Rookie, Pepe Marti hingegen schon - und zwar bis einschließlich zum Saisonfinale in London.
Artikel 6: Formel-E-Weltmeisterschaft
Neben den drei erstplatzierten Fahrern und dem Teamchef des siegreichen Teams muss nun auch ein Fahrzeug des Teams neben dem notwendigen Personal, um das Auto zu betreiben, an der jährlichen FIA-Preisverleihung teilnehmen. Auch hier wird im Falle der Abwesenheit eine Geldstrafe von 50.000 Euro fällig, Die Geldstrafen werden immer für das Team ausgesprochen, von dem der Fahrer, der Teamchef oder das Fahrzeug nicht anwesend war.
Artikel 13: Anmeldungen von Teilnehmern
Teams müssen eine erhöhte Antrittsgebühr von 145.500 Euro pro Saison zahlen. In der Vorsaison waren dies noch 135.825 Euro gewesen.
Artikel 16: Zwischenfälle
Die Rennkommissare haben nun nicht mehr das Recht, eine bereits ausgesprochene Zeit- oder Durchfahrtsstrafe in eine Grid-Strafe beim nächsten Rennen umzuwandeln, wenn ein Fahrer außerhalb der Top 10 angekommen oder gar ausgeschieden ist, sondern tun dies immer. Der Wortlaut der zuvor gültigen Regelung erlaubte den Rennkommissaren, Ausnahmen zu machen.
Artikel 22: Testfahrten
Der Hinweis, das pro Saison bis zu zwei offizielle Testtage ausschließlich für Rookies stattfinden wurde präzisiert: Hier wurde die Formulierung "ein Fahrer, der noch nie an einem Formel-E-Rennen teilgenommen hat", auf die Rookie-Definition in Artikel 4 umgeändert.
Das führt zu einer interessanten Konstellation: So darf Cupra-Kiro-Neuzugang Pepe Marti demzufolge auch beim Rookie-Test, der in dieser Saison am 22. März in Madrid stattfinden wird, fahren - er zählt ja noch bis Saisonende als Rookie.
Die FIA hat auf Anfrage von e-Formel.de bestätigt, dass Marti dort als Rookie gilt und daher teilnehmen darf.
Artikel 23: Boxengasse
Die FIA hat klargestellt, dass das Befahren der Boxengasse nur in der "Fast Lane" erlaubt ist. Die "Working Lane" vor den Boxen darf nur zum Ein- und Ausfahren aus der Garage oder zur Durchführung eines Boxenstopps genutzt werden. Wird ein Fahrzeug in die Garage zurückgeschoben, ist es verboten, hinter dem Fahrzeug durch die "Working Lane" zu fahren, selbst wenn die "Fast Lane" blockiert ist.
Die Person, die dem Fahrer bei einem Boxenstopp das Signal zur Weiterfahrt gibt, muss sich nun zu jedem Zeitpunkt auf der Seite des Fahrzeugs aufhalten, wo sich auch die Garage befindet.
In der Boxengasse ist es nun verboten, Burnouts durchzuführen oder die Reifen durchdrehen zu lassen.
Artikel 25: Reifen & Reifenbeschränkungen während der Veranstaltungen
Die Regelung, dass die Teams innerhalb von 20 Minuten nach dem Ende der letzten Session oder dem Öffnen des Parc-ferme nach dem Rennen müssen die Reifen zurückbringen müssen, wurde gestrichen. Stattdessen werden die genauen Uhrzeiten nun vor jeder Veranstaltung kommuniziert.
Die Regel, dass die Teams die Räder nicht reinigen dürfen, gilt für die Räder, die nicht auf dem Fahrzeug montiert sind, nun nur noch bis zum Rennende. Bei den montierten Rädern gilt dies weiterhin bis zum Ende des Parc-ferme nach dem Rennen.
Artikel 27: Allgemeine Anforderungen an Fahrzeuge & Personal
Die Teams können einen zusätzlichen Pass und ein orangefarbenes Armband beantragen, wenn sie die Beklebung und Beschriftung des Autos selbst vornehmen wollen. Diese Person hat jedoch nur bis zum Ende des Tages vor der ersten Session zur Rennstrecke.
Artikel 29: Elektrizität & Aufladen
Die Ladegeräte der Teams, sowohl das Standard-Ladegerät, als auch der Pit-Boost-Charger, werden nun nicht mehr durch den technischen Delegierten versiegelt.
Artikel 30: Allgemeine Sicherheitsvorschriften
Gefährliches Fahren sowie unnötiges Langsamfahren ist nun nicht nur auf der Strecke, in der Boxengasse sowie der Einfahrt zur Boxengasse verboten, sondern auch in der Ausfahrt der Boxengasse.
Artikel 32: Freies Training
Der Hinweis darauf, dass es pro Saison genau ein zusätzliches Freies Training für Rookies gibt, wurde gestrichen. Außerdem wurde auch hier auf die Definition eines Rookies in Artikel 4 verwiesen.
Es zählen nur die Rundenzeiten für das Ergebnis des Trainings, die durch das Überfahren der Ziellinie ermittelt wurden. Sollte ein Fahrer in die Box abbiegen, zählt diese Rundenzeit nun nicht mehr.
Artikel 33: Qualifying
In der Gruppenphase des Qualifyings zählt das Demontieren der Reifen und das erneute Anbringen an denselben Positionen nicht als Reifenwechsel und ist daher verboten. Es muss mindestens ein Reifen gewechselt werden oder die Reifen auf der linken und rechten Fahrzeugseite vertauscht werden.
Ein Reifenwechsel ist nur noch so lange zulässig, bis das Fahrzeug ausgeschieden ist. Sollte ein ausgeschiedenes Auto nach dem Ende der Gruppenphase oder einem Duell in die Box zurückkehren, dürfen die Reifen nicht gewechselt werden.
Die Regel, dass ein Fahrer in den ersten sechs Minuten des Qualifyings eine gezeitete Runde fahren muss, wurde gestrichen.
Autos, die es in die Duellphase des Qualifyings schaffen, dürfen nach dem Ende der Gruppenphase für fünf Minuten nachgeladen werden. Dies muss im Zeitraum von fünf bis zehn Minuten nach dem Fallen der Zielflagge geschehen.
In der Duellphase darf nicht nur der 350-kW-Modus, sondern nun auch der Allradantrieb erst im letzten Sektor der Runde nach der Ausfahrt aus der Boxengasse aktiviert werden.
Auch im Qualifying zählen nur die Rundenzeiten für das Ergebnis, die durch das Überfahren der Ziellinie ermittelt wurden. Sollte ein Fahrer in die Box abbiegen, zählt diese Rundenzeit nicht.
Artikel 35: Startaufstellung
Sollte das Qualifying nicht durchgeführt werden können und die Startaufstellung anhand des Ergebnis des Freien Trainings bestimmt werden, haben die Rennkommissare das Recht, Entscheidungen, die sie getroffen haben, zu ändern.
Sollte auch kein freies Training stattgefunden haben, werden die Fahrer stattdessen anhand des aktuellen Standes der Fahrerweltmeisterschaft sortiert. Sollte auch dies nicht möglich sein, legen die Rennkommissare die Startaufstellung fest.
Artikel 37: Rennen
Die Regel, dass zwischen dem Ende des Qualifyings und dem Rennstart mindestens drei Stunden liegen müssen, wird im Falle von höherer Gewalt nun außer Kraft gesetzt.
Der Attack-Mode muss so oft aktiviert werden, wie dies in einem Rennen vorgeschrieben ist. Es ist jedoch nicht mehr notwendig, die komplette Zeit des Attack-Modes bis zum Rennende aufzubrauchen.
Auch hier wurde ergänzt, dass die Person, die dem Fahrer das Signal zur Weiterfahrt gibt, bei einem Pit-Boost-Boxenstopp immer auf der Seite der Garage stehen muss.
Artikel 38: Safety-Car
Überrrundete Fahrzeuge müssen nun auf Anweisung des Renndirektors an den Streckenrand fahren und die Autos, die in der Führungsrunde sind, vorbeifahren lassen. Anschließend dürfen sie sich am Ende des Feldes wieder einreihen.
Artikel 39: Full-Course-Yellow
Der Hinweis, das die Fahrzeuge bei 50 km/h die Abstände zum Vorder- und Hintermann beibehalten müssen, wurde gestrichen.
Artikel 40: Rennunterbrechungen
Im Falle einer Rennunterbrechung dürfen die Teams nun auch ein Batteriekühlsystem am Fahrzeug anbringen.
Sollten sich mehrere Fahrzeuge zum Zeitpunkt einer Rennunterbrechung in der Boxengasse befinden, gilt nun die Reihenfolge, in der sie die Einfahrt der Boxengasse passiert haben. Ein Überholmanöver in der Boxengasse, das dadurch entsteht, dass ein Fahrer seine Garage weiter vorne hat, gilt nun nicht mehr als Überholmanöver.
Artikel 43: Parc-Ferme & Quarantäne-Bereich
Anstatt eines Batteriekühlsystems dürfen Mechaniker in den abgesperrten Bereichen nun nur noch ein Gebläse anbringen, das zur Kühlung der Batterietemperatur dient.
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