DF1 schließt Debütsaison mit Bestwert 2024 ab, Formel E verliert in Deutschland erheblich TV-Zuschauer:innen
Timo Pape
Es war kein gutes Jahr für die Formel E in Deutschland - mal abgesehen vom ersten deutschen WM-Titelgewinn durch Pascal Wehrlein. Durch den kurzfristigen Senderwechsel vor Saisonbeginn hatte der neue und noch weitgehend unbekannte Sender DF1 übernommen und konnte erwartungsgemäß nicht an die Quoten von ProSieben anknüpfen. Das Debütjahr beendete DF1 mit überdurchschnittlichen Werten.
Durch den kurzfristigen Absprung von ProSieben im Dezember 2023 hatte die Formel E nur wenige Wochen Zeit, um bis zum Saisonstart in Mexiko-Stadt einen neuen TV-Partner für den wichtigen deutschen Markt zu finden. Sie fand ihn in DF1 - über ein Partnermodell mit dem österreichischen Sender ServusTV. Schon vor Saisonbeginn war klar, dass DF1 als neuer Sender, der erst zwei Wochen zuvor überhaupt "on air" ging, nicht annähernd die Zahlen von ProSieben erreichen würde.
Der Saisonstart war trotzdem vielversprechend mit fast 700.000 erreichten Zuschauer:innen - nur knapp 15.000 weniger als der durchschnittliche Nettoreichweitenwert von ProSieben im Jahr 2023! Zwei Wochen später fiel DF1 auf den Boden der Tatsachen zurück. Fast alle relevanten Werte brachen über die kommenden Wochen hinweg ein. Tiefpunkt waren die Rennen in Tokio und Misano (Samstag), als die Übertragungen nur einen Zuschauerschnitt von 6.000 bzw. 8.000 erreichten.
Beim Saisonfinale in London konnten sich die Zahlen jedoch wieder absolut sehen lassen: DF1 erzielte einen Zuschauerschnitt von 39.000 bzw. 70.000 - Saisonbestwert. Auch die Marktanteile waren mit 0,4 Prozent überdurchschnittlich gut. Allein in der werberelevanten Zielgruppe (alle Personen im Alter zwischen 14 und 49 Jahren) kam die Übertragung mit 0,1 Prozent Marktanteil nicht gut an.
Formel-E-Einschaltquoten & -Marktanteile bei Sat.1, ProSieben & DF1
Auch wenn der Vergleich zwischen ProSieben und DF1 nicht wirklich fair ist, blickt man auf die Bekanntheit der Sender, müssen wir ihn anstellen. Beim Zuschauerschnitt sank der Wert von 249.000 auf 26.000, also um gut 90 Prozent. Bei den Zuschauerspitzen erreichte DF1 etwas mehr als 14 Prozent des Vorjahreswertes. Bei den durchschnittlichen Gesamtzuschauerwerten waren es immerhin mehr als 32 Prozent, also knapp ein Drittel. Die Marktanteile fielen durchschnittlich von 2,2 aus 0,2 Prozent im gesamten TV-Markt. In der genannten Zielgruppe von 5,0 auf 0,4 Prozent.
Kommentar: Re-Live-Rennen ein No-go, aber Möglichkeiten sind begrenzt
Erst einmal können wir in Deutschland nach dem kurzfristigen, viel kritisierten Abgang von ProSieben froh sein, dass die Formel E binnen weniger Wochen einen TV-Partner finden konnte. Grundsätzlich passte auch vieles bei den Übertragungen, beispielsweise der fachkundige Kommentar.
Was aus Fansicht aber nicht ging: Das Rennen in Monaco wurde nicht live, sondern zeitversetzt gezeigt. Hinzu kommt das Informations-Chaos vor dem Finalwochenende, als nicht einmal wir den zahlreichen fragenden Fans verlässlich sagen konnten, ob der London E-Prix nun live kommt oder nicht.
Dass DF1 in der zweiten Saisonhälfte das Qualifying erst immer ab der Duellphase übertrug, haben wir bereits vor einigen Monaten kritisiert, ist aus Sendersicht aber auch nachvollziehbar. Hier ist die Formel E gefragt, etwas gegen die schier endlos erscheinenden Pausen im aktuellen Quali-Format zu tun.
DF1 überträgt die Formel E auch im kommenden Jahr. Es wird spannend zu sehen, wie der Sender selbst - und damit auch die Formel-E-Quoten - wachsen werden. Sicherlich aber nicht auf das Niveau, das die Formel E in den vergangenen Jahren gewohnt war. Die Möglichkeiten sind verglichen mit einem Giganten wie ProSieben begrenzt.
3 Kommentare
Bob Baumeister ·
FYI: Über die Webseite von ServusTV kann man die Sessions auch in Deutschland sehen. Bildqualität ist besser und die Streams unterstützen Timeshift. Der Inhalt ist aber zu 100% identisch mit DF1, also auch verkürztes Qualifying.
Mike ·
Mal unabhängig von der Formel E: wer schaut denn überhaupt das "normale" Programm von DF1?
Wahrscheinlich noch weniger als die Formel E schauen.
EffEll ·
Das Finale war eine Farce! Ich wollte kein Tennis mit anschließend der letzten paar Runden des WM Finales sehen! Ohne VPN geht in Deutschland in Sachen Formel E nichts mehr. Wirklich erschreckend, dass es noch immer kaum Interesse an der FE gibt, obwohl das Racing und die Spannung (je nach Strecke) über jeden Zweifel erhaben ist
Antwort von Tobias Wirtz
Hallo EffEll,
wir hatten vor dem Saisonfinale mehrfach (unter anderem in der Vorschau und im Podcast) die Info drin, dass der Streamingdienst ServusTV On nicht nur in Österrreich, sondern grundsätzlich auch in Deutschland verfügbar ist. Hier ist also noch nicht mal ein VPN notwendig.
Sorry, wenn das auch bei Stammlesern wie dir leider nicht angekommen ist.
Viele Grüße, Tobi
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