Di Grassi: "Formel-E-Fahrer müssen sich künftig für eine Serie entscheiden"
Timo Pape
Lucas di Grassi ist der Meinung, dass die Formel E allmählich zu groß wird, um als Pilot noch eine zweite Rennserie parallel zu fahren. Der Brasilianer ist bis zu dieser Saison sowohl in der Elektroserie als auch in der Langstreckenmeisterschaft WEC gestartet. Nach dem Ausstieg Audis kann sich di Grassi nun jedoch voll und ganz auf die Formel E konzentrieren, während sich einige seiner Kollegen mit dem Terminkonflikt mit der WEC am 15./16. Juli 2017 auseinandersetzen müssen. Di Grassi erntete für seine Aussagen bemerkenswert feindselige Kommentare von Formel-E-Kollege Nelson Piquet jr. (NextEV).
"Jeder will natürlich ein vollständiges Fahrer-Line-up für die Formel E", sagt di Grassi gegenüber 'Motorsport.com'. Er hat dabei vor allem das Doppelrennen von New York im Hinterkopf, das im Juli parallel zu den 6 Stunden vom Nürburgring stattfinden wird. "Manche Teams werden ein großes Problem bekommen. Vor allem, weil es nicht nur ein Rennen ist, sondern zwei."
Dadurch dass der momentan Meisterschaftsführende Sebastien Buemi voraussichtlich nicht in New York starten kann, weil er für Toyota in der Eifel fährt, erhöhen sich die Titelchancen von di Grassi. Der rät dennoch dazu, die Formel E zu priorisieren: "Sollten ein paar Fahrer die Formel E wegen der WEC verpassen, ist das ihre Sache. Ein LMP1-Auto kann in einem 6-Stunden-Rennen auch problemlos von nur zwei Fahrern gesteuert werden. Wir haben es am Nürburgring auch so gemacht, als Benoit (Treluyer) verletzt war."
Welcher Fahrer sich letztlich für welche der beiden Serien entscheiden wird, bleibt abzuwarten. "Ich denke, es wird davon abhängen, wie es in beiden Meisterschaften läuft", sagt di Grassi. "Wenn du in einer Serie keine Chance auf den Titel hast, in der anderen aber schon, sollte die Entscheidung recht einfach zu fällen sein. Ich weiß aber nicht, ob in den Verträgen der Fahrer drinsteht, dass sie eine Serie priorisieren müssen."
Fakt ist: Bei einem Terminkonflikt wird immer eine Rennserie den Kürzeren ziehen. Und womöglich bleibt der New York ePrix kein Einzelfall. Deshalb prophezeit di Grassi: "In Zukunft müssen sie sich (die betroffenen Fahrer) für eine Serie entscheiden, denke ich. Die Formel E wird immer professioneller und bedarf einer ganzen Menge Hingabe und Ressourcen - das schließt auch die Fahrer mit ein."
Piquet stichelt gegen di Grassi, Buemi stimmt zu
Nach den Aussagen von di Grassi hat sich sein Landsmann Nelson Piquet jr. via Twitter zu Wort gemeldet. Beide verbindet eine lange Rivalität, die auch schon in der Formel E zu spüren war. Piquet bezeichnete di Grassi öffentlich als "Heuchler" und führte aus: "Dinge, die Leute sagen, nachdem sie ihr Cockpit verloren haben… Echte Rennfahrer wollen immer fahren." Diesen Tweet kommentierte di Grassis Meisterschaftsrivale Sebastien Buemi mit: "Ich stimme voll und ganz zu."
Piquet sah sich anschließend mit einigen Kommentaren seiner Follower konfrontiert und nahm vereinzelt Stellung: "Ich weiß, dass das (die Beleidigung gegen di Grassi) hart ist. Aber wenn ihr ihn so kennen würdet, wie wir es tun… dann würdet ihr verstehen."
Daniel Abt kommentiere den Tweet Piquets übrigens mit einem lustigen Meme und stärkte seinem Teamkollegen di Grassi geschickt den Rücken, ohne etwas Konkretes zu sagen.
Auch wenn sich di Grassi gegen ein komplettes Parallelprogramm ausspricht - nur Formel E sollte es im nächsten Jahr auch nicht sein: "Ich möchte keine vollständige zweite Meisterschaft bestreiten, aber ich würde liebend gern ein paar besondere Rennen nebenbei fahren." Als Beispiele nennt di Grassi die 24 Stunden von Daytona, die 24 Stunden vom Nürburgring und den Macau Grand Prix. "Und wenn ich nach Le Mans zurückkehren könnte und die Chance hätte, um den Gesamtsieg zu kämpfen, dann werde ich es definitiv tun."
Things people say after they loose there ride... #hypocrite Real racers want to race all the time. pic.twitter.com/1qQRudx8E6
— Nelson Piquet Jr. (@NelsonPiquet) 21. Dezember 2016
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