Formel E

"Di Grassi muss blind sein!" - Die Fahrer-Stimmen zum 5. Formel-E-Rennen in Berlin

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Die Formel E hat einen neuen Rennsieger: Im zehnten Lauf der Saison 2019/20 feierte Oliver Rowland seinen ersten großen Erfolg in der Elektroserie. Mit einem Start-Ziel-Sieg in Berlin übernahm der Brite den zweiten Platz in der Fahrerwertung und brachte sich in eine ideale Position, um im finalen Rennen des Jahres um die Vize-Meisterschaft zu kämpfen. Nach dem Rennen waren jedoch nicht alle Fahrer in Feierlaune.

"Es ist einfach nur toll", freute sich Rowland nach dem Rennen in der Pressekonferenz. "Es ist nicht einfach, bei einem Fahrerfeld auf diesem Niveau Rennen zu gewinnen. Das Team hat tolle Arbeit geleistet, ich bin einfach sprachlos. Es ist ein besonderes Gefühl, aber ich will schon jetzt mehr davon. Es ist so, als wäre ein Knoten geplatzt. Morgen will ich einfach nur Spaß haben und den Tag genießen."

Nissan-Fahrer loben "riesige Fortschritte in der Berlin-Woche"

Nissan e.dams baute dank Rowlands Sieg den Vorsprung auf dem zweiten Platz in der Teamwertung gegenüber BMW aus. "Dass wir in diese Position kommen, hätte vor Berlin niemand erwartet", verrät Rowland. Und auch sein Teamkollege Sebastien Buemi findet: "Das war das beste Rennen meines Jahres. Unsere Pace war gut, und wir haben die Techeetahs offen und ehrlich geschlagen. Ich habe mich sehr konkurrenzfähig gefühlt, was an unseren riesigen Fortschritten in der Berlin-Woche liegt."

Buemi beendete das fünfte der sechs Berlin-Rennen auf dem zehnten Platz, nachdem er den Lauf lediglich von Startposition 22 aufgenommen hatte. Zuvor verpasste er im Qualifying die Gelegenheit, rechtzeitig eine Rundenzeit zu setzen - ganz genau wie Lucas di Grassi, Antonio Felix da Costa und Jean-Eric Vergne. Wie die weiteren Formel-E-Fahrer das Mittwochsrennen in Berlin erlebten, haben wir dir in diesem Artikel zusammengetragen.

Die besten Stimmen zum 5. Formel-E-Rennen in Berlin

Robin Frijns (2., Virgin): "Wir haben heute das Maximum rausgeholt, aber Ollie (Rowland) war einfach zu schnell. Wir konnten nicht mithalten und hatten am Ende nicht die nötige Pace. So gern ich auch gewonnen hätte, gebe ich mich mit dem Podium und den Punkten für das Team zufrieden."

Rene Rast (3., Audi): "Ich bin sehr zufrieden mit meinem Tag, es lief alles nach Plan. In den letzten Rennen habe ich immer zu viel Energie verbraucht, weshalb ich es heute am Anfang etwas defensiver angegangen bin. In der letzten Runde hatte ich dann ein halbes Prozent mehr Energie als Andre (Lotterer) und musste es versuchen. Es gab jede Menge Kontakt, aber es war auch eine bewusste Entscheidung von mir, härter zu fahren. Ich habe in den letzten Rennen gelernt, wer fair und hart fährt und wer nicht. Zuletzt war ich immer der Boxsack, heute musste ich smarter sein und das Manöver einfach durchziehen."

Alex Lynn (5., Mahindra): "Ein Podium wäre heute ein Traum-Ergebnis gewesen, aber ich bin auch mit Platz 5 sehr zufrieden. Von meiner Seite aus war es eine gute Leistung, wir haben das gesamte Potenzial ausgereizt. Die zehn Punkte nehmen wir gerne mit!"

Stoffel Vandoorne (9., Mercedes): "Ich habe gut von P18 auf P9 aufgeholt und zwei Punkte gesammelt, das ist besser als nichts. Nach dem schlechten Qualifying haben wir das bestmögliche Ergebnis aus dem Tag geholt. Ich denke, dass ich einen guten Start hatte, wir die richtigen Entscheidungen getroffen und wieder unsere starke Rennperformance bewiesen haben. Heute Abend erholen wir uns noch einmal und geben morgen beim letzten Rennen der Saison noch einmal alles."

Tom Blomqvist (12., Jaguar): "Ich bin ehrlich gesagt überrascht von meiner Performance! Zwar habe ich nichts zu verlieren, aber vor dem Rennen war ich selbstverständlich trotzdem nervös. Wir können mit dem Tag insgesamt zufrieden sein, auch wenn es natürlich schade um die verlorenen Positionen im Rennen ist. Das war für mich aber nicht unerwartet."

Sergio Sette Camara (15., Dragon): "Es war kein einfaches Rennen, uns fehlte einfach das Tempo. Das Team ist sehr erschöpft von den letzten Tagen, aber der Fakt, dass wir trotzdem Fortschritte machen, zeugt von der Motivation und dem Herzblut, das alle in dieses Projekt stecken. Unsere Qualifying-Leistung war vielversprechend, hoffentlich können wir das morgen wiederholen. Im Rennen gibt es aber weiterhin Probleme. In den ersten zehn Runden können wir mithalten, danach macht uns ein größeres Problem mit dem Auto zu schaffen. Wir wissen, was es ist, können den Fehler aber nicht mit kleineren Setup-Anpassungen lösen."

Sam Bird (20., Virgin): "Heute war nicht unser Tag. Wenn man so weit hinten startet, gibt es Leute, die um ihr Leben fahren und dabei in Runde 1 vergessen, wo ihr Bremspedal ist. Ich wurde in einen Unfall verwickelt und hatte danach einen Platten sowie einen Karosserie-Schaden an der Front. Ab da war mein Rennen gelaufen. Danach haben wir einen 'Race Run' absolviert und Informationen für morgen gesammelt."

Lucas di Grassi (21., Audi): "Mein Fahrzeug war mega. Umso frustrierender ist es, dass wir im Qualifying die Runde nicht zusammenbekommen haben. Am Start gab es eine Menge Chaos und Unfälle. Bird hat sich gedreht, Nyck (de Vries) hat meine Front zerstört, dann kam der Vorfall mit Günther und d'Ambrosio. Als ich meine 5-Sekunden-Zeitstrafe erhalten habe, dachte ich anfangs, das sei wegen des Günther-Unfalls. Da könnte man immerhin argumentieren, dass ich ihm aufgefahren bin und er deshalb einen Platten hatte. Bei Felix da Costa war es natürlich sein Fehler. Ich verstehe die Strafe ehrlicherweise nicht. Mein Rennen hätte das aber eh nicht mehr verändert, denn ich war nach meinem Schaden ohnehin am Ende des Feldes."

Antonio Felix da Costa (DNF, Techeetah): "Di Grassi muss blind sein! Ich kann ihn nur an Paris in Saison 3 oder den Massa-Unfall (am vergangenen Wochenende) erinnern! Denkt er, dass ich mich einfach in Luft auflösen kann? Er muss andere respektieren und Platz lassen. Ich habe heute elf Autos überholt und sonst keinen Kontakt gehabt. Es war ein spaßiges Rennen, weil die Pace inzwischen bei allen Teams sehr ähnlich ist. Am Ende hatte ich leider einen System-Absturz, alles war schwarz. Außerdem habe ich die Hinterbremsen verloren und konnte nur um Haaresbreite verhindern, nicht in Buemi zu fahren. Ich hatte das gleiche Problem schon am Beginn des Tages, danach mussten wir die Batterie wechseln. Vielleicht haben wir unser ganzes Glück für die Woche schon aufgebraucht, ich weiß nicht. Aber Schwamm drüber, wir starten morgen mit positiver Energie in den Tag und wollen noch einmal Spaß haben."

Maximilian Günther (DNF, BMW): "Heute war ein enttäuschender Tag. Ich wurde zweimal von hinten getroffen, und am Ende hat ein Kühler-Problem mein Rennen vorzeitig beendet. Es ist sehr frustrierend, auf diese Weise Punkte zu verlieren, aber ich kann es nicht ändern. Im letzten Rennen wollen wir alles geben."

Fotos: Shivraj Gohil / Spacesuit Media

VIDEO: Die Highlights des Berlin E-Prix 2020 (Rennen 5)

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