Formel E

Di Grassi über neue Formel-E-Regeln: "Konzept ist gut, aber würde es anders machen"

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Audi-Pilot Lucas di Grassi ist kein großer Fan der neuen Formel-E-Regeln, die beim Safety-Car oder einer Full-Course-Yellow zum Tragen kommen. Der Champion von Saison 3 äußerte seine Befürchtungen darüber, dass die vorgesehene Regelung, pro Runde "künstlich" Energie abzuziehen, für viele Fans zu kompliziert sei.

Ab der kommenden Saison wird bei einer Safety-Car-Phase oder einer Full-Course-Yellow jedem Fahrer pro Minute, die das Rennen auf diese Art "unterbrochen" ist, eine Kilowattstunde von der zur Verfügung stehenden Energiemenge abgezogen. Die Verantwortlichen der Rennserie wollen somit verhindern, dass unterschiedliche Rennstrategien durch eine Unterbrechung torpediert werden. In der abgelaufenen Saison waren mehrere Rennen unter "Vollstrom" zu Ende gegangen, weil die Fahrer hinter dem Safety-Car so viel Energie gespart hatten, dass der Energieverbrauch am Ende völlig nebensächlich war.

Die Idee brachte den Regelhütern grundsätzlich viel Zustimmung im Fahrerlager. So auch bei Lucas di Grassi: "Technisch gesehen, ist die neue Regel eine gute Idee. Es ist eine gute Lösung, um die Fahrer daran zu hindern, zu taktieren und anfangs Vollgas zu geben, weil sie eine Safety-Car-Phase erwarten. Die Fahrer müssen jetzt wieder die Energie managen, und das wird zu mehr Überholmanövern führen", erklärt der Brasilianer gegenüber 'Motorsport-Total.com'.

Sorgen bereitet ihm jedoch die Tatsache, dass die Regeln für die Fans zu kompliziert seien: "Es ist dasselbe wie in der Formel 1. Es ist zu komplex. Die Leute verstehen die Regeln nicht mehr. Warum verliert dieser Fahrer jetzt Energie? Was ist eigentlich ein Kilowattstunde pro Minute?", spricht di Grassi jene Gedanken aus, die den Zuschauern vor den Bildschirmen durchaus kommen könnten. "Wir sollten einfache Regeln aufstellen, die jeder versteht", fordert er weiter.

Damit schlägt er in die gleiche Kerbe wie Sam Bird und Sebastien Buemi, die jedoch am liebsten zu einer festen Rundenanzahl im Rennen zurückkehren würden. So hatte die Formel E ihre ersten vier Saisons bestritten, bevor mit Einführung der Gen2-Fahrzeuge das neue Zeitformat eingeführt wurde (45 Minuten plus eine Runde).

Lucas di Grassi würde Zeit "einfrieren"

Di Grassi hält einen anderen Lösungsvorschlag parat: "Es muss nicht so sein. Das Konzept ist gut, aber ich würde es anders machen. Dabei lasse ich die kommerziellen Faktoren aber außer Acht. Ich würde einfach die Zeit einfrieren. Das Rennen ist 45 Minuten lang, und wenn es eine Full-Course-Yellow gibt, wird einfach die Zeit angehalten. Das würden die Fans ganz einfach verstehen", fährt er fort.

"Diese Lösung würde auch dazu führen, dass die Fahrer mehr Energie sparen müssen. Und das würde wiederum mehr Überholmanöver generieren. Warum das geschäftlich nicht sinnvoll ist, habe ich ausgeklammert, weil ich mich mit diesen Faktoren nicht gut genug auskenne", gibt di Grassi zu.

Mit "kommerziellen Faktoren" meint der Audi-Werkspilot die Vereinbarungen der Elektrorennserie mit den übertragenden Fernsehstationen. Eine fest vorgegebene Renndauer passt den Sendern besser in ihre Programmplanung. Wie sich eine ungeplante Überschreitung der Renndauer auswirkt, konnten besonders die deutschen Fernsehzuschauer in der vergangenen Saison beim Rennen in Rom beobachten: Das ZDF, das erstmals einen E-Prix live im Fernsehen übertrug, musste nach einer längeren Rennunterbrechung infolge einer Massenkollision die TV-Übertragung abbrechen und sendete nur noch im Livestream weiter.

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