Formel E

Di Grassi Vizemeister: 5 Zehntel entschieden über Formel-E-Titel

Timo Pape

Timo Pape

Die Motorsportfans haben in London ein packendes Finalwochenende der Formel E erlebt. Und einen Lucas di Grassi, der bis zum letzten Moment um die Meisterschaft gekämpft hat. Am Ende entschied Sebastien Buemi den Titelfight allein mit den zwei Punkten für die schnellste Runde für sich. Dem Team ABT Schaeffler Audi Sport bleiben die Vizetitel in der Fahrer- und Teamwertung sowie ein weiterer Podiumsplatz für Youngster Daniel Abt.

Der letzte von insgesamt zehn Läufen war an Dramatik nicht zu überbieten: Die beiden einzig verbliebenden Titelrivalen Lucas di Grassi und Sebastien Buemi waren punktgleich ins Rennen gegangen, kollidierten bereits in der ersten Kurve und fielen im Rennen weit zurück. Ab diesem Moment ging es nur noch um eine Frage: Wer fährt die schnellste Rennrunde und krönt sich dank der beiden dafür vergebenen Punkte zum neuen Champion? Die Antwort gab letztlich Buemi mit einer Runde, die um 0,483 Sekunden schneller war als die beste des Brasilianers – die Entscheidung war gefallen.

"Gratulation an Sebastien. Er ist ein starker Rennfahrer und zweifellos ein würdiger Champion der Formel E", sagt di Grassi. "Trotzdem verlassen wir London erhobenen Hauptes: Wir waren in der Lage, bis zum letzten Rennen um die Meisterschaft zu kämpfen – darauf soll jeder unserer Mechaniker, unserer Ingenieure und unserer Partner stolz sein, denn ich selbst bin es auch." Der Südamerikaner stand in den zehn Rennen dieser Saison sieben Mal auf dem Podium und holte drei Siege. Di Grassi: "Natürlich sind wir heute enttäuscht. Aber schon morgen oder übermorgen denken wir an die nächste Saison. Wir werden stärker als je zuvor zurückkommen."

Die Szene in der ersten Runde wurde kontrovers diskutiert und von den Sportkommissaren mit einer nachträglichen Zeitstrafe für Lucas di Grassi belegt. Der Vize-Champion war von Platz drei hinter Buemi und dem späteren Sieger Nicolas Prost gestartet und touchierte bei einem Überholversuch erst Prost und traf dann Buemi. "Sebastien hat früher als sonst gebremst und ich war etwas zu aggressiv beim Überholversuch, denn ich wusste, ich muss am Start an Nico vorbei, um im Rennen zu bleiben", erklärt der Brasilianer. "Wenn es um alles geht, kann so eine Situation passieren."

Daniel Abt wiederholt bestes Formel-E-Ergebnis

Weil alle Augen auf den Titelkampf gerichtet waren, ging Daniel Abts starkes Rennen fast ein bisschen unter: Der mit 23 Jahren jüngste Pilot im Feld profitierte zunächst von den Zwischenfällen vor ihm, überholte dann seinen Landsmann Nick Heidfeld mit einem beherzten Manöver und feierte schließlich vor tausenden Zuschauern im Battersea Park den zweiten Platz. Es war sein drittes Podiumsergebnis in diesem Jahr und bedeutet im finalen Klassement den siebten Gesamtplatz sowie die Position als bester Deutscher - Nick Heidfeld kam auf Gesamtrang elf.
 
Trotz des Ausgangs im Titelkampf zieht Hans-Jürgen Abt, dessen Mannschaft den zweiten Platz in der Teamwertung belegte, ein positives Fazit nach der zweiten Formel-E-Saison: "Die Formel E hat sich schon in ihrem zweiten Jahr als eine der spannendsten und innovativsten Rennserien weltweit etabliert. Dafür kann man den Organisatoren um Alejandro Agag und seinem Team nur gratulieren. Und mit einem Blick auf den Kalender des nächsten Jahres wird klar: Wir dürfen uns auf die Zukunft freuen."

"Mein Dank gilt unseren Mechanikern, Ingenieuren, Partnern, Fans sowie unseren Fahrern Daniel und Lucas: Sie haben die Saison mit ihren Leistungen und ihrem Auftreten geprägt und für viele Momente gesorgt, die unvergesslich bleiben. Daraus werden wir neue Motivation ziehen und in der Zukunft alles dafür geben, wieder um Pokale, Champagner und die Meisterschaft zu kämpfen. Besonders Lucas hat im Moment der vermeintlichen Niederlage eine solche Größe gezeigt, dass wir am liebsten schon morgen wieder starten würden", sagt Teamchef Abt uns spielt auf eine - wie man hört - bewegende Rede in der ABT-Garage an.

Die neue Saison der Formel E mit voraussichtlich 14 Läufen bei zwölf Veranstaltungen beginnt am 9. Oktober in Hongkong. Die neue Generation des Elektrorenners, der ABT Schaeffler FE02, ist bereits homologiert, auch beide Piloten werden im Herbst erneut für das Team an den Start gehen.

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