Formel E

Di Grassi wettert nach Abschuss durch Ticktum in Berlin: "Hätte niemals funktionieren können"

Timo Pape

Timo Pape

Lucas-di-Grassi-furious-in-Berlin-2024

In einem von vielen Unfällen gekennzeichneten Samstagsrennen beim Berlin E-Prix der Formel E war dieser einer der schweren: Dan Ticktum fuhr Lucas di Grassi in die Seite und beendete das Rennen des ABT-Fahrers. Zwar zeigt der Brite Reue und erhielt eine nachträgliche Strafe, doch di Grassi ärgert sich trotzdem über eine verpasste Punkte-Chance - und schießt gegen die Rennleitung.

In Runde 21 von 46 fuhr di Grassi - zu diesem Zeitpunkt auf einem vielversprechendem siebten Platz - in die Doppelrechtskurve 6/7. Auf der Innenbahn stach jedoch ERT-Fahrer Ticktum neben ihn und schoss ihn ab. Während der Brite weiterfahren konnte, drehte sich di Grassi und musste das Rennen mit schwer beschädigtem Auto aufgeben.

"Dan Ticktum hat mich aus dem Rennen genommen", erklärte di Grassi kurz nach dem Rennen gegenüber e-Formel.de. "Er hat ein Manöver versucht, das niemals hätte funktionieren können. Er ist einfach in meine Seite gecrasht, hat meine Frontaufhängung zerstört und sogar das Monocoque."

"Der Fehler eines anderen Fahrers hat uns das Rennen und Punkte gekostet, denn wir waren zu dem Zeitpunkt in den Top 10", meinte di Grassi und wusste zu diesem Zeitpunkt bereits, was wenige Minuten später von der FIA bekannt gegeben wurde: Ticktum erhielt eine 5-Sekunden-Zeitstrafe, die an seinem Endergebnis - Position 14 - allerdings nichts änderte.

Di Grassi: "Der Rennleiter muss einen besseren Job machen"

Für di Grassi wohl nicht genug: "Der Rennleiter muss einen besseren Job machen und sportliche Strafen aussprechen, denn es gab in diesem Rennen mehrere Fahrer, die eine Strafe verdient hätten. Günther ist einer von ihnen", findet der Meister von 2017.

"Es war nicht das erste Mal, dass er Leute in die Mauer drückt. Aber es passiert einfach nichts - keine Strafen. Das führt dann dazu, dass auch andere aggressiver werden, um sich zu rächen. Du willst halt nicht derjenige sein, der immer eingequetscht wird."

Ticktum: "Zu 60:40 mein Fehler"

Ticktum bewertet die Situation ähnlich wie di Grassi und die Rennleitung - wenn auch nicht ganz so eindeutig: "Ich glaube, es war so zu 60:40 mein Fehler. Ich habe mir alle Perspektiven in der Rennleitung angeschaut, und man könnte argumentieren, es sei ein Rennunfall gewesen. Aber es wird mehr Leute geben, die sagen würden, dass es mein Fehler war. Und am Ende habe ich ja auch sein Rennen beendet", sagt Ticktum zu e-Formel.de.

Es habe aber noch eine weitere Variable in der Situation gegeben: "Er hatte Günther neben sich auf der Außenbahn, der seinen Bremspunkt verpasst hat - das habe ich nicht gewusst. Das zwang Lucas dazu, langsamer durch die Kurve zu fahren. Als ich auf halber Höhe von ihm war, dachte ich, er gibt mir ein bisschen mehr Platz."

Ticktum: "Ich fühle mich schlecht"

"Ich habe ihn eigentlich nur leicht berührt, aber die Räder verhakten sich, was mich nach links zog, und so traf ich ihn leider deutlich härter", erklärt Ticktum. "Ich fühle mich schlecht, dass ich ihn aus dem Rennen genommen habe, denn er war gut unterwegs."

Auf unsere Nachfrage hin bestätigt Ticktum, dass er mit di Grassi bereits gesprochen habe. "Er ist ein intelligenter und reifer Kerl und weiß, dass ich weder sein Rennen beenden noch ein Idiot sein will. Wir wollen beide dasselbe. Er versteht das und ist nicht sauer. Umgekehrt wäre es ja genauso."

Generell seien die meisten Fahrer in der Formel E sehr gute Rennfahrer. "Manche sind vielleicht eher fragwürdig, aber di Grassi gehört nicht dazu", meint Ticktum. Ob die beiden vor dem Sonntagsrennen in Berlin noch beste Freunde werden, darf trotzdem bezweifelt werden.

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