Die E-Säule: Zahlen, Daten & Statistiken der Formel E aus Paris
Tobias Bluhm
Der Paris E-Prix 2018 war ein weiteres Formel-E-Event für die Geschichtsbücher: Während Jean-Eric Vergne (Techeetah) an der Spitze des Feldes seinen dritten Saisonsieg feiern konnte, gab es hinter dem Franzosen Spannung bis in die letzte Kurve. Nach dem E-Prix führt Vergne die Meisterschaft mit nunmehr 31 Punkten vor Sam Bird (Virgin) an und bringt sich in Position für seinen ersten Titelgewinn.
Doch wie stark war Vergnes Leistung im Rennen wirklich? Hat das vor der Saison favorisierte Audi-Team noch Chancen in der Teamwertung? Und wo waren eigentlich die sonst so starken Mahindra-Fahrzeuge am Wochenende in Frankreich? In unserer Analyse-Serie "Die E-Säule" präsentieren wir dir nach jedem Rennen eine tiefgründige, aber leicht verständliche Analyse der wichtigsten Zahlen, Daten und Fakten zur Formel E. Denn wie immer gab es auch in Paris einige überaus spannende Entwicklungen zu beobachten.
Der "Overcut" zahlt sich aus
Aufgrund der vergleichsweise kurzen Strecke in Paris ergaben sich für Teams und Fahrer in Paris einige interessante Strategie-Optionen. Zwar stoppte der Großteil des Feldes zur Rennhälfte in Runde 24, jedoch versuchten sich auffällig viele Fahrer an einem "Overcut", also dem Verzögern des Fahrzeugwechsels, um in der zweiten Rennhälfte mit mehr Energie attackieren zu können.
So stoppten beispielsweise Daniel Abt (Audi), Jose Maria Lopez (Dragon), Nick Heidfeld (Mahindra), Nelson Piquet jr. (Jaguar), Nico Prost (e.dams) und Ma Qing Hua (NIO) eine Runde später als der Großteil des Feldes. Lucas di Grassi (Audi) und Sebastien Buemi (e.dams) verlegten ihren Boxenstopp um zwei Runden, während sich Edoardo Mortara (Venturi) sogar erst in Runde 27 - drei Umrundungen nach dem normalen Stoppfenster - das Fahrzeug wechselte.
Besonders interessant: Fast alle Fahrer, die ihren Boxenstopp verlegten, konnten im zweiten Stint Positionen gut machen. Einzig Abt, Lopez und Piquet jr. verloren kurz nach ihrem Stopp Plätze. Die sechs anderen Spät-Stopper wurden durch ihren Strategie-Poker nach vorn gespült. Eine weitere interessante Statistik: Mit Ausnahme von Ma Qing Hua setzte jeder Fahrer, der ins Ziel kam, seine schnellste Runde in der zweiten Rennhälfte.
Mortara unauffällig, aber schnell im Rennen
Venturi kann nach einem starken Rennen zufrieden mit der Leistung der beiden Fahrer Maro Engel und Edoardo Mortara sein. Engel kämpfte sich seines Zeichens auf Platz 4 nach vorn und verdoppelte damit den Umfang seines Punktekontos. Doch auch Mortara fuhr weitestgehend ein überragendes Rennen: Zwar beendete der Schweizer den E-Prix auf einem unauffälligen 13. Platz, weil er sich zwischenzeitlich einen Verbremser leistete und den Notausgang nehmen musste, setzte sonst aber durchgehend schnelle Rundenzeiten und überholte im Verlauf des Rennens ganze sechs Fahrer.
Gerade in der zweiten Rennhälfte konnte Mortara, wohl aufgrund seines Energie-Überschusses, Zeit gutmachen. Eine durchschnittliche Runde im 22 Runden langen Stint dauerte 1:03.114 Minuten - eine Zehntelsekunde schneller als di Grassi (23 Runden bei durchschnittlich 1:03.284 Minuten) und zwei Zehntelsekunden schneller als Evans (Jaguar, 24 Runden bei durchschnittlich 1:03.306 Minuten).
Auf das gesamte Rennen gesehen war Mortara mit einer Durchschnittszeit von 1:03.208 Minuten gar der zweitschnellste Pilot des gesamten Feldes. Nur Lucas di Grassi war schneller. Ebenfalls gut dabei: Lotterer (Techeetah), Evans und Abt. Das Mahindra-Team, das in Paris den dritten Platz in der Teamwertung an Audi abgeben musste, präsentierte sich indes nur mittelprächtig. Nick Heidfelds und Felix Rosenqvists Zeiten waren gerade gut genug, um mit NIO oder Dragon mithalten zu können.
Bird verliert Siegchance in 2. Rennhälfte
Interessant ist auch der Blick auf die Entwicklung des Rückstands auf den Führenden. In der ersten Rennhälfte begegneten sich Vergne, Bird und Lotterer auf Augenhöhe. Teilweise trennten das Trio nur wenige Zehntelsekunden pro Runde.
In der zweiten Rennhälfte blieben Bird und Lotterer dann allerdings chancenlos gegen Vergne, der seine Führung ausbaute und am Ende mit 4,8 Sekunden Vorsprung vor dem Zweitplatzierten di Grassi ins Ziel rollte. Der Brasilianer hatte im ersten Drittel des zweiten Stints zu Lotterer aufgeschlossen, kam allerdings bis zur letzten Runde nicht am Duisburger vorbei. Bird verlor etwa zur gleichen Zeit jede Menge Pace und fiel zwischenzeitlich bis auf Platz 4 zurück.
Nach Lauf 8 von 12 in der Formel-E-Saison 2017/18 etabliert sich Jean-Eric Vergne mit 147 Zählern in der Fahrerwertung langsam aber sicher als Titelfavorit. Sam Bird und Felix Rosenqvist folgen mit 31 beziehungsweise 61 Zählern Rückstand. Das nächste Mal trifft sich der Formel-E-Zirkus zum einzigen Deutschland-Rennen im Rennkalender am 19. Mai in Berlin.
Matt Griffin hat zu diesem Bericht beigetragen.
0 Kommentare
Einen Kommentar schreiben