Formel E

Die E-Säule: Zahlen, Daten & Statistiken der Formel E aus Berlin

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Audi-Dominanz in der Hauptstadt: In einem beeindruckenden Rennen von Berlin sicherte sich das Team der Ingolstädter den ersten "Grand Slam" der Formel-E-Geschichte: Pole-Position, schnellste Rennrunde, Doppelsieg, jede Runde angeführt. Der Meisterschaftsführende Jean-Eric Vergne brachte sich mit seinem fünften Podestplatz in dieser Saison klar in Stellung für den Titel in der Fahrermeisterschaft, den er schon beim nächsten Rennen in Zürich gewinnen kann.

Doch war Audi wirklich so überlegen? Wie kam Andre Lotterer vom letzten Startplatz trotz Strafe auf Rang 9? Und wie erklären die Daten das schwache Wochenende von Mahindra? In unserer Analyse-Serie "Die E-Säule" präsentieren wir dir nach jedem Rennen eine tiefgründige, aber leicht verständliche Aufbereitung der wichtigsten Zahlen, Daten und Fakten zur Formel E. Denn wie immer gab es auch in Berlin einige überaus spannende Entwicklungen zu beobachten.

Daniel Abt im Rennen seines Lebens

Daniel Abts Siegerparty endete um 4:45 Uhr mit einem Döner vor dem Teamhotel - und das aus gutem Grund. Der Kemptener fuhr am Wochenende wahrscheinlich das Rennen seines Lebens. Besonders beeindruckend ist die Entwicklung des zeitlichen Rückstands auf Abt im Verlauf des Rennens. Abgesehen von einigen Ausnahme-Runden von Lucas di Grassi und Jean-Eric Vergne, die beim Zieleinlauf mit einem bemerkenswerten Rückstand von 6,7 beziehungsweise 12,9 Sekunden auf Abt ins Ziel kamen, baute der Deutsche in jeder Runde des Rennens seinen Vorsprung auf die Konkurrenz aus.

Ausgesprochen stark war Abts Performance im zweiten Stint, in dem er seinem Teamkollegen trotz gleichem Material und identischer Strategie ganze sechs Sekunden davonfuhr. Interessant zu beobachten ist auch die alternative Strategie von Oliver Turvey: Der Brite stoppte eine Runde vor dem Rest des Feldes und musste in der zweiten Rennhälfte sehr viel Energie sparen und früher rekuperieren. Die schlechteren Zeiten führten schlussendlich dazu, dass Turvey zu Beginn des letzten Rennviertels von Buemi und Vergne überholt wurde.

Trotzdem verdient Turveys Leistung jede Menge Respekt. Während seine NIO-Teamkollegen die gesamte Saison dem Feld hinterherfahren und nur schwer auf Touren kommen, schafft es Turvey immer wieder im Qualifying zu guten Ergebnissen, die sich anschließend ins Rennen übertragen. 46 der 47 Punkte, die das Team in dieser Saison erzielt hat, stammen vom 31-jährigen Briten - eine Art Lebensversicherung für NIO.

Top 3 in eigener Liga, Mittelfeld enorm eng

Auch der Blick auf die durchschnittlichen Rundenzeiten überrascht wenig: Abt präsentierte sich beim Vergleich seiner schnellsten 30 Runden ungemein konstant und war im Schnitt eine Zehntelsekunde pro Runde schneller als Lucas di Grassi, der sich auf einem ähnlichen Niveau wie Jean-Eric Vergne auf Platz 2 der schnellsten Runden einordnete.

Besonders erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang das enorm enge Mittelfeld. Zwar variieren ihre absolut schnellsten Rennrunden, jedoch trennten Tom Dillmann (Venturi), Jose Maria Lopez (Dragon), Nick Heidfeld (Mahindra) und Nelson Piquet jr. (Jaguar) in ihren durchschnittlichen Rundenzeiten gerade einmal 0,012 Sekunden.

Lotterer fliegt, Mahindra fällt

Herausragend zeigte sich am Wochenende auch Andre Lotterer. Nachdem der Deutsche für seinen Fauxpas in der letzten Runde des Paris E-Prix von den Stewards bestraft wurde und in Berlin nicht nur zehn Startplätze nach hinten musste, sondern auch eine zehnsekündige Zeitstrafe beim Boxenstopp absitzen musste, flog der gebürtige Duisburger dank überragender Pace im zweiten Stint bis auf Rang 9 nach vorn. Lotterer holte alles aus seinem Techeetah-Renner heraus.

Enttäuschend hingegen Mahindra: Seit dem Punta del Este E-Prix ging es für das indische Team stetig bergab. Nick Heidfeld rettete sich zwar auf den zehnten Platz im Rennen, doch nach dem bärenstarken Saisonauftakt rangiert der Rennstall um Teamboss Dilbagh Gill nur noch auf Position 4 in der Teamwertung. In den letzten drei Rennen sammelten Heidfeld und sein Teamkollege Felix Rosenqvist gerade einmal acht Punkte.

Für das letzte Viertel der Formel-E-Saison 2017/18 ist die Ausgangslage überaus vielversprechend: Vergne kann den Sack in Zürich zumachen und zum vierten verschiedenen Formel-E-Meister in vier Jahren werden. Audi kann seinerseits Techeetah nach einem schwachen Saisonstart vom Thron der Teamwertung stoßen. Jerome d'Ambrosio kämpft um sein Cockpit bei Dragon, und die Messe im Kampf der Verfolger Rosenqvist (86 Punkte), Abt (85), Buemi (82) und di Grassi (76) ist noch lange nicht gelesen.

Es bleibt also spannend. Das nächste Mal trifft sich die Formel E zum ersten Rundkurs-Rennen in der Schweiz seit mehr als 60 Jahren am 10. Juni 2018 im Hafen von Zürich.

Matt Griffin hat zu diesem Bericht beigetragen.

Zurück

0 Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Was ist die Summe aus 9 und 1?
Advertisement