Formel E

Die LGT Daniel Abt Kolumne: 12 Monate "All The Way ABT"

Timo Pape

Timo Pape

- Anzeige - Was für ein Jahr! Vor gut zwölf Monaten sah die Welt noch ein bisschen anders aus: Mit Platz 4 beim Berlin E-Prix 2017 hatte ich gerade mein bestes Saisonergebnis geholt - das sagt schon einiges aus. Ein ganz bitterer Ausfall auf dem Weg zum Podium in New York passte da nur allzu gut ins Bild. Klar, ich habe immer mal wieder gezeigt, was ich im Formel-E-Auto drauf habe, aber unglückliche Umstände oder unverschuldete technische Defekte sorgten immer wieder dafür, dass ich nicht die gewünschten Ergebnisse einfahren konnte.

Als Audi das Team von ABT Sportsline übernahm, glaubte die Mannschaft an mich, und ich unterschrieb im September 2017 einen Vertrag als Werksfahrer für die vierte Saison. Das hat mir einen unfassbaren Schub gegeben. Eigentlich hat sich dadurch ja gar nicht so viel für mich geändert - das Team ist weitestgehend gleichgeblieben. Trotzdem hat dieses Vertrauen in mich, die Vier Ringe repräsentieren zu dürfen, etwas in mir freigesetzt. Das zeigte sich schon beim Saisonauftakt in Hongkong. Ein Rennen, das gleichzeitig zu einem der schönsten und einem der schlimmsten Momente meiner Karriere führen sollte.

Nach einer guten Pace am Rennsonntag profitierte ich von einem Fehler des Führenden und brachte Platz 1 ins Ziel. Der erste deutsche Formel-E-Sieg, der erste Sieg für Audi als Hersteller, und das auch noch an meinem 25. Geburtstag! Die perfekte Story. Bis wir wegen eines Formfehlers disqualifiziert wurden. Das hat mich zwar brutal runtergezogen, aber gleichzeitig hat Hongkong einen Hebel umgelegt. Ich wusste nun: Ich kann Rennen gewinnen und bin ein Formel-E-Sieger, auch wenn es wegen einer Kleinigkeit, die sich in keiner Weise auf die Performance meines Autos auswirkte, nicht zählte. Mir war aber klar, dass ich bald auch regulär gewinnen würde.

Der Knoten ist geplatzt

Am 3. März war es dann endlich soweit. In Mexico City kam endlich alles zusammen, und ich konnte am Ende ungefährdet meinen "zweiten ersten" Sieg einfahren. Die Siegerehrung im Baseball-Stadion war einfach nur mega! Und auch das Medieninteresse hat seitdem noch mal ordentlich angezogen. Von großen Schlagzeilen in der Bild-Zeitung bis hin zu einer Fahrt in meinem Formel-E-Auto durch den Fernsehgarten! Die Formel E kommt auch in Deutschland immer mehr in der breiten Masse an, und es macht mich schon stolz, eines ihrer Gesichter für die deutschen Fans zu sein.

Ein weiteres Highlight der vergangenen zwölf Monate war mein zweiter Saisonsieg beim Heimspiel in Berlin. Besonders cool daran: Es war das beste Ergebnis der Formel-E-Geschichte. Pole-Position, schnellste Rennrunde, Sieg und Platz 2 für meinen Teamkollegen Lucas - so eine Bilanz gab's bis dahin noch nie. Und dann vor mehr als 20.000 Leuten den Pokal in die Luft zu stemmen und die deutsche Hymne zu hören, das war echt unglaublich. Das musste natürlich entsprechend gefeiert werden, und das konnte unser Team ja schon immer ganz gut! Und ja, an den Döner und die Begegnung mit Allan (McNish; Audi-Teamchef) am frühen Morgen kann ich mich noch erinnern...

Beim Zürich E-Prix Anfang Juni verkündete Audi meine Vertragsverlängerung, ich werde also auch nächste Saison in der Formel E fahren. Natürlich war die Entscheidung ein Prozess über mehrere Wochen, trotzdem war es ein tolles Gefühl für mich, als die News veröffentlicht wurde. Es macht mich einfach unheimlich stolz, dass ich das Vertrauen, das Audi vor knapp einem Jahr in mich gesetzt hat, mit guten Ergebnissen zurückzahlen kann. Ich habe so viele Glückwünsche in Zürich bekommen, das hat mich auch riesig gefreut. Ich fühle mich einfach wohl im Team und in der Formel E und bin überglücklich, dass diese Reise weitergeht!

Auf in die Staaten

Nun geht es für uns zum Finalwochenende nach New York, und meine Fans wissen, wie sehr ich die USA liebe. Sportlich lief es in den Staaten immer schon ganz gut für mich: In Miami holte ich 2015 mein erstes Formel-E-Podium, und beim darauffolgenden Rennen in Long Beach an der Westküste meine erste Pole-Position. 2016 ging die Erfolgsstory mit einem Podium in Long Beach weiter.

Doch auch abgesehen von der Formel E reise ich gern in die USA. Ende Mai habe ich mir zum Beispiel endlich einen Kindheitstraum erfüllt und bin für einige Tage zum legendären Indy 500 geflogen. Absolut geniales Erlebnis und eine tolle Zeit mit Freunden! 350.000 Zuschauer am Ovalkurs, eine unglaublich dichte Atmosphäre und Motorsport auf höchstem Level. Dank meines alten GP2-Teamkollegen Conor Daly, der selbst beim Indy 500 an den Start ging, hatten wir einen ganz besonderen Zugang zur Strecke, um das Event zu erleben und viele tolle Eindrücke mitzunehmen. Ich kann nur jedem Motorsport-Fan empfehlen, sich das Indy 500 mal live anzuschauen, es lohnt sich!

Daniel Abt beim Indy 500

Beim Formel-E-Finale in New York haben wir trotz des schwierigen Saisonstarts noch realistische Chancen auf die Teammeisterschaft. Techeetah liegt nur 33 Punkte vor uns, und es werden noch maximal 94 Zähler für ein Team vergeben. Ich glaube fest daran, dass wir noch eine Chance haben. Persönlich habe ich auf jeden Fall noch eine Rechnung offen mit Brooklyn: Das erste Rennen führte ich gut ein Drittel lang an, lag dann auf Platz 3. Das wäre ein sicheres Podium gewesen, doch in der letzten Runde versagte leider ein Einheitsteil des Autos, sodass ich meinen sicher geglaubten Pokal hergeben musste - mega frustrierend!

Auch wenn ich 2017 am Ende des Tages nur einen Punkt für die schnellste Rennrunde mitnehmen konnte, war die Pace in New York eigentlich das ganze Wochenende da. Der Kurs am Hafen von Brooklyn liegt mir. Mit zwei guten Ergebnissen habe ich sogar noch realistische Chancen auf den dritten Gesamtrang. Das wäre ein erfreulicher Abschluss nach einer tollen Saison. Über allem steht aber das Ziel Teammeisterschaft. Lucas und ich werden versuchen, das Maximum an Punkten herauszuholen. Der Titel im ersten Jahr als Werksteam - das wäre für uns alle ein Wahnsinnserfolg.

Foto: Audi Communications

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