Formel E

"Die schlechteste Saison meiner Karriere" - Sacha Fenestraz nach 2 Formel-E-Jahren bei Nissan vor dem Aus?

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Mit 105 Punkten ist der Unterschied zwischen den beiden Nissan-Stammfahrern vor dem Formel-E-Saisonfinale in London so groß wie bei keinem anderen Team. Oliver Rowland hat seinen Teamkollegen Sacha Fenestraz bislang komplett im Griff. Eine Situation, die für Selbstzweifel beim Franco-Argentinier sorgt, dessen Formel-E-Karriere unter Umständen bereits in wenigen Tagen zu Ende gehen könnte.

Nur 26 WM-Zähler hat Sacha Fenestraz in den bisherigen 14 Rennen der Saison 2024 gesammelt und liegt damit auf Platz 16 der Gesamtwertung. Teamkollege Oliver Rowland hingegen kommt auf 131 Punkte - obwohl der Brite wegen Krankheit in Portland gar nicht gefahren ist und somit zwei Rennen weniger bestritten hat.

Der direkte Vergleich ist eindeutig: In jedem Rennen schnitt Rowland dabei besser ab als sein Teamkollege. Lediglich am Misano-Sonntag, als Rowland wegen eines Software-Fehlers in der letzten Runde in Führung liegend ohne Energie ausrollte, konnte sich Fenestraz als Fünfter über eine bessere Platzierung im Klassement freuen. Auch im Qualifying ist die Tendenz klar pro Rowland, der das direkte Duell mit 10:2 anführt, obwohl er selbst im Schnitt mit Startplatz 10,0 nur Mittelmaß ist.

"Ich habe mir sehr oft die Frage gestellt, was eigentlich los ist", gesteht Fenestraz bei The Race, dass die Situation sehr an ihm nage. "Es wäre einfach zu sagen, dass es dieses und jenes ist, und es dann zu lösen. Aber in Wirklichkeit habe ich bereits eine Menge verschiedener Dinge ausprobiert."

"Ich gebe nie auf, aber..."

"Ich habe mich anderthalb Tage länger vorbereitet als mein Teamkollege", beschreibt er weiter. "Ich habe alles Mögliche ausprobiert, aber es hat einfach nicht geklappt. Ich gebe nicht auf, ich gebe nie auf, aber es ist schwer. Ich arbeite daran. Es fügt sich nur einfach nicht zusammen."

"Ich glaube, ich habe einfach das Vertrauen in mich selbst verloren", so der Nissan-Fahrer weiter. "Ich habe den Glauben an mein Talent verloren. Das macht schon ein paar Zehntel aus, denn sobald man ohne Selbstvertrauen fährt, zweifelt man an sich selbst, und dann wird es nur noch schlimmer. In dieser Meisterschaft, wo es ohnehin schon so eng zugeht, ist das nicht hilfreich."

"Es ist definitiv die bislang schlechteste Saison meiner Karriere", ergänzt Fenestraz. "Ich bin immer selbstkritisch, und das ist meine eigene Einschätzung meiner Saison. Ich versuche, aus dem Loch herauszukommen, in dem ich mich gerade befinde." Die Situation von Fenestraz wirkt sich auch auf die Teamwertung aus: Nissan belegt hier die fünfte Position, 27 Punkte hinter DS Penske auf Platz 3.

Volpe: "Noch keine Entscheidung getroffen"

Nissan-Teamchef Tommaso Volpe gesteht jedoch auch, dass Fenestraz mehr als einmal in dieser Saison zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen sei. "Niemand hat eine Kristallkugel, aber wenn Sacha in Berlin 25 Punkte mehr gemacht hätte, wäre er selbst in den Top 10", beschreibt der Italiener bei The Race und meint damit die Situation, als Ex-Teamkollege Norman Nato den Nissan-Fahrer in die Mauer drängte. "Das war einfach nur Pech, also sollte man verstehen, warum ich nicht nur auf die Zahlen schaue."

Fest im Sattel sitzt Fenestraz bei Nissan jedoch nicht. "Wir haben noch keine Entscheidung getroffen", beschreibt Volpe weiter, "aber der Plan war von Anfang an, dass er mit uns wächst. Im Moment haben wir keinen Grund, nicht mehr daran zu glauben, aber gleichzeitig müssen wir abwarten, wie sich seine Leistung in den letzten Rennen entwickelt."

Durch die von Rowland erzielten Erfolge der letzten Monate sieht Volpe sein Team nun in einer guten Ausgangssituation auf dem Fahrermarkt - ganz anders als in der Vergangenheit. "Es ist etwas anderes als vor zwei Jahren am Ende der Gen2-Ära", beschreibt er. "Wir befinden uns in einer privilegierten Position, in der das Team aus der Sicht des Fahrers recht attraktiv ist. Es stimmt, dass es viele Bewegungen gibt, aber ich bin sehr entspannt. Wir werden die Entscheidung zu gegebener Zeit treffen, und es wird die richtige Entscheidung für das Team sein."

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