Diverse Unfälle der Nissan-Autos in London zerstören alle Formel-E-Titelhoffnungen
Tobias Wirtz

Shiv Gohil / Spacesuit Media
Nissan reiste mit großen Hoffnungen zum Formel-E-Saisonfinale nach London. Nachdem Oliver Rowland in Berlin bereits den Gewinn des Fahrertitels sicherstellen konnte, hatte Nissan auch in der Team- und Herstellerwertung die Möglichkeit, die beiden noch ausstehenden WM-Titel zu gewinnen. Nach einem absolut enttäuschenden Rennwochenende gingen beide Titel jedoch an Porsche. Und es kam noch schlimmer: Auch Jaguar zog in beiden Wertungen noch vorbei. Die türkisfarbene Sonderlackierung des Nissan e-4ORCE 05 brachte dem Team somit kein Glück.
Nach einem enttäuschenden Samstagsrennen hatten sich die Aussichten für Nissan, die beiden Titel für Teams und Hersteller zu gewinnen, bereits deutlich verschlechtert: Während Pascal Wehrlein für Porsche Platz 3 nach Hause fuhr, war Norman Nato auf Platz 9 der bestplatzierte Fahrer mit Nissan-Antrieb. Folglich brauchte Nissan richtig gute Ergebnisse, um noch ein Wörtchen im Kampf um die Meisterschaft mitreden zu können.
Beide Nissan-Piloten verpassten die Duellphase des Qualifyings knapp und starteten von den Plätzen 9 und 10. Im Rennen lief es zunächst gut, nach drei Runden lagen die beiden Fahrer bereits auf den Plätzen 6 und 7. Während es für Rowland weiter nach vorne ging und er im ersten Renndrittel schon auf Platz 2 lag, ließen zwei Kollisionen in den Runden 9 und 15 sämtliche Titelträume bei Nissan platzen.
Nato zur falschen Zeit am falschen Ort
Nato geriet dabei unverschuldet in den Zwischenfall: McLaren-Pilot Taylor Barnard presste sich mit Gewalt an Nico Müller vorbei, verließ dabei jedoch die Ideallinie. Kurz darauf berührte er den auf der Außenseite am Kampfduo vorbeigezogenen Max Günther, drehte sich in die TecPro-Barriere und wurde von Nato getroffen, der unmittelbar hinter Günther fuhr. Für Barnard war das Rennen beendet, Nato musste an die Box fahren und einen neuen Frontflügel montieren lassen - ein erster, herber Rückschlag für die Titelambitionen von Nissan.
Auch beim Ausfall von Oliver Rowland war Müller erneut beteiligt: Im Duell der beiden verließ Rowland die Strecke und fuhr wieder auf den Kurs zurück. Dabei traf er den Hinterreifen von Müller im 90-Grad-Winkel, beide schieden aus. Die Rennkommissare sahen die Schuld für die Kollision alleine bei Rowland, der in unsicherer Art und Weise auf die Rennstrecke zurückgefahren sei. Er erhielt als Konsequenz eine Startplatzstrafe für den Saisonauftakt in Sao Paulo.
Nato: "Insgesamt ein enttäuschendes Wochenende"
Da es für Nato nach dem Reparaturboxenstopp am Ende nur für Platz 11 reichte, blieb Nissan im letzten Saisonrennen ganz ohne Punkte. So konnte Jaguar Dank des dritten Sieges von Nick Cassidy in Folge noch in der Teamwertung vorbeiziehen. Da mit Sebastien Buemi ein Kunden-Jaguar auf dem Podium stand und beide McLaren-Piloten ausschieden, zog Jaguar auch in der Herstellerwertung noch an Nissan vorbei. Am Ende blieb nur Platz 3 in beiden Wertungen.
"Es war ein großartiger Start ins Rennen, da ich gemeinsam mit Oli Positionen gutmachen konnte und wir uns unter die ersten Sechs vorarbeiteten", erklärt Norman Nato nach dem Rennen. "Doch dann gab es direkt vor mir einen Zwischenfall, dem ich nicht ausweichen konnte. Das führte zu einem Schaden, sodass ich an die Box musste."
"Wir haben es geschafft, uns wieder nach vorne zu kämpfen, verpassten aber mit Platz 11 knapp die Punkte", so der Franzose weiter. "Insgesamt war es ein enttäuschendes Wochenende, aber alle haben in dieser Saison großartige Arbeit geleistet, sodass wir bis zum Schluss um die Team- und Herstellerwertung kämpfen konnten. Das gehört zum Weg mit dem Team dazu, und wir wissen, dass die Mannschaft in Zukunft noch bessere Leistungen zeigen kann."
Teamchef Volpe: "Unsere Fehler werden uns nächste Saison helfen"
"Es ist natürlich enttäuschend, sowohl in der Team- als auch in der Herstellerwertung nur den dritten Platz zu belegen, nachdem wir einen Teil der Saison lang geführt haben", beschreibt Tommaso Volpe, Teamchef von Nissan. "Wenn wir jedoch einen Schritt zurückgehen, können wir auf dieses fantastische Jahr sehr stolz sein. Wir haben sieben Podiumsplätze und vier Siege erzielt, wir haben uns zwei Rennen vor Saisonende den Fahrertitel gesichert und wir waren bis zum letzten Rennen im Kampf um die Team- und Herstellerwertung dabei."
"Wir waren durchweg konkurrenzfähig und sind als Team zusammengewachsen. Und unsere Fehler und alles, was in dieser Saison nicht nach Plan gelaufen ist, werden uns helfen, in der nächsten Saison noch stärker zu sein", schließt der Italiener.
Bis dahin dauert es jedoch erst noch ein wenig. Am 6. Dezember, also in mehr als vier Monaten, startet die neue Saison 2025/26 in Sao Paulo. Zuvor finden noch vom 27. bis zum 31. Oktober die Vorsaison-Testfahrten in Valencia statt.
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