Drogen, F1-Rennsieg & Fahrlehrer: Was machen eigentlich die Ex-Formel-E-Fahrer? (2/3)
Tobias Bluhm
In den vergangenen Jahren erlebten Formel-E-Fans zahlreiche mitreißende Rennen, Fahrerduelle und technische Fortschritte. Neben renommierten Piloten wie Jean-Eric Vergne, Sebastien Buemi oder Lucas di Grassi nahmen bislang 66 weitere Fahrerinnen und Fahrer an mindestens einem Lauf der Formel E teil. Doch was wurde aus den Piloten, die nicht mehr in der Serie aktiv sind?
Im ersten Teil dieser Serie stellte dir e-Formel.de die ersten 15 der 45 Ex-Fahrerinnen und -Fahrer vor. Unter anderem ging es um Restaurant-Eröffnungen, Erdöl-Botschafter und eine DJ-Karriere auf Ibiza. Disclaimer: In dieser Serie beachten wir ausschließlicher Fahrerinnen und Fahrer, die nicht beim letzten Rennen des Berlin E-Prix 2020 an den Start gingen - unabhängig von ihrem Vertragsstatus für die nächste Saison.
Fahrlehrer & Formel-1-Sieger
Alex Fontana ging nur zweimal in der Formel E an den Start, nämlich beim Doppel-Saisonfinale 2015 in London. Der inzwischen 28-jährige Schweizer fuhr noch im selben Jahr in der GP3-Meisterschaft. Anschließend verschrieb er sich den "Rennfahrzeugen mit Dach" und nahm an den Läufen der Blancpain GT, Intercontinental GT Challenge, der Chinesischen Tourenwagenmeisterschaft oder der Europäischen Le-Mans-Serie (ELMS) teil. In Europa, Amerika und China ist er zudem Fahrer-Coach und -Instruktor. Für den schweizerischen Fernsehsender RSI kommentiert Fontana die Rennen der Formel 1.
In der ersten Formel-E-Saison ging Antonio Garcia ebenfalls zweimal ins Rennen. Aktuell tritt der Spanier mit Corvette in mehreren Langstreckenrennen an, darunter die 24-Stunden-Rennen von Daytona und (bis 2019) Le Mans. Den Großteil der letzten Jahre verbrachte er aber in der WeatherTech-Sportwagenmeisterschaft in den USA, in der er seit 2017 zwei Meisterschaften gewann. Auch in diesem Jahr fährt er in der IMSA-Serie für die US-Marke.
Der französische Rennfahrer Pierre Gasly fuhr einst ebenfalls in der Formel E, wenn auch nur für zwei Läufe. Bei Nissan e.dams sprang er beim New York E-Prix 2017 für Sebastien Buemi ein und erreichte bei beiden Rennen die Punkteränge. Bei seinem zweiten Versuch schrammte er nur knapp an einem Podium vorbei, musste sich aufgrund eines Unfalls in der letzten Kurve aber mit Platz 4 zufriedengeben. Wohin Gaslys Weg führte, dürfte Motorsport-Fans nur allzu bekannt sein: Momentan fährt er für AlphaTauri in der Formel 1, mit denen er beim Grand Prix in Monza Anfang August seinen ersten Rennsieg in der "Königsklasse" feierte.
Fotostrecke: Die ehemaligen Formel-E-Fahrerinnen und -fahrer (F-P)
Ehemalige F1-Fahrer vielbeschäftigt
Ein weiterer Fahrer mit Formel-1-Beziehungen ist Esteban Gutierrez. Der Mexikaner fuhr allerdings schon vor seinem ersten Formel-E-Lauf in der F1. Gutierrez stieg 2017 bei drei Rennen für Techeetah ins Auto und wurde anschließend von Stephane Sarrazin ersetzt, der das Cockpit wiederum kurz darauf für Andre Lotterer räumte. Gutierrez wechselte stattdessen für einige Rennen in die IndyCar-Serie. Derzeit übernimmt er als dritter Fahrer von Mercedes Teile der Entwicklungs- und Vorbereitungsarbeit der "Silberpfeile" in der Formel E und Formel 1.
Brendon Hartley nahm an fünf Rennen der Formel-E-Saison 2019/20 teil, überließ sein Fahrzeug für das Berlin-Finale aber dem Brasilianer Sergio Sette Camara. Schon während seiner FE-Zeit fuhr Hartley in der WEC, in der er mit Toyota derzeit um die LMP1-Meisterschaft kämpft. In diesem Jahr gewann er an der Seite von Kazuki Nakajima und Sebastien Buemi die 24 Stunden von Le Mans.
Einen interessanten Karriereweg hat auch Nick Heidfeld eingeschlagen. Nach der Saison 2017/18 beendete er seine aktive Karriere zwar offiziell, allerdings hält er weiterhin engen Kontakt zu Mahindra. Erst vor einigen Wochen absolvierte Heidfeld die Jungfernfahrt des "M7Electro" für die nächste Formel-E-Saison. Zudem ist er Entwicklungsfahrer für die Elektroauto-Marke Pininfarina, für die Heidfeld einen Supersportwagen mitentwickelt. Der 43-Jährige lebt mit seiner Partnerin, drei Kindern und Labrador Mogli in der Schweiz.
Weitere Verbindungen zur Langstrecke
Heidfelds ehemaliger Formel-1-Teamkollege Kamui Kobayashi startete ebenfalls an einem Wochenende in der Formel E. Schon vor seinem Einsatz beim Hongkong E-Prix 2017 steuerte Kobayashi Toyotas LMP1-Renner in der WEC, der er bis heute treu ist. Außerdem tritt er in der japanischen Super Formula an. Vor zwei Jahren gewann er das 24-Stunden-Rennen von Daytona in der IMSA WeatherTech-Sportwagenserie.
Als Langstrecken-Expertin gilt auch Katherine Legge. Die Britin ging 2014 in Peking und Putrajaya für Aguri auf die Strecke. Anschließend baute sie ihr Portfolio mit einigen prominenten Rennserien aus: Unter anderem fuhr sie in der ELMS, der NASCAR Xfinity Series, der IMSA WeatherTech-Kategorie - und nicht zuletzt auch in der Jaguar I-Pace eTrophy. Außerdem testete sie 2019 für Mahindra Racing. Derzeit erholt sie sich von einem schweren Unfall bei den Vorsaison-Testfahrten der ELMS, bei dem sie sich mehrere Knochen brach. Wir wünschen weiterhin gute Besserung.
Dolce Vita & die Kartbahn
Fabio Leimer trat, genau wie sein Landsmann Alex Fontana, beim London E-Prix 2015 in der Formel E an. Der mittlerweile 31-Jährige wechselte anschließend in den europäischen Ableger der Ferrari Challenge und gewann 2017 sogar den Weltmeistertitel des Markenpokals. Seit einigen Jahren ist er aber nur noch abseits der Rennstrecke aktiv: Als Fahrer-Coach und Zuständiger für ein Kart-Rennteam führt er Nachwuchsfahrer an den Motorsport heran. "Ich selbst teste nur noch im Kart", sagte er im vergangenen Jahr dem 'Zofinger Tagblatt'. "Eigentlich habe ich komplett (mit der Profi-Karriere) abgeschlossen. Ich helfe sehr gerne mit, wenn es darum geht, Junge aufzubauen."
Vitantonio Liuzzi startete ebenfalls in der ersten Formel-E-Saison. Der Italiener, der damals für das Team seines Landsmanns und langjährigen Freundes Jarno Trulli antrat, fuhr bei insgesamt fünf Rennen und erzielte beim Berlin E-Prix 2015 seine einzigen Punkte in der Elektroserie. Nach einem kurzen Abstecher in den GT-Sport ist er inzwischen nur noch als Kart-Instruktor und FIA-Rennkommissar aktiv. Er lebt mit seiner Frau und Tochter in Italien.
Bis zum Ende der Saison 2018/19 fuhr auch Jose Maria Lopez in der Formel E. Der Argentinier ist weiterhin im Rennsport aktiv und tritt für Toyota Gazoo Racing in der LMP1-Klasse der WEC an. Dort teilt er sich ein Fahrzeug mit Mike Conway (siehe Teil 1) und Kamui Kobayashi.
Montagnys Kokain-Sperre beendet, Ma dominiert in China
Ma Qing Hua ging noch im Februar 2020 in der Elektroserie an den Start. Nach einem erfolglosen Gastspiel bei Nio wechselte er zurück in die Tourenwagen der TCR China Series, in der Ma bei seinem Debüt im August auf Anhieb drei von vier Rennen in Zhuzhou gewann. Schon vor seiner Zeit in der Formel E fuhr der Chinese in einer Tourenwagen-Serie, 2019 startete er unter anderem in der WTCR.
Der Franzose Franck Montagny verlor unter besonderen Umständen sein Formel-E-Cockpit: Bei einer Routine-Untersuchung nach dem Putrajaya E-Prix 2014 wurde Benzoylecgonin in Montagnys Urin festgestellt, der Hauptmetabolit von Kokain. Die FIA sperrte Montagny für zwei Jahre vom Motorsport, woraufhin er seine aktive Karriere beendete. Heute arbeitet er als Boxengassenreporter und F1-Experte für einen französischen Fernsehsender, startete nach dem Ende seiner Sperre aber auch gelegentlich in der Trophee-Andros-Rallye.
Nasr übersteht Coronavirus-Infektion
In der fünften Formel-E-Saison ging der Brasilianer Felipe Nasr für Dragon Racing an den Start, verließ das Team nach drei Rennen jedoch wieder. Stattdessen holte er sich 2019 mit zwei Siegen und fünf Podien die Vize-Meisterschaft in der IMSA WeatherTech-Sportwagenserie. Auch in diesem Jahr startet Nasr in der US-Meisterschaft, wenngleich er aufgrund einer Infektion mit dem Coronavirus beim Rennen in Daytona aussetzen musste. Inzwischen ist er wieder gesund.
Gary Paffett unterstützte in der Saison 2018/19 das deutsche Team HWA Racelab bei der Grundsteinlegung für Mercedes' Formel-E-Einsatz. Der Brite beendete das Jahr auf Gesamtplatz 19, anschließend fuhr er für einige Rennen in der Intercontinental GT Challenge. Als sportlicher und technischer Berater sowie Ersatzfahrer ist er trotzdem gelegentlich für Mercedes an der Formel-E-Rennstrecke präsent. Paffett lebt mit seiner Frau Lisa und seinen Kindern in Großbritannien.
In wenigen Tagen geht es mit dem dritten und letzten Teil dieser Artikelserie auf e-Formel.de weiter. Dann geht es um eine zweite Karriere als Winzer, eine Kandidatur für das japanische Parlament und Siege im 500-Meilen-Rennen von Indianapolis.
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