Formel E

Offiziell: Rom bewirbt sich um Formel-E-Rennen im April 2018

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Es ist offiziell: Rom bewirbt sich um die Austragung eines Formel-E-Rennens im April 2018. Nachdem das Kapitol erst am Mittwoch einen Streckenvorschlag aus dem Bezirk EUR abgesegnet hatte, gab nun auch der römische Stadtrat grünes Licht für das Elektrorennen. Einstimmig beschloss die Regierung der italienischen Hauptstadt, sich für die Austragung eines Formel-E-Rennens zu bewerben. Schon ab der nächsten Saison könnte Italien damit einen Formel-E-Lauf bekommen.

Erste Gerüchte über eine Bewerbung Roms tauchten bereits im vergangenen November auf. Die Initiative ergriffen damals die römische Bürgermeisterin Virginia Raggi und Daniele Frongia, Stadtratsmitglied für Sport (wir berichteten). Ihr Vorschlag sorgte anfänglich für heftige Reaktionen der Anwohner aus EUR, die gegen das geplante Rennen demonstrierten und eine Petition einsendeten. Trotzdem schaffte es der Plan erst durch das Kapitol (18:2 Stimmen) und schließlich durch den Stadtrat, der mit 33:0 einstimmig für das Rennen entschied.

Die 'Gazzetta dello Sport' geht davon aus, dass Rom sich vorerst für drei Jahre bei der Formel E bewirbt. Das Rennen in der Stadt am Tiber könnte dadurch zwischen 2018 und 2020 im Formel-E-Rennkalender fixiert werden - Wunschdatum für das Premierenrennen sei der 28. April 2018. Auf Twitter kursierte zudem kurzzeitig das Gerücht, dass sich Rom mit dem Monaco ePrix im Zwei-Jahres-Takt abwechseln könnte. Ob derartige Pläne bestehen, können wir nicht bestätigen.

Politiker glücklich, Anwohner genervt

Der vorgeschlagene Streckenentwurf sieht vor, den Kurs um die Piazza Marconi und zwischen den Parkanlagen Parco Centrale dell'EUR und Parco del Ninifeo aufzubauen. Das Layout schlägt eine 2,8 Kilometer lange Strecke mit insgesamt 19 Kurven, darunter einige Schikanen, 90-Grad-Ecken und einer Haarnadelkurve vor. Für das Event müssten neben Straßenerneuerungen und dem Aufbau der Tribünen auch vier Fußgängerbrücken errichtet werden, heißt es bei 'La Repubblica'.

Nach wie vor dürften die Anwohner dem Rom ePrix sehr kritisch gegenüber stehen. Nur wenige Tage, nachdem Raggis Formel-E-Bestrebungen bekannt geworden waren, organisierten Bürgerinitiativen einen Anti-Formel-E-Flashmob und demonstrierten auf dem Kapitolsplatz. Ferner wurde ein von hunderten Anwohnern unterschriebener Brief an die Stadtverwaltung versendet.

Die EUR (Esposizione Universale di Roma, zu Deutsch: "Weltausstellung Rom") ist ein Stadtviertel, das einst nach dem Willen Mussolinis für die Weltausstellung 1942 geplant wurde. Es zählt zu den größten Problembezirken Roms und kämpft seit Jahren mit sozialen Problemen und Prostitution. "Dass Raggi hier den Glamour der Formel E demonstrieren will, macht uns sprachlos", beschwerten sich die Anwohner damals in ihrer Petition. Dass sich an dieser Meinung wenig geändert haben dürfte, liegt auf der Hand.

Verbesserte Infrastruktur auf Kosten der Formel E

Die römischen Lokalpolitiker zeigen sich nach dem Beschluss indes überaus glücklich. "Das Event nutzt nicht nur die bestehende Infrastruktur, sondern verbessert sie auch noch", freut sich Angelo Diario, Vorsitzender des Sportkomitees. Im Rahmen der Formel E sollen neue Ladestationen - sowohl für Autos als auch für E-Bikes - aufgestellt werden sowie WLAN-Hotspots errichtet werden. Wie auch schon in Berlin 2016 sollen die Straßen auf Kosten des Veranstalters ausgebessert werden.

Auch aus Oppositionsparteien kommt Lob: "Wir glauben, dass diese Initiative unsere Stadt voranbringen wird", sagt Michela di Biase der demokratischen Partei PD. "Wir sind sehr froh, die Formel E bald bei uns begrüßen zu können. Endlich hat M5S etwas Gutes für den Sport in Rom getan." Raggis M5S-Partei geriet 2016 in die öffentliche Kritik, als sie eine Bewerbung für die Olympischen Spiele 2024 ausschloss.

Rom schon 2012 im Gespräch

Schon lange vor der ersten Formel-E-Saison 2014/15 schien ein ePrix in Rom wie in trockenen Tüchern. Im Dezember 2012 stellte der Serienboss Alejandro Agag gemeinsam mit dem aktuellen ABT-Fahrer Lucas di Grassi das Rennen in der "ewigen Stadt" vor. Der Lauf sollte die Premierensaison ursprünglich sogar eröffnen. Ein Bürgermeisterwechsel (Raggis Vorgänger) sorgte letztendlich dafür, dass die Formel E nicht nach Rom kam und nach Peking umzog. Die gesamte Geschichte findet ihr hier verlinkt.

Nun liegt das Schicksal des Rom ePrix in den Händen der FIA und der Formel E. Dass Agag Interesse an einem Italien-Rennen hat, deutete der Spanier in der Vergangenheit vermehrt an: Zuletzt besuchte er die italienische Hauptstadt im Februar zu Verhandlungen mit einigen Lokalpolitikern, darunter EUR-Bürgermeister Roberto Diacetti. Ob es Rom in den endgültigen Kalender für Saison vier schafft, werden wir spätestens bei der offiziellen Bekanntgabe des Rennkalenders im Juni erfahren. Bis dahin halten wir euch selbstverständlich auf dem Laufenden.

Bild: roma.repubblica.it

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