Formel E

Einzel- statt Doppelmotor und doch schnell - Nissan e.dams

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Teil 8 unserer großen Teamvorstellungsrunde auf e-Formel.de dreht sich um jenen Formel-E-Rennstall aus dem französischen Motorsport-Mekka Le Mans, der nach dem Tod von Jean-Paul Driot nun von einer Doppelspitze geführt wird: Nissan e.dams.

In den ersten drei Formel-E-Saisons war Renault e.dams das Team, das es zu schlagen galt. Die Mannschaft sicherte sich mit Nicolas Prost und Sebastien Buemi dreimal in Folge den Titel in der Teamwertung. In der Saison 2017/18 folgte dann der Absturz der erfolgsverwöhnten Truppe auf Platz 5, das Team blieb erstmals sieglos. Nico Prost erzielte gar nur 8 Punkte und schloss die Saison auf Platz 19 der Fahrerwertung ab. Die Konsequenz: Trotz gültigem Vertrag für Saison 5 wurde der Sohn des viermaligen Formel-1-Weltmeisters Alain Prost vor die Tür gesetzt. Als Nachfolger wurde Alexander Albon verpflichtet, der das Team jedoch noch vor Saisonbeginn wieder verließ und stattdessen zu Toro Rosso in die Formel 1 wechselte - Oliver Rowland übernahm kurzfristig das vakante Cockpit.

Zu diesem Zeitpunkt übergab Renault das Zepter auch an Allianzpartner Nissan, um sich selbst voll auf die Formel 1 fokussieren zu können. Nissan entwickelte eine innovative, aber auch teure Doppelmotor-Lösung, die Grauzonen des Reglements ausnutzte und am Saisonende verboten wurde. Der japanische Hersteller musste daher für die anstehende Saison 2019/20 einen vollständig neuen Antrieb konstruieren. Für Renault bzw. Nissan e.dams stehen nach 58 Rennen insgesamt 16 Siege, 20 Pole-Positions und 80 Platzierungen unter den ersten Zehn zu Buche - allesamt Rekorde in der Formel E.

Die Funktion des Teamchefs bekleiden bei Nissan e.dams seit Kurzem die Brüder Gregory Driot und Olivier Driot, die Söhne des in diesem Jahr verstorbenen Jean-Paul Driot. Die beiden führen das Lebenswerk ihres Vaters fort und sind Anteilseigner am Rennstall DAMS, den ihr Vater 1998 gemeinsam mit Rene Arnoux gründete. Außerdem sind beide - genau wie ihr Vater früher - erfahrene Öl- und Private-Equity-Investoren.

Olivier ist insbesondere im Bereich Immobilien, Gastronomie und Industriemineralien tätig. In den frühen 2000er-Jahren war er zudem bereits Teamchef bei DAMS - für das Formel-3000-Team und während der Einsätze des Teams bei den 24 Stunden von Le Mans. Sein Bruder Gregory ist Miteigentümer des Rennstalls Classic & Modern Racing (CMR), Gründer und Präsident des Genfer Automobilclubs und Asset Manager bei Octogone Gestion.

Nissan setzt in der sechsten Formel-E-Saison den selbstentwickelten Nissan IM02 ein. Das Fahrzeug ist in Rot und Schwarz lackiert, zusätzlich gibt es weiß-silbrige Elemente. Neben Nissan werben auch der Luxusuhren-Hesteller Richard Mille und Shell mit ihren Logos auf dem Fahrzeug.

Fotos: Nissan & Shivraj Gohil / Spacesuit Media

Nissan setzt in der kommenden Saison 2019/20 erneut auf Sebastien Buemi, seines Zeichens Formel-E-Champion in Saison 2, und Oliver Rowland, der im vergangenen Jahr eine beachtliche Rookie-Saison in der Formel E zeigte.

Oliver Rowland (#22, Großbritannien)

Nachdem Rowland in der Vorsaison kurzfristig das freigewordene Cockpit bei Nissan e.dams von Alex Albon übernahm, zeigte er in seiner ersten vollen Formel-E-Saison gute Leistungen: Dreimal stellte er den dank Doppelmotor auf eine Runde unheimlich schnellen Wagen auf die Pole-Position und wurde in den Rennen von Sanya und Monaco jeweils Zweiter. Mit 71 Punkten schloss er die Saison auf dem zehnten Platz der Fahrerwertung ab - besser war kein anderer Fahrer, der weniger als eine Saison Formel-E-Erfahrung mitbrachte.

Rowland begann seine Karriere im Kartsport, wo er mehrere nationale und internationale Meisterschaften gewann, unter anderem 2007 den CIK-FIA-KF2-Weltcup und 2010 den CIK-FIA-Super-KF-Weltcup. 2011 folgten die ersten Erfolge im Formelsport: Er wurde Vizemeister in der Britischen Formel Renault, übrigens hinter Alex Lynn. Die folgende Formel-Renault-Winterserie gewann er. Außerdem wurde er mit dem McLaren Autosport BRDC Award ausgezeichnet.

Rowland wechselte in den Formel Renault 2.0 Eurocup, wo er 2013 Vizemeister hinter Pierre Gasly wurde. Als nächste Karrierestation folgte die Formel Renault 3.5. Hier gewann Rowland 2015 den Meistertitel. Zwischenzeitlich kam der Brite zu seinem Formel-E-Debüt: Er startete für Mahindra beim Punta del Este E-Prix 2015 als Ersatz für den verletzten Nick Heidfeld. Nach dem Rennen musste er das Cockpit allerdings wieder räumen. Anschließend wechselte Rowland in die GP2, wo er 2017 Dritter der Meisterschaft wurde. Zudem stellte ihn Renault als Entwicklungsfahrer für das Formel-1-Team ein. 2018 wechselte Rowland als "Young Driver" zu Williams und trat bei den 24 Stunden von Le Mans in der LMP1-Klasse auf einem Ginetta G60-LT-P31 an. Ein Vollzeitcockpit für dieses Jahr erhielt er jedoch nicht.

Oliver Rowlands Statistik in der Formel E:

  • 14 Rennen
  • 71 Punkte
  • 0 Siege
  • 2 Podien
  • 3 Pole-Positions
  • 0 Schnellste Rennrunden
  • 0 FANBOOSTs

Sebastien Buemi (#23, Schweiz)

Sebastien Buemi ist einer der großen Namen in der Formel E, hält er doch aktuell unter anderem die Rekorde für die meisten Siege, die meisten Pole-Positions und die meisten FANBOOSTs. In Saison 2 gewann er den Fahrertitel, in den Saisons davor und danach wurde er jeweils mit knappem Rückstand Vizemeister. In allen drei Saisons gelang es ihm gemeinsam mit Nicolas Prost, den ersten Platz in der Teamwertung für Renault e.dams zu erzielen. In Saison 5 gelang es ihm nach einem schwachen Saisonbeginn erneut, die Gesamtwertung auf Platz 2 zu beenden.

Buemis Karriere begann im Kartsport, wo er 2002 Vizeeuropameister in der ICA-Klasse wurde. 2004 wechselte er in den Formelsport, wo er auf Anhieb Dritter in der Deutschen Formel BMW wurde. Im folgenden Jahr kämpfte er mit Nico Hülkenberg um den Titel. Dies verleitete ihn dazu, in Führung liegend beim Saisonfinale während einer Safety-Car-Phase plötzlich stark abzubremsen, sodass ihn Hülkenberg überholte und das Rennen gewann, nachträglich jedoch eine 30-Sekunden-Strafe für das Überholen hinter dem Safety-Car erhielt. Die Freude über den Meistertitel währte bei Buemi jedoch nur kurz: Ihm wurde für sein gefährliches Manöver vom DMSB-Sportgericht nachträglich eine 60-Sekunden-Strafe auferlegt, womit er auf Platz 3 zurückfiel. Somit wurde Hülkenberg Meister. Am Ende des Jahres wurde Buemi in den Förderkader von Red Bull aufgenommen.

Es folgte der Wechsel in die Formel 3, wo Buemi 2007 knapp hinter Romain Grosjean Vizemeister wurde. Die gleiche Reihenfolge ergab sich im Endklassement der GP2-Asia-Serie 2008. Außerdem trat Buemi in der GP2 an. 2009 folgte der Aufstieg in die Formel 1 zu Toro Rosso. Hier fuhr er drei Jahre, in denen er in 55 Rennen 29 Punkte erzielen konnte. 2012 erhielt er kein Formel-1-Cockpit mehr und wechselte zu Toyota in die Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC. Hier gewann er 2014 die Weltmeisterschaft und 2018 das 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Außerdem ist Buemi nach wie vor Test- und Reservefahrer bei Red Bull und Toro Rosso in der Formel 1.

Sebastien Buemis Statistik in der Formel E:

  • 56 Rennen
  • 699 Punkte
  • 1 Fahrertitel
  • 13 Siege
  • 25 Podien
  • 14 Pole-Positions
  • 7 Schnellste Rennrunden
  • 39 FANBOOSTs

Lese in Kürze auch den nächsten Teil der großen Teamvorstellungsreihe von e-Formel.de, wenn wir dir Envision Virgin Racing vorstellen!

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