Formel E

Engel im XXL-Interview (2): "Sicher anders als DTM"

Timo Pape

Timo Pape

Am Donnerstag präsentierten wir euch die erste Hälfte unseres XXL-Interviews mit Formel-E-Rookie Maro Engel vom Team Venturi. Im zweiten Teil geht es heute um Engels Heimrennen in Monaco, wie er die Atmosphäre im Fahrerlager der Formel E empfindet und wie er den (potenziellen) Einstieg der deutschen Automobilhersteller Audi, BMW und Mercedes einschätzt.

Wie unterscheiden sich Stadtkurse von traditionellen Rennstrecken, wie du sie aus dem GT-Sport kennst?

Der Stadtkurs ist die ultimative Challenge für den Fahrer. Meistens sehr eng, viele blinde Kurven, da die Wände sehr hoch sind. Als Fahrer muss man sich darauf einstellen und präzise sein, wahnsinnig präzise. Ein Stadtkurs verzeiht einfach keine Fehler und macht fahrerisch wahnsinnig viel Spaß, da die Herausforderung sehr hoch ist. Das gilt eigentlich für uns alle. Wenn einem Fahrer auf einem Stadtkurs eine gute Runde gelingt, dann lässt es das Adrenalin noch höher in die Adern schießen als auf einem Rundkurs mit viel Auslaufzone. Man hat einfach ein noch besseres Gefühl.

Du lebst in Monaco, wo du auch aufgewachsen bist. Herrscht bei dir große Vorfreude auf den Monaco ePrix im Mai 2017? Du kennst jede Ecke dort - vielleicht ein kleiner Vorteil?

Ein Vorteil ist es leider nicht. Ich bin in Monaco nie Rennen gefahren, mit Ausnahme der jährlich stattfindenden Kart-Rennen. Ich kenne die Straßen natürlich trotzdem sehr gut und freue mich auf das Rennen. Es wird mit Sicherheit ein Highlight für mich. Genauso freue ich mich auf Berlin. Generell beinhaltet der Rennkalender viele Highlights. Wenn man so will, habe ich zwei Heimspiele in dieser Saison. Aber vor allem Monaco wird etwas Besonderes für mich.

Freust du dich auf die beiden Rennen in New York?

Ja sehr, New York wird der Wahnsinn. Es ist Serienpromoter Alejandro Agag und der FIA gelungen, einen Rennkalender auf die Beine zu stellen, der wahnsinnig viel zu bieten hat. New York ist eines der ganz großen Highlights, aber gleiches gilt für Hongkong, das New York Asiens. Montreal wird sicher auch fantastisch sein. Es gibt wahnsinnig viele tolle Locations wie auch Paris oder Berlin.

Herrscht in der Formel E mehr Respekt und Anerkennung zwischen den Fahrern untereinander als in anderen traditionellen Rennserien wie der DTM oder im GT-Sport?

Die Formel E ist eine gute Mischung. Wir machen gemeinsam eine Roadshow, bewegen uns durch die Welt. Die Fahrer kennen sich jahrelang aus anderen Nachwuchsserien. Es herrscht ein sehr guter familiärer Austausch. Doch sobald die Helme aufgesetzt werden, kämpft jeder bis auf den letzten Meter um sein Ergebnis. Die Mischung ist sehr angenehm. Es ist sicher anders als in der DTM. In der DTM haben die Teams beziehungsweise Hersteller einen größeren Fahrerkader. Der Mercedes-Kader bleibt unter sich, genauso die Jungs bei Audi oder BMW. In der Formel E gibt es nur zwei Fahrer pro Team, es ist logistisch anders aufgebaut. Das Fahrerlager liegt enger und dichter beieinander. Der Austausch ist relativ groß, ich empfand ihn als sehr angenehm. Es herrschte eine positive Stimmung. Natürlich trug zu dieser Stimmung auch die fantastische Location in Hongkong bei.

Hongkong ePrix (c)Audi

Apropos DTM: In der DTM ist Felix Rosenqvist dein Fahrerkollege bei Mercedes, in der Formel E seid ihr Gegner. Habt ihr euch in Hongkong intensiv ausgetauscht?

Ja, logisch. Ich kenne Felix schon viele Jahre. Ich verstehe mich auch gut mit ihm. Wie sehen uns momentan wahnsinnig viel, fast jedes Rennwochenende. Wir unterhalten uns daher sehr intensiv über die Serien.

War es für dich ein Vorteil, dass Hongkong für alle Fahrer Neuland war?

Sicherlich ist das ein Vorteil gewesen. Wenn wir auf Strecken kommen, die schon öfter im Kalender standen, haben die etablierten Fahrer schon einen gewissen Vorteil. Die Erfahrung nimmt man natürlich mit. Wenn wir nächstes Jahr nach Hongkong kommen, starten wir alle auf einem anderen Level. Für die Rookies wie mich sind die neuen Strecken ein Vorteil. Zum Glück fahren wir beim nächsten Rennen in Marrakesch auch auf einer neuen Strecke.

Glaubst du, dass du die etablierten Teams wie e.dams, ABT, oder Virgin besiegen kannst?

Ich denke, es gibt schon zwei, drei Teams, die momentan stärker sind als alle anderen. Ich sehe uns mit weiteren Teams direkt dahinter. Für uns muss das Ziel sein, permanent in die Top 10 zu fahren. In Hongkong wäre es möglich gewesen, Fünfter oder Sechster zu werden. Die Pace war sehr ähnlich wie die der Andretti-Jungs. In der Strategie waren wir vielleicht noch zu konservativ. Wir haben das Potenzial, die Topteams zu ärgern. Wir wollen uns weiterentwickeln und verfolgen das Ziel, die Spitzenteams konstant zu ärgern und gegen sie um Podiumsplätze und Siege zu fahren.

Wie beurteilst du den Einstieg von Audi und voraussichtlich BMW beziehungsweise Mercedes in die Formel E?

Es ist ein Zeichen, dass die Serie und die FIA vieles richtiggemacht haben. Für die Formel E ist es sehr positiv, dass die großen deutschen Hersteller ihr Interesse bekunden. Man sieht, die Serie entwickelt sich in eine ganz gute Richtung.

Welche Zielsetzung hast du für Marrakesch?

Das Ziel lautet, wieder in die Punkte zu fahren. Alles, was darüber hinaus möglich ist, ist ein Bonus. Persönlich möchte ich versuchen, mich mit meiner eigenen Leistung noch besser im Qualifying und im Rennen zurechtzufinden, um mehr aus dem Auto herauszuholen. Das hat im ersten Moment nichts mit der Platzierung zu tun. Selber weiß ich am besten, wann ich alles aus dem Auto herausgeholt habe. Mein Anspruch ist, mich weiter zu verbessern und eins mit der Materie zu werden.

Fotos: Helmut Ulrich / Audi

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