Formel E

Envision-Teamchef Filippi sieht F1 ab 2030 am Scheideweg: "Das Geld wird in die Formel E fließen"

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

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Auch wenn die Formel 1 bislang immer noch der unangefochtene Marktführer bei den Rennserien ist, was Geschwindigkeit, Zuschauer:innen und Jahresumsatz angeht, werden die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit auch im Motorsport immer wichtiger. Obwohl die "Königsklasse des Motorsports" künftig auf E-Fuels setzen und bis zum Jahr 2030 beim CO2-Fußabdruck Netto-Null erreichen will, könnte das nicht ausreichen. Envision-Teamchef Sylvain Filippi setzt daher auf die Formel E.

In vielen Ländern werden in diesen Zeiten die Rahmenbedingungen geschaffen, um in Zukunft Verbrennungsmotoren aus den Autos zu verbannen. Hersteller und Sponsoren, die bei ihrem Motorsport-Engagement nach Relevanz für die Straße und umweltfreundlichen Referenzen suchen, würden laut Sylvain Filippi, Teamchef von Envision Racing, eher auf die Formel E setzen. In einer großangelegten Studie, die mehr als 100 Rennserien auf ihre Nachhaltigkeit untersuchte, ging die Formel E als klarer Sieger hervor.

"Es wird ziemlich schwierig (für die F1), einen technologischen Fahrplan zu haben, der eindeutig nicht mit der tatsächlichen Situation auf der Straße übereinstimmt", sagt Filippi bei 'Reuters'. Auslöser ist die Entscheidung der EU-Kommission, den Verkauf von Neuwagen mit Verbrennungsmotoren ab dem Jahr 2035 zu verbieten. In Großbritannien soll dieser Schritt gar schon im Jahr 2030 kommen.

"Ich glaube, dass irgendwann die Frage nach der Relevanz für die Straße sehr eindeutig sein wird", ist Filippi überzeugt. "Ist eine Rennserie straßenrelevant, oder ist sie es nicht? Nach 2030 gibt es keine Zwischenlösungen mehr. Es bleibt bis dahin zwar noch ein wenig Zeit, aber es wird schnell gehen."

"Viele Marken werden dann nicht mehr in der Lage sein, Rennsport mit Verbrennungsmotoren zu sponsern", ist sich der Franzose sicher. "Das Geld wird in die Formel E fließen, denn das ist das Einzige, was tragbar ist."

"Das Potenzial ist einfach immens"

Eine vollständige Elektrifizierung der Formel 1 ist vor dem Jahr 2039 theoretisch ausgeschlossen. Die Formel E hat sich bei ihrer Gründung für 25 Jahre die Exklusivrechte als vollelektrische Monoposto-Meisterschaft gesichert. Viel Zeit, in der sich die Formel E, auch was die Geschwindigkeit angeht, durchaus in Richtung des Formel-1-Niveaus bewegen könnte.

Ab dem kommenden Jahr bis einschließlich 2026 wird das Gen3-Auto eingesetzt, das bereits zusätzlich einen 250 kW starken Motor an der Vorderachse haben wird. Dieser wird zwar in der ersten Saison nur zur Rekuperation verwendet, könnte zukünftig aber auch für den Antrieb des Wagens eingesetzt werden, wie Formel-E-Urgestein Lucas di Grassi immer wieder öffentlich anregt. Hiermit würde die Gesamtleistung des Fahrzeugs bereits bei 600 kW liegen.

"Das ist fast ein 1.000-PS-Auto, also beinahe so stark wie ein Formel-1-Auto" erklärt Filippi. "Wir können von 0 auf 100 km/h in weit unter zwei Sekunden beschleunigen, und wir benutzen noch nicht einmal Slick-Reifen. Das Potenzial ist einfach immens."

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