Formel E

EPCS plant mit neuem Tesla-Modell, weiteren Herstellern & Saisonstart 2022

Svenja König

Svenja König

Nach mehreren Verschiebungen sollte das erste Rennen der EPCS, der ersten elektrischen Tourenwagen-Serie, eigentlich bereits Anfang 2019 stattfinden. Doch seither ist es sehr still um die Unternehmung geworden. Im Interview mit 'e-Formel.de' bestätigen Seriengründer Marc Gemmell und der Technische Leiter Agustin Paya, dass die Serie aufgrund der Verzögerungen schon ab Saison 1 auch andere Hersteller neben Tesla zulassen will. Ein Starttermin ist derzeit nicht in Sicht.

Doch auch was die Fahrzeuge des US-amerikanischen Autoherstellers Tesla angeht, haben Gemmell und Paya ihre Planung für die erste Saison angepasst. Denn bei Tesla hat sich in zwei Jahren viel verändert: Ursprünglich wollte die EPCS mit dem Model S P100D in die erste Saison starten. Inzwischen liefert Tesla jedoch auch das Model 3 und Model X aus und stellte darüber hinaus das neue Model S Plaid vor.

"Wir werden nicht mit dem Model S P100D fahren", erklärt Paya. "Wir hoffen auf das Model S Plaid. Bei diesem Modell hat sich viel verbessert: mehr Leistung, bessere Beschleunigung. Und was für uns besonders wichtig ist, ist das verbesserte Kühlsystem. Tatsächlich ist es fast das gleiche Modell, außer dass alle Probleme, auf die wir gestoßen sind, gelöst wurden."

Festlegen wollen sich die Seriengründer allerdings nicht: "Wir können jetzt noch nicht hundertprozentig sagen, welches Auto es sein wird", meint Gemmell. "Wir sind auf Tesla angewiesen. Das Model S sollte dieses Jahr (2020) auf den Markt kommen – jetzt kommt es erst nächstes Jahr. Deshalb haben wir auch das Model 3 mit seinem Track-Mode in Betracht gezogen. Wir hoffen, dass sie das Auto rechtzeitig liefern können, denn wir wollen wirklich mit dem Model S Plaid in die erste Saison starten."

Agustin Paya: "Werden mit mindestens 2 Herstellern anfangen"

Doch auch andere Automobilhersteller haben mittlerweile Tourenwagen, die ins Schema der EPCS passen würden. "Damals, als wir die Serie gegründet haben, hatte Tesla das beste Auto", sagt Paya. "Daher haben wir uns entschieden, nur Teslas zu verwenden. Aber viele Hersteller haben jetzt ihre E-Autos gebaut und verkauft, wie der Audi seinen e-tron oder Porsche seinen Taycan."

Deshalb habe man die Serie vorzeitig – und nicht wie laut "Technical Roadmap" ab Saison 4 – für andere Hersteller geöffnet. "Seit der erneuten Verschiebung haben wir die Serie für andere Hersteller geöffnet", bestätigt Gemmell. Nach eigenen Angaben haben sich auch schon einige Hersteller bei der Serie gemeldet.

"Wir werden in der ersten Saison mit mindestens zwei Herstellern anfangen, hoffentlich sogar drei oder vier", sagt Paya. "Und wenn sich der Markt weiter so entwickelt, können wir dann noch mehr Hersteller an Bord holen." Infrage kommen neben Tesla Konzerne wie Audi und Porsche, aber "vielleicht hat auch Polestar bis zum Saisonstart ein Auto". Zudem nennt Paya Geely und einen chinesischen Hersteller.

Regelwerk wie im GT-Sport, "absolutes Minimum" bei 14 Autos

Das Reglement müsste mit neuen Herstellern angepasst werden. Dabei richtet man sich nach bekannten Modellen im GT-Sport. Voraussetzung für mögliche Hersteller sei unter anderem eine bestimmte Anzahl an bereits produzierten Autos. "Sie müssen sich, was das Leistungsgewichts-Verhältnis angeht, auf einem ähnlichen Niveau wie Tesla befinden und genug Akku-Kapazität haben, um das Rennen zu beenden", sagt Gemmell. Das entspräche mindestens 70 kWh. "Nur wenn diese Gegebenheiten erfüllt sind, kann es ein faires Rennen werden." Performance-Unterschiede will die Elektroserie mit Gewichten ausgleichen.

Mindestens 14 Autos möchten die Spanier zum Auftakt in der Startaufstellung haben. "Wir haben unser absolutes Minimum an Autos auf der Strecke auf 14 Autos gesetzt, auch wenn wir gesagt haben, dass wir mit 20 Autos fahren wollen", so Gemmell. "Der Aufwand der Angleichung der Fahrzeuge ist natürlich mit mehr Autos größer, aber die Rennen werden auch spektakulärer." Seit dem Model S P100 D hat die EPCS kein neues Auto mehr getestet, als Rennauto umgebaut oder zum FIA-Crashtest geschickt – weder von Tesla noch von möglichen neuen Herstellern.

Finanzierung: "Brauchen 15 Millionen Euro für die erste Saison"

Bis eine Debütsaison tatsächlich starten kann, müssen finanzielle Lücken geschlossen werden. "Wir haben die letzten zwei Jahre damit verbracht, nach Investoren zu suchen", sagt Gemmell. "Wir haben mehrere Investoren gefunden, suchen aber noch nach einem Lead-Investor, der die Kosten für den vollständigen Launch der Serie trägt. Wenn wir loslegen, ist es wichtig, dass wir dann auch ein für alle Mal starten und dass es keinerlei Verzögerungen mehr gibt."

Die Suche nach einem Investor habe sich schwieriger gestaltet als gedacht. Seitdem die EPCS eine offizielle FIA-Serie ist, hätten sich die Gespräche allerdings positiv verändert. Um den Saisonstart finanzieren zu können, brauche das Team um Gemmell allerdings rund 15 Millionen Euro. Ungefähr neun Monate nach Eingang des Haupt-Investments könnte die Debütsaison starten. In der Zwischenzeit müssten die Autos und Rennen vorbereitet werden, ein Programm mit Rahmenserie und virtuellem Rennen aufgestellt und Fernseh- und Streaming-Angebote organisiert werden.

"Wir hoffen, dass wir das Investment in den nächsten Monaten an Land holen können", sagt Gemmell. "Dabei müssen wir jetzt natürlich überlegen, wann Sportveranstaltungen wieder wie gewohnt stattfinden können. Denn wenn wir das Geld jetzt hätten und nächste Woche das erste Rennen fahren würden, hätten wir sehr große Probleme mit der COVID-19-Situation. Wir hoffen, 2021 fahren zu können, aber wir haben mehr Möglichkeiten für 2022."

Foto: EPCS

Zurück

0 Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Bitte addieren Sie 8 und 3.