Formel E

"Es tut mir fast leid für sie" - Nick Cassidy entreißt Nico Müller auf dem letzten Meter das Podium

Svenja König

Svenja König

Nick-Cassidy-on-podium-misano

Man sah die Mannschaft von ABT Cupra schon von ihren Stühlen aufspringen und miteinander abklatschen. Doch kurz vor dem ganz großen Jubel schob sich Nick Cassidy in einem Foto-Finish auf dem buchstäblich letzten Meter noch an Nico Müller vorbei! Mit fünf Hundertstelsekunden Vorsprung kehrte der Jaguar-Pilot nach drei Rennen wieder auf das Formel-E-Podium zurück. ABT verpasste zwar die Sensation, feiert aber trotzdem.

Kurz stand den Teamverantwortlichen in der ABT-Garage die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, dann kehrte trotzdem die große Freude zurück. Müller hatte seinen ABT Cupra mit eigentlich unterlegenem Mahindra-Antrieb auf Platz 4 ins Ziel gebracht - das beste Ergebnis für das Team seit der Rückkehr in die Formel E vor anderthalb Jahren.

Am Ende waren wir sehr nah an Platz 3 dran, sind aber Vierter geworden", sagt Müller nach dem Rennen. "Doch das Positive überwiegt heute deutlich. Es ist das beste Ergebnis für ABT Cupra seit ihrer Rückkehr in die Formel E. Ich bin sehr glücklich, wie ich vom Team durch das Rennen geführt wurde, wir haben das perfekt ausgeführt."

Noch größer war die Freude beim Drittplatzierten Cassidy, der nach einem kleinen Durchhänger zuletzt wieder einmal an der Siegerehrung teilnehmen durfte. Dennoch hat er ein Herz für Kollege Müller und hätte sich bei einem ABT-Podium für die Kemptener mitgefreut: "Das ist echt schade für ABT", sagte Cassidy bei der Pressekonferenz. "Sie haben heute unglaublich gute Arbeit geleistet, und Nico ist sehr gut gefahren. Es tut mir fast leid für sie."

 
 
 
 
 
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Cassidy aus dem "Niemandsland" aufs Podium

Bis etwa zur Rennhälfte hatte es noch gar nicht so gut ausgesehen für den Neuseeländer. Er hatte seinen zweiten Attack-Mode ungünstig vor der Safety-Car-Phase aktiviert und konnte seine Zusatzleistung somit nicht nutzen. Als nach der Safety-Car-Phase alle anderen ihre Attack-Modes aktivierten, hatte Cassidy keinen mehr übrig und wurde bis auf Platz 7 durchgereicht, da er auf den Geraden nicht mithalten konnte.

Auf der anderen Seite sparte der Jaguar-Fahrer auch viel Energie dadurch, dass er die zusätzliche Leistung kaum nutzte. So hatte er am Schluss genauso viel Energie im Akku wie Pascal Wehrlein im Porsche - und mehr als Müller! In den letzten sechs Runden wartete er somit darauf, dass er vom Team das finale Go bekam, diese angesparte Energie nutzen zu können. Mehrfach fragte er am Funk danach, doch Jaguar hatte Sorge, dass das Fahrzeug überhitzen könnte.

Nick-Cassidy-on-track-in-Misano

Cassidy: "Alle hatten heute ein besseres Auto als wir"

Schlussendlich gab ihm Jaguar zwei Runden vor Ende "grünes Licht". Nachdem Oliver Rowland und Max Günther mangels Energie ausrollten bzw. langsamer fahren mussten, kämpfte er mit Jake Dennis und Nico Müller um das Podium - und erreichte es. "Auf den letzten Metern, Jungs!", funkte Cassidy erleichtert, nachdem er auf der Zielgeraden noch seine Fahrzeugspitze vor Müller ins Ziel gebracht hatte.

"Es ist lange her und schön, wieder auf dem Podium zu stehen", erklärt Cassidy. Sein letztes Podium zuvor hatte er in Diriyah gefeiert. Noch immer ärgert er sich jedoch über verpasste Chancen in Sao Paulo in Tokio: "Da waren wir stark - wirklich frustrierend, dass wir da die Punkte liegen gelassen haben. Heute waren wir im Niemandsland. Alle um uns herum - egal, ob ABT, McLaren, Nissan, DS oder Porsche - hatten heute ein besseres Auto als wir. Dass wir da ein Podium rausgeholt haben, ist natürlich toll, aber wir müssen wirklich an unserem Renntrimm arbeiten."

Bis zum nächsten Rennen in Monaco hat das Team aus Großbritannien zwei Wochen Zeit dafür, darf sich aber erst einmal freuen, wichtige Punkte in Cassidys WM-Kampf gesammelt zu haben. Nach Monaco reist Jaguar übrigens mit guten Erinnerungen, denn letztes Jahr hatte die "Raubkatze" dort einen souveränen Doppelsieg gefeiert.

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