Formel E

"Es war wie auf Eis" - Formel-E-Fahrer erklären Gründe für Massencrash in Seoul, Nyck de Vries lobt Halo

Timo Pape

Timo Pape

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Das Samstagsrennen der Formel E in Seoul musste zwischenzeitlich fast eine Dreiviertelstunde lang unterbrochen werden, nachdem sich in der Anfangsphase eine Massenkarambolage ereignet hatte. Zwei der beteiligten Piloten, Andre Lotterer und Norman Nato, erklären, wie es zu dem Unfall kam.

Weil es in der Anfangsphase des ersten Laufs beim Seoul E-Prix noch regnete, waren die Grip-Bedingungen beim Rennstart äußerst anspruchsvoll für die Fahrer. Trotzdem ging zunächst noch alles gut. Am Ende von Runde 1 kam es jedoch in Kurve 20 zu einem Massencrash, der ein wenig an jenen Unfall vor vier Wochen in New York erinnerte, bei dem ebenfalls mehrere Fahrzeuge aufschwammen und in die Auslaufzone gerutscht waren.

Der erste Fahrer, der an diesem Samstag frontal in die TecPro-Barriere schlitterte, war Jaguar-Ersatzfahrer Norman Nato. "Die Sicht im letzten Sektor war ziemlich schlecht", erklärte der Franzose wenig später im TV-Weltsignal. "Ein Auto vor mir bremste sehr vorsichtig, woraufhin zwei andere Fahrzeuge vor mir versuchten, ihm auszuweichen. Als ich (in der Bremszone) ankam, wurde ich überrascht und habe versucht, links herum in der Kurve auszuweichen."

"Aber der Asphalt ist an dieser Stelle völlig anders", so Nato weiter. "Darum hat es so viele Autos erwischt. Die Leute haben das Gleiche wie ich versucht, nämlich auf der Außenbahn herum auszuweichen. Aber sobald man dort war, konnte man nicht mehr lenken."

Halo-System schützt Nyck de Vries: "Hatten sicherlich eine Menge Glück"

Nach Natos Einschlag gesellten sich zunächst Sebastien Buemi und Dan Ticktum zu ihm. Dann rauschte Nyck de Vries von hinten heran und schob sich mit seinem Mercedes direkt unter den Nissan von Buemi. Glücklicherweise schütze den Niederländer das Halo-System über dem Cockpit, denn Buemis Fahrzeug blieb für lange Zeit auf dem "Silberpfeil" stehen.

"Wir hatten sicherlich eine Menge Glück mit dem Halo, auch wenn es eigentlich ein ziemlich langsamer Aufprall war", sagt de Vries bei den Kolleg:innen von ProSieben. "Mir geht es gut, und es hat nicht wehgetan. Man kann in der Wiederholung sehen, wie insgesamt sieben Fahrzeuge langsam Richtung Mauer rutschten. Es war entsprechend überhaupt kein heftiger Einschlag. Ich denke, der Schlag von hinten (durch Lotterer) war härter."

De Vries habe nicht viel tun können, um der Kollision auszuweichen. "Ich habe nicht viel gesehen, weil jede Menge Gischt aufgewirbelt wurde. Die Fahrer vor mir waren am Kämpfen und bremsten offensichtlich recht spät. Ich habe aber eigentlich nichts gesehen außer ein bisschen Licht (von den Rückleuchten) vor mir. Das war mein einziger Referenzpunkt. Dann hat es mich erwischt. Ich fürchte, wir haben einfach alle plötzlich unser Talent verloren und uns verbremst."

Danach rutschten Nick Cassidy, Oliver Turvey und Andre Lotterer heran. Der Porsche-Pilot touchierte dabei seitlich das Fahrzeug von de Vries und heimste sich dabei einen größeren Schaden ein. Als Letzter krachte noch Oliver Askew ins Heck von Turvey. Während Nato und Cassidy aus eigener Kraft an die Box kommen und das Rennen später wieder aufnehmen konnten - Cassidy sollte sogar noch als Zehnter in die Punkte fahren -, war für die anderen sechs Piloten vorzeitig Schluss.

Lotterer: "Denke nicht, dass wir zu spät gebremst haben"

Lotterer bemühte sich am TV-Mikrofon ebenfalls um eine Erklärung: "Es war einfach sehr rutschig da draußen. Ich fuhr in einer größeren Gruppe und habe versucht, die Streckenbedingungen einzuschätzen. Als wir dann auf Kurve 20 zufuhren, habe ich - wie die anderen Jungs auch - nur leicht die Bremse berührt, aber es war wie auf Eis. Von dem Moment an konnte man nichts mehr machen."

Als Ursache sieht er unter anderem die Linien auf dem Asphalt, die bei Nässe bekanntlich sehr rutschig werden können. "Ich denke eigentlich nicht, dass wir zu spät gebremst haben, sondern eher, dass ein paar Fahrer auf die Markierungen gekommen sind. Dann hatten sie stehende Räder, und das war's. Ich habe zwar ein anderes Auto getroffen, aber zum Glück nicht allzu hart." Trotzdem musste Lotterer seinen Porsche abstellen und das Rennen frühzeitig aufgeben.

Vor dem letzten Saisonlauf haben einige Teams aufwendige Reparaturarbeiten vor sich. Dennoch sollten alle Fahrer problemlos am Sonntagsrennen teilnehmen können, zumal sich glücklicherweise niemand verletzt hat. Rennstart ist am Sonntagmorgen um 9 Uhr.

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2 Kommentare

Peschi ·

Ich frage mich ob die Formel E nicht lieber auf Regenreifen setzen sollte, wenn fast jedesmal, wenn es mal nass ist mehrere Autos abrauschen.

Timo ·

Ja, das habe ich mich vorhin auch gefragt. Ein interessanter Gedanke, den wir nächste Woche vielleicht noch einmal verfolgen. Gruß, Timo

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