Europäische Formel-E-Teams verlassen Donington Park, andere expandieren
Timo Pape
Der Donington Park und die Formel E waren in den ersten drei Jahren der Elektroserie eng miteinander verknüpft. Nicht nur die kollektiven Testfahrten fanden in den Jahren 2014 bis 2016 auf dem britischen Traditionskurs statt. Auch haben alle Teams bereits einige Monate vor dem Start der Formel E ein neu errichtetes Hangar an der Rennstrecke erhalten, wo sie ihre Fahrzeuge aufbauen konnten und von wo sie ihre Geschäfte lenkten.
Zu den diesjährigen Testfahrten ließ die Formel E Donington erstmals hinter sich und ging nach Valencia - hauptsächlich wegen des besseren Wetters in Spanien. Doch nicht nur an der Testfront hat Donington weitestgehend ausgedient: Für die europäischen Teams haben die Hangars bereits keine Verwendung mehr. Audi hat seine Tätigkeiten nach Neuburg verlegt, Renault arbeitet inzwischen aus der französischen Heimat.
Virgin operiert in Silverstone, Jaguar agiert wegen der Verbindungen zu Williams seit jeher aus Grove. Und das monegassische Team Venturi ist mittlerweile ebenfalls komplett ins Fürstentum umgezogen.
Nichtdestotrotz hat der Donington Park nach wie vor seine Daseinsberechtigung, denn alle Teams von außerhalb Europas - mit Ausnahme des Mahindra-Rennstalls, der zum Teil in Spanien und zum Teil im britischen Banbury stationiert ist - nutzen die alte Basis auch weiterhin. Die meisten von ihnen haben ihre Präsenz sogar ausgebaut.
So etwa NIO und Andretti. Beide Teams haben ein zusätzliches Hangar angemietet und ihre Räumlichkeiten vor Ort somit verdoppelt. Auch Techeetah - die Chinesen kamen zur dritten Saison in die Formel E - hat ein einzelnes Hangar bezogen. Und sogar die Formel E selbst übernahm weitere Räumlichkeiten in Donington, wie Christopher Tate, Geschäftsführer des Donington Park, bestätigt.
Die Fluktuation bei den Teams sei von vornherein Teil der Gespräche zwischen Formula E Holdings und Donington Park gewesen. "Der Deal hat die Formel E in die Rolle des Verpächters gebracht. Sie haben die Räumlichkeiten den Teams zugeteilt - als Teil des Starterpakets damals", sagt Tate gegenüber 'e-racing365.com'.
"Nichtsdestotrotz wussten wir immer, dass es nach drei Jahren Verschiebungen geben würde und manche Teams den Park verlassen würden", erklärt Tate. "Es ist ja völlig normal, dass manche Hersteller von ihrer eigenen europäischen Zentrale aus agieren wollen."
Tate erkennt, dass ein Standort in Europa offenbar unabdingbar für ein Formel-E-Team ist: "Letztlich ist es nun so gekommen, dass die nicht-europäischen Teams - die Amerikaner und Chinesen - auch weiterhin glücklich mit dem Donington Park sind. Sie sind herzlich willkommen zu bleiben", so der Brite.
Wohl kein Platz für Jaguar I-PACE eTrophy
Kürzlich wurde zudem die Option in Betracht gezogen, Donington als neue Basis für den künftigen Jaguar-Markenpokal I-PACE eTrophy zu nutzen. Allerdings scheint dies aktuell eher unrealistisch zu sein. Die Räumlichkeiten dürfen schlichtweg nicht ausreichen, nachdem sich manche Teams und die Formel E selbst weiter ausgebreitet haben. Dabei wäre der Donington Park logistisch gesehen eine gute Wahl, nicht zuletzt wegen des Flughafens in unmittelbarer Nähe. Die Suche nach einer Heimat für die I-PACE eTrophy geht also weiter.
Stattdessen könnte die Formel E den Donington Park nach der vierten Saison als Zwischenlager nutzen. Dann werden die Teams effektiv ihre insgesamt 40 elektrischen Rennwagen an den Veranstalter zurückgeben, bevor zur fünften Saison das neue Chassis der zweiten Generation ausgeliefert wird. Bis entschieden ist, was mit den ausrangierten SRT_01E passiert, könnten die Fahrzeuge kurzfristig in Donington geparkt werden. Eine Option wäre eine möglicherweise china-zentrierte Rennserie mit alten Formel-E-Auto. Ebenso denkbar wäre der Verkauf der Fahrzeuge an Teams oder Sponsoren. Der Donington Park hat noch immer Zukunft - wenngleich in einem anderen Maß als bisher.
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