Formel E

Ex-Skifahrer Marco Büchel im Interview: Was Rennfahrer an Geschwindigkeit fasziniert

Timo Pape

Timo Pape

Anzeige | Extreme Geschwindigkeiten bringen Rennfahrer an ihre Grenzen - egal ob in der Formel E oder in anderen Disziplinen. Der ehemalige Skirennfahrer und LGT-Botschafter Marco "Büxi" Büchel spricht im Interview über Reiz und Risiko.

Herr Büchel, Sie waren einer der besten Skifahrer weltweit und haben zahlreiche Medaillen in Speed-Disziplinen gewonnen. Was hat Sie am Rennen fahren fasziniert?

Die Geschwindigkeit und die Technik, sie zu meistern. Als Rennfahrer ist man einem immensen Adrenalinschub ausgesetzt. Man fährt am Limit. Das war sowohl körperlich als auch mental eine Herausforderung.

Was ging Ihnen im Starthäuschen der legendären Hahnenkammabfahrt in Kitzbühel durch den Kopf?

In diesen Momenten sagte mein Bauchgefühl: "Da runter? Nein, danke." Ich bekam einen Anflug von Angst. Mein Kopf brachte dieses mulmige Gefühl zum Schweigen. Ich lernte, mit den Emotionen umzugehen. Alles andere wäre auch zu gefährlich gewesen, denn wenn man mit 120 km/h auf zwei Skiern unterwegs ist, müssen die Gedanken klar und fokussiert sein.

Sie standen als Zuschauer auch schon in der Startaufstellung der Formel E. Gibt es einen Unterschied?

Ja, unglaublich. Das ist etwas ganz anderes als bei Skirennen, bei denen es vor dem Start absolut ruhig zugeht. Ich war extrem überrascht über das Getümmel, das bei der Formel E noch kurz vor dem Start herrscht. Die Fahrer geben noch rasch letzte Interviews oder machen Fotos mit Fans - ich weiß gar nicht, wie sie sich auf das Rennen konzentrieren können.

Während der Fahrt sind Rennfahrer beider Disziplinen allein. Wie fühlt sich das an?

Wenn du unterwegs bist, hast du keine Zeit mehr für Emotionen. Du konzentrierst dich auf die Piste, auf die nächsten Meter vor dir.

Und im Ziel dann die große Erleichterung?

Ja - gefolgt von der Neugier, wie man abgeschnitten hat. Eine absolute Achterbahnfahrt der Gefühle also.

Was fasziniert uns Menschen an hohen Geschwindigkeiten?

Ich denke, hohe Geschwindigkeiten ziehen uns in den Bann, weil sie Menschen an ein körperliches Limit bringen und mit großem Risiko verbunden sind. Athleten müssen im richtigen Moment die richtigen Entscheidungen treffen, um wohlbehalten und möglichst als Schnellster ins Ziel zu kommen.

Foto: GEPA pictures

Weshalb gehen Rennfahrer solche Risiken überhaupt ein?

Man könnte meinen, Athleten sind lebensmüde. Aber das Gegenteil ist der Fall. Das Risiko beschert uns Rennfahrern enorme Emotionen. Sie lassen uns das Leben noch intensiver spüren.

Sie sind vor einigen Jahren ein Formelauto fahren. Ist die Geschwindigkeit in einem Rennauto mit der auf Skiern vergleichbar?

Ich denke nicht. Der Rennwagen wird durch einen Motor beschleunigt, auf den Skiern ist es die reine Schwerkraft, die uns in Fahrt bringt. Zudem umgibt einen im Rennwagen ein Chassis, das Sicherheit vermittelt. Als Skirennfahrer trägst du lediglich einen Rückenprotektor und einen Helm und bist damit den Elementen komplett ausgeliefert.

Und heute? Fehlt Ihnen als "Sport-Pensionist" der Geschwindigkeitsrausch?

Interessanterweise habe ich mein Leben seit dem Karriereende als Skifahrer "entschleunigt". Und ich habe nicht das Gefühl, diesen Rausch zu vermissen. Außerdem ist das Thema nicht gänzlich aus meinem Leben verschwunden. Als Co-Kommentator im Skiweltcup und Moderator wie kürzlich bei einem Rahmenevent der Formel E in Bern spielt der Kampf um Platz 1 immer noch eine Rolle - nur ein wenig anders als früher.

Was halten Sie von der Formel E?

Das ist eine faszinierende Sportart. Die rasante Entwicklung, die die Serie in den letzten Jahren geschafft hat, ist erstaunlich. Auch die Technik hat große Sprünge gemacht. Ich fahre selbst ein Hybridauto und bin sehr gespannt, wohin die Reise in Sachen Elektroantrieb geht.

Die Formel E geht nun mit einem Rennwochenende in New York in die letzte Runde. Irgendwelche Favoriten für den Sieg?

Als Audi-Markenbotschafter drücke ich natürlich meinen Kollegen vom Team Audi Sport ABT Schaeffler die Daumen. Ich kenne einige Teammitglieder und beide Fahrer persönlich und hoffe, dass sie sich im Titelkampf durchsetzen können. Noch ist ja alles möglich. Es wird auf jeden Fall spannend.

Titelbild: Audi

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Der Liechtensteiner Marco Büchel war 13 Jahre lang einer der besten Skifahrern der Welt. Zu seinen sportlichen Höhepunkten zählen eine WM-Silbermedaille im Riesenslalom in Vail, vier Weltcup-Siege und 18 Podestplatzierungen im Weltcup. Seit seinem Rücktritt vom aktiven Profisport im Jahr 2010 arbeitet er unter anderem als Co-Kommentator bei Ski-Events und als Moderator. Schon während seiner aktiven Zeit wurde der Liechtensteiner von der LGT Bank unterstützt, die auch das Formel-E-Team Audi Sport ABT Schaeffler sponsert. Nach wie vor ist Büchel als LGT Markenbotschafter tätig.

Foto: Kummer & Kummer Photography

 

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