Formel E

Exklusiv: Das sagen Formel-E-Rookies nach dem Diriyya-Test

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Die ersten offiziellen Testfahrten der Saison haben unmittelbar nach dem Saisonauftakt in Diriyya stattgefunden. Neben einigen Stammfahrern waren am Sonntag nach dem E-Prix auch mehrere Piloten im Einsatz, die noch kein Rennen in der elektrischen Formelrennserie bestritten haben. Einen besonderen Fokus hat die Formel E dabei auf weibliche Fahrer gelegt: Jedes Team durfte ein zweites Auto einsetzen, unter der Bedingung, dass es von einer Frau gefahren wird.

Welchen Eindruck hatten die Neulinge von der Strecke und den Fahrzeugen? e-Formel.de hat in der Mittagspause am Testtag in Diriyya exklusiv mit Amna Al Qubaisi (Vereinigte Arabische Emirate, Virgin), Nico Müller (Schweiz, Audi) und Carrie Schreiner (Deutschland, HWA) gesprochen.

Wie hat sich die Testfahrt im neuen Gen2-Auto angefühlt?

Schreiner: "Schon cool. Also die Beschleunigung ist schon krass von so einem Ding. Es fühlt sich noch besser an, als ich es erwartet habe. Es macht auf jeden Fall Spaß. Klar, am Anfang ist es komisch, dass man nichts hört. Aber trotzdem hat's auf jeden Fall seinen Reiz. Am Anfang war es schwierig, also die Strecke noch mehr als das Auto. Aber dann, je mehr ich gefahren bin, desto wohler habe ich mich gefühlt. Und am Schluss bin ich immer besser zurechtgekommen. Wenn ich ein Auto nicht kenne, dann taste ich mich lieber erst mal langsam ran, als gleich zu schnell zu fahren und in der Mauer zu hängen. Ich habe da meinen eigenen Stil, auch wenn es manchmal ein bisschen länger dauert."

Müller: "Ja cool, das Auto macht sehr viel Spaß. Die Strecke ist sicherlich eine große Challenge, und wir hatten nach dem gestrigen Tag, der nicht ganz so nach unseren Wünsche verlief, sicherlich ein volles Testprogramm für heute. Vor allem haben wir versucht, das Auto ein bisschen besser auf diese Strecke hier abzustimmen. Es sind doch recht spezielle Gegebenheiten, der sehr flüssige zweite Sektor und so. Wir sind gut durch das Programm gekommen, haben viel gelernt. Ich habe mich wohlgefühlt und glaube, bis auf den kleinen Ausrutscher hat es heute Morgen eigentlich sehr gut funktioniert. Wir haben ein vollgepacktes Programm, was Shortruns und Longruns angeht. Wir sind bisher keine Quali-Simulationen gefahren. Ich weiß es nicht genau, aber ich glaube heute Nachmittag geht es vor allem in Richtung Rennsimulation, dass wir da noch mal versuchen, so viel wie möglich zu lernen für den Rest der Saison. Die drei Stunden pro Session gehen sehr schnell rum. Wir werden sehen, aber ich glaube, der Fokus liegt vor allem auf der Rennabstimmung."

Al Qubaisi: "Es fühlt sich sehr gut an. Ich liebe das Auto, es ist aber sehr unterschiedlich zu dem, was ich gewohnt bin. Ich mag das Handling, es ist sehr scharf. Das ist eine ganz neue Erfahrung für mich. Und die Beschleunigung ist erstaunlich, sehr präzise. Du trittst aufs Gaspedal und hast sofort die Beschleunigungskräfte. Das ist echt interessant. Für mich geht es darum, mich an den Straßenkurs zu gewöhnen, weil ich zum ersten Mal auf einem Straßenkurs fahre. Es geht also mehr darum, einen Schritt nach dem anderen zu machen, die Pace wird dann schon kommen."

Amna und Nico, ihr hattet beide jeweils einen kleinen Zwischenfall, der eine rote Flagge ausgelöst hat. Was ist passiert?

Al Qubaisi: "Ich habe das Heck des Autos in einer Kurve verloren, sodass ich hinten links leicht angeschlagen bin. Ich habe das Auto dann abgestellt, weil ich es nicht ganz kaputtmachen wollte. Aber es war kein großer Schaden."

Müller: "Ich bin vorne links zuerst ein bisschen angeschlagen, an der Mauer entlang geschrammt und habe dann hinten links ebenfalls noch ein bisschen Kontakt gehabt. Wir haben da etwas Neues ausprobiert, was nicht ganz so funktioniert hat, wie ich, oder wie wir uns erhofft hatten. Wir versuchen neue Mappings. Und dann versuchst du, ans Limit zu gehen, und wenn das Auto nicht so reagiert wie erhofft, dann kann das zu einem Ausrutscher führen. Wenn du zwischen Mauern fährst, hier auf einem Stadtkurs, gibt es schnell ein bisschen Kaltverformung. Aber ich glaube, die Jungs sind da schon sehr weit, das Auto wird wieder heil, und heute Nachmittag können wir mit dem Programm fortfahren."

Nico, im Qualifying haben drei von vier Audis kurzzeitig zu viel Leistung abgerufen. Habt ihr die Ursache herausfinden können?

Müller: "Ja, ich glaube, das haben wir sehr schnell lösen können. Schon gestern, als wir gesehen haben, wo der Fehler lag. Das Problem war ja ursprünglich, dass wir kein Freies Training hatten. Ich glaube, da hätte man das Problem frühzeitig erkennen und eigentlich auch schnell lösen können. Das ist halt dumm gelaufen, dass wir mehr oder weniger direkt ins Qualifying mussten."

Was war denn der Fehler genau?

Müller: "So weit im Detail drin bin ich auch nicht, um ehrlich zu sein. Ich weiß nur, dass man es gelöst hat, und der Rest ist abgehakt. Wir versuchen nun, an anderen Punkten zu arbeiten, um schneller zu werden."

Wie geht es weiter für euch - sind auch Einsätze bei den beiden anderen Tests in dieser Saison geplant?

Al Qubaisi: "Ich bleibe mit dem Team in Kontakt und hoffe, dass ich auch in Zukunft ein paar Testfahrten machen werde."

Müller: "Nein, das ist noch offen. Aber wenn es sich ergibt und Sinn macht, dann werde ich auf jeden Fall auch ab und zu vor Ort sein. Aber es ist jetzt nicht so, dass ich permanent eingeplant bin. Ich glaube, wir gehen die Geschichte Wochenende für Wochenende an. Und für die nächsten Tests sind die Planungen noch nicht zu 100 Prozent fix. Aber ich versuche auf jeden Fall - egal wo ich eingesetzt werde - die Jungs so gut es geht zu unterstützen, damit wir bald wieder ums Podium kämpfen."

Schreiner: "Im Moment ist nur der Test hier geplant. Ich weiß es nicht."

Die Interviews vor Ort führte Timo Pape

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