Formel E

Felipe Massa im Exklusiv-Interview: "Schumacher & Alonso waren die Besten"

Timo Pape

Timo Pape

Felipe Massa ist wohl der Superstar der Formel E schlechthin. Der langjährige ehemalige Formel-1-Pilot steigt mit Venturi in die Elektrorennserie ein und feiert beim Saisonauftakt in Diriyya (Saudi-Arabien) am 15. Dezember seine Premiere. Wir haben den 37-jährigen Brasilianer in München während eines Pressetermins mit Venturis Technologiepartner ROHM auf der Messe electronica 2018 zu einem Interview gebeten.

Massa spricht exklusiv bei 'e-Formel.de' über die Unterschiede zwischen der Formel E und der Formel 1, darüber wer seine besten Teamkollegen in der "Königsklasse" waren, ob er Schwierigkeiten mit der Formel E hat, welchen Tipp er Mick Schumacher mit auf den Weg gibt, und wie es um den E-Kartsport steht.

Felipe Massa, mit Lucas di Grassi, Nelson Piquet und Ihnen gibt es aktuell drei brasilianische Piloten in der Formel E, aber keinen E-Prix in Brasilien. Wie sieht es aus mit einem Rennen Ihrem Heimatland?

Es ist schade, dass wir kein Rennen in Brasilien bestreiten. Ich hoffe, das wird bald passieren. Brasilien ist ein wichtiges Land für die Formel 1. Wir fahren dort schon seit vielen, vielen Jahren mit der Formel 1. Ich glaube fest daran, dass wir sehr bald auch ein Formel-E-Rennen in Brasilien sehen werden. Es ist wichtig für unser Land, vor allem wegen der brasilianischen Fahrer und auch wegen der neuen Mentalität der Serie, der Elektroautos. Ich glaube, die brasilianischen Fans haben ein großes Interesse, die Formel E zu sehen. Bei den Formel-1-Rennen beweisen sie immer wieder große Leidenschaft für den Motorsport. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie genauso an der Formel E interessiert sind.

Können Sie die wichtigsten Unterschiede zwischen der Formel E und der Formel 1 auflisten?

Alles ist ganz anders. Die Reifen, der Abtrieb, die Batterie und der Motor. Es gibt viel Abtrieb in der Formel 1 und keinen Abtrieb in der Formel E. Auf der einen Seite Slick-Reifen in der Formel 1, auf der anderen Straßenreifen in der Formel E. Die Stadtkurse der Formel E ähneln dem in Monaco. Man fährt praktisch eine ganze Saison wie in Monaco. Und die Mentalität ist komplett unterschiedlich. Die Formel E repräsentiert mehr den Showcharakter. Man überlegt, wie man Verbesserungen herbeiführen kann, sodass mehr Fahrer siegen können. Das passiert in der Formel E, aber leider nicht in der Formel 1, wo nur wenige Piloten Siegeschancen besitzen.

Was ist für Sie persönlich die schwierigste Lektion, die Sie in der Formel E lernen müssen?

Das Auto zu verstehen. Wie es sich verhält, ist ziemlich knifflig. Es gibt so viele Dinge zu beachten. Die Batterieeffizienz zu verstehen, die Batterie wieder aufzuladen und alles in die richtige Richtung zu lotsen. Ich habe sicherlich noch nicht genug Erfahrung in der Formel E. Ich hoffe jedoch wirklich, die Dinge zu verstehen. Ich kenne bisher keinen der Stadtkurse, auf denen wir die Rennen fahren - höchstens den halben Monaco-Kurs. Ich mag die neue Herausforderung und hoffe, mit den neuen Gegebenheiten glücklich zu werden.

Sie leben in Monaco. Ist es für Sie ein großer Vorteil, bei einem monegassischen Team zu fahren?

Der Vorteil besteht darin, dass ich weniger reisen muss. Das ist für mich der größte Vorteil. Meine Familie ist darüber glücklich. Es war daher einer der Gründe, weshalb ich mich für Venturi entschieden habe.

Wie empfinden Sie die Atmosphäre im Formel-E-Paddock im Vergleich zur Formel 1?

Das Paddock in der Formel E war in der letzten Saison hinsichtlich der Sicherheit nicht besonders gut. Die Autos kamen zum Fahrzeugtausch herein, und da dürften eigentlich keine Leute in der Garage Platz nehmen. Diese Saison ändert sich das. Es wird viel besser werden. Man kann in den größeren Boxen mehr Fans Zutritt gewähren. Eine gute Idee ist auch der Emotion Club. Da treffen sich die Leute, pflegen ihre Geschäftsbeziehungen.

Auf welches Formel-E-Stadtrennen in der neuen Saison freuen Sie sich am meisten?

Wir fahren in großartigen Ländern. Hongkong, Rom, Paris, Marrakesch und Santiago de Chile. Wir haben schöne Locations. Saudi-Arabien ist ganz neu, und ich hoffe, wir können dort ein tolles Rennen zeigen. Ich bin glücklich über den Kalender.

Wer war Ihr stärkster Teamkollege in Ihrer langen Motorsport-Karriere?

Ich hatte viele großartige Teamkollegen. Hinsichtlich Racing waren Michael Schumacher und Fernando Alonso die besten Kollegen. Was die persönliche Beziehung angeht, war es Michael Schumacher.

Michael Schumachers Sohn Mick hat sich durch den Gewinn der Formel 3 Europameisterschaft aktuell für höhere Aufgaben im Motorsport empfohlen. Raten Sie ihm, den Weg in die Formel 1 einzuschlagen oder vielleicht eher den in die Formel E?

Mick muss sich auf die Formel 1 konzentrieren. Erstmal wechselt er jetzt aber in die Formel 2. Es war großartig zu sehen, welche Leistungen er in der Formel 3 zeigen konnte. Die Formel 2 ist ein großer Schritt für ihn. Man wird sehen, wie er sich dort schlägt. Ich hoffe sehr, dass er bald in der Formel 1 antritt.

Vor genau zehn Jahren verloren Sie die Formel-1-WM hauchdünn mit nur einem Punkt Rückstand auf Lewis Hamilton. Gab es mit Lewis und dem Deutschen Timo Glock inzwischen ein Gespräch über dieses Kapitel ihrer Karriere?

Ich habe mit Timo nie darüber gesprochen. Leider passieren solche Vorkommnisse. Wenn ich ehrlich bin, habe ich heute kein Problem mehr damit. Es ändert sich für mich ja nichts mehr daran. Den einen fehlenden Punkt werde ich nicht mehr zurückbekommen.

Sie sind FIA-Präsident für den Kartsport. Wie steht es aktuell um den elektrischen Kartsport?

Er ist definitiv die Zukunft. Momentan arbeiten wie intensiv daran, den E-Kartsport in die CIK (Commission International de Karting) zu integrieren. Aktuell sind die Batterien dafür noch zu schwer. Wir brauchen leichtere Batterien als Qualitätsmerkmal für die Kids. Wenn die Karts zu schwer sind, ist die Unfallgefahr zu hoch. Wir fördern den E-Kartsport auch stark im Hinblick auf die Olympischen Spiele. E-Karts sollen olympisch werden, das wäre großartig. Ich versuche, den E-Kartsport überall intensiv zu promoten. Das ist für mich eine große Herausforderung und mit viel Arbeit verbunden. Ich hoffe, ich kann die Entwicklung positiv beeinflussen.

Felipe Massa im Exklusiv-Interview

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