Formel E

Felix da Costa über Formel-E-Anfänge: "Mein Ruf wurde schlechter, schlechter, schlechter"

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Antonio Felix da Costa zählt in der Formel E zu den derzeitigen Topfavoriten auf Rennsiege und den Fahrertitel. Auf dem Weg zum Erfolg musste sich der Portugiese jedoch oft hinten anstellen: Im Interview spricht er über Chancenlosigkeit, seinen Teamwechsel zu DS Techeetah und die neu gefundene Motivation.

Bereits in der ersten Saison ging Antonio Felix da Costa in der Formel E an den Start. Damals setzte die Serie auf ein einheitliches Fahrzeug mit identischen Antriebssträngen. Erst in der zweiten Saison durften Hersteller auch eigene Motoren für die Serie bauen. "In Saison 1 war ich beim Vorgängerteam des Rennstalls unter Vertrag, für den ich heute fahre. Damals hieß das Team noch Aguri", erinnert sich Felix da Costa in einem Interview auf dem offiziellen YouTube-Kanal der Formel E. "Wir hatten damals einen großen Nachteil: Lucas (di Grassi) hatte das gesamte Auto entwickelt, er war also immer einen Schritt voraus."

In der Tat zählte di Grassi zu den ersten Mitarbeitern der Formel E. Der Brasilianer absolvierte zahlreiche Entwicklungsfahrten für den Fahrzeughersteller Spark, ehe er für das damalige Team ABT (heute: Audi) unterschrieb. "Noch dazu hatte e.dams damals schon Renault an Bord und deshalb größere Ressourcen. Wir hatten praktisch keine Chance", sagt Felix da Costa. Dennoch siegte er überraschend in seinem dritten Formel-E-Rennen in Buenos Aires, nachdem er in einem denkwürdigen E-Prix erst in der letzten Runde die Führung übernahm. Den Saisonauftakt in Peking hatte er auslassen müssen.

Mangelnde Konkurrenzfähigkeit mit Andretti

Der 28-Jährige weiter: "In Saison 2 hat dann jeder sein eigenes Auto bekommen, wir haben uns aber entschieden, mit dem Fahrzeug aus Saison 1 weiterzumachen. Ich hatte ein paar gute Resultate und Einzüge in die Super-Pole, was ganz schön war. Aber die Saisons 3 und 4 (nach dem Wechsel zu Andretti) waren sehr schwierig für mich. Es gab immerhin ein Licht am Ende des Tunnels, weil in Saison 5 BMW das Team übernehmen sollte."

"Ich wusste, dass das der Plan war. Ich musste das also so hinnehmen und einfach weitermachen", so Felix da Costa. "Mein Ruf wurde trotzdem schlechter, schlechter, schlechter. Keiner hat mich so ernst genommen wie Lucas, JEV oder Buemi. Sie haben mich nie als relevanten Konkurrenten betrachtet. Wohl auch zurecht, ich hatte einfach keine Chance. Manchmal wurde ich sogar überrundet, wir waren in einer anderen Liga!"

Erster BMW-Sieg "hat eine riesige Last von meinen Schultern genommen"

In dieser schwierigen Zeit mit Andretti fuhr er an der Seite des heutigen Virgin-Piloten Robin Frijns. Das Duo ist auch über das Fahrerlager hinaus für seine gute Freundschaft bekannt. "Robin ist einer der schnellsten Fahrer, die mir je begegnet sind", erklärt Felix da Costa, "nur konnten wir zwei immer nur um den letzten Platz kämpfen. Als BMW dann endlich das Team übernommen hatte, habe ich auf Anhieb das erste Rennen gewonnen. Das hat eine riesige Last von meinen Schultern genommen."

Der Sieg beim Saisonauftakt 2018/19 in Diriyya war ein Wendepunkt in der Formel-E-Karriere von Felix da Costa. "Das war einfach großartig", sagt der Portugiese. "Danach habe ich entschieden, dass ich ab jetzt immer in einem Siegerauto sitzen möchte. Darin sind Lucas, JEV und Buemi gut: Sie haben sich immer mit einem Umfeld umgeben, das ihnen guttut. Ich möchte immer in der bestmöglichen Situation sein, sodass ich in jedes Rennwochenende mit der Chance auf den Sieg gehe. Das ist sehr motivierend für mich."

Wann Antonio Felix da Costa das nächste Mal in seinen Techeetah-Rennwagen steigt, ist derzeit noch ungewiss. Durch die COVID-19-Pandemie liegt die Formel-E-Saison bis mindestens Mitte Mai auf Eis. Eine planmäßige Fortführung der Saison mit den Läufen in Berlin, New York und London gilt darüber hinaus ebenfalls als unwahrscheinlich. Stattdessen werden aktuell neue Asien-Termine im Spätsommer diskutiert.

Foto: Peter Minnig / Spacesuit Media

"Das größere Bild ist wichtig" - Antonio Felix da Costa im Interview

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