Formel E

FIA-Präsident Jean Todt zur Formel E: "Waren äußerst kreativ - auch in Bezug auf den Kalender"

Timo Pape

Timo Pape

Jean-Todt-Berlin-Formula-E-2020

Jean Todt hat seine Motorsport-Karriere als Rallye-Beifahrer begonnen und unter anderem als Ferrari-Teamchef von Michael Schumacher große Erfolge in den bedeutendsten Rennserien der Welt gefeiert. Seit 2009 ist er Präsident des Automobilsportweltverbands FIA. Im Porsche-Podcast "Inside E" spricht der Franzose über Rennen in Zeiten der Pandemie, die Erfolgsgeschichte der Formel E sowie die gesellschaftliche und soziale Verantwortung der FIA und des Motorsports.

In mehreren Anläufen hat die Formel E schließlich ihren Rennkalender bis zum Ende der Saison 2021 vorgestellt. Er enthält neben einigen Highlights in den Innenstädten schillernder Metropolen auch "Lückenfüller" wie die permanenten Strecken in Valencia und Puebla. Dennoch hat es die Elektroserie geschafft, 15 Rennen auf die Beine zu stellen - seit dem Monaco E-Prix voraussichtlich sogar wieder bei jedem Event mit Zuschauern.

In Zeiten der Coronavirus-Pandemie erfordert der Motorsport deshalb die ganze Aufmerksamkeit Todts: "Wir gehen sehr respektvoll mit dieser Situation um", sagt der FIA-Präsident. "Dabei waren wir äußerst kreativ - auch in Bezug auf den Kalender - und haben damit erreicht, dass die wichtigen Meisterschaften laufen." Möglich sei das dank des großen Engagements und der guten Zusammenarbeit aller Beteiligten. "Wir haben gezeigt, dass wir gemeinsam auch schwierige Situationen erfolgreich meistern können", meint Todt.

Nichtsdestotrotz musste die Formel E seit Pandemiebeginn zahlreiche Rückschläge hinnehmen. Zwischen März und August 2020 mussten sämtliche Rennen abgesagt werden. Erst im August setzte die Serie in Berlin-Tempelhof noch einmal zu einem wahren Marathon mit sechs Saisonläufen an, um die Saison regelkonform zu Ende zu bringen. Wirklich glücklich waren mit dem Berlin E-Prix nur wenige. Dennoch zeigte die Formel E, dass sie Events mit einem umfangreichen Hygienekonzept durchführen kann.

"Formel E schärft das Bewusstsein für die wichtige Rolle von Elektroautos"

Diese Erfahrungen halfen auch in der aktuellen Saison 2021 - dem ersten WM-Jahr der Formel E. Trotz Absagen und Verschiebungen schafft es die Elektromeisterschaft in diesem Jahr, einen halbwegs attraktiven Rennkalender durchzusetzen und regelmäßig Rennen zu veranstalten. Ein klarer Fortschritt. Doch nicht nur deshalb bewertet Todt die Formel E als Erfolgsgeschichte. Das Konzept, das in seinem Beisein 2011 in einem Pariser Restaurant auf der Rückseite einer Serviette entworfen wurde, sei schneller aufgegangen als erwartet.

Mit der "FIA Formel E Weltmeisterschaft" bringe die FIA nicht nur attraktiven Motorsport in die großen Metropolen, sondern räume auch mit den immer noch weit verbreiteten Vorbehalten gegen Elektroautos auf: "Die Formel E bietet innovative Autos und spannende Rennen. Dadurch schärft sie in der Öffentlichkeit das Bewusstsein für die wichtige Rolle von Elektroautos bei der Mobilität der Zukunft", ist Todt überzeugt.

Die Zukunft des Motorsports bewertet er optimistisch: "Die Entwicklung der letzten Jahre, gerade auch im Hinblick auf Sicherheit und Nachhaltigkeit, ist sensationell. Motorsport ist der Traum vieler Menschen und auch ein Stück Freiheit. Das müssen wir erhalten."

Sicherheit & Gleichstellung oben auf der Agenda: "Wollen mehr Frauen im Motorsport"

Seine Strategie: gesellschaftsrelevante Themen in den Fokus rücken. "Für mich ist wichtig, dass Motorsport nicht nur als Sport und Unterhaltung gesehen wird, sondern auch als Entwicklungslabor für mehr Sicherheit", erklärt Todt. Mit innovativen Lösungen habe die FIA in den vergangenen Jahren nicht nur die Rennautos noch sicherer gemacht. Auch in Straßenautos leisteten viele dieser Entwicklungen einen wichtigen Beitrag zur Verkehrssicherheit. "Mit den Fortschritten, die wir auf diesem Gebiet gemacht haben, retten wir Leben im Motorsport und auf der Straße."

Als eine der großen Herausforderungen unserer Zeit sieht Todt auch die Gleichstellung der Frau. Die FIA habe bereits 2009 mit der Gründung der "Women in Motorsport Commission" damit begonnen, Frauen auf ihrem Weg zu unterstützen. Das Gesicht dieser Initiative war die erfolgreiche Rallye-Pilotin Michele Mouton, die auch beim Monaco E-Prix vor Ort war.

"Wir wollen mehr Frauen im Motorsport", sagt Todt. "Nicht nur als Rennfahrerinnen, sondern auch in Führungspositionen der FIA, in der Administration und als Marshalls an der Strecke." Das reine Frauenteam bei den 24 Stunden von Le Mans im vergangenen Jahr sei ein Meilenstein in diesem Bemühen gewesen. "Für Frauen ist es immer noch ein langer Weg, auch im Motorsport. Doch sie sind motiviert und wollen Erfolg. Und wir sind da, um sie dabei zu unterstützen."

Der gesamte Porsche-Formel-E-Podcast "Inside E" erscheint in englischer Sprache auf gängigen Plattformen wie Apple Podcasts, Spotify und Google Podcasts.

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