Formel E

FIA will Formel-E-Rundenzeiten mit Gen4-Autos auf Formel-2-Niveau heben: "Das ist unser Ziel"

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Blurred-Wheel-Formula-E-Car

Auch wenn erst vier Formel-E-Rennen mit dem Gen3-Evo-Boliden gefahren worden sind, laufen hinter den Kulissen längst die Planungen für die Ende 2026 beginnende Gen4-Ära. Mit Jaguar, Lola, Nissan, Porsche und dem Stellantis-Konzern (mit der Marke Maserati) haben sich bislang fünf Hersteller eingeschrieben, die zum aktuellen Zeitpunkt ihre Antriebe entwickeln. Diese sollen bereits ab September dieses Jahres, also in sechs Monaten, erstmals auf der Strecke getestet werden. Das Ziel für die FIA: eine deutlich bessere Performance mit Rundenzeiten auf Formel-2-Niveau.

Damit gibt die FIA den Herstellern im Vergleich zu den Gen3-Fahrzeugen deutlich mehr Zeit, ihre Antriebe vor dem ersten Renneinsatz auf "Herz und Nieren" zu prüfen. Sicherlich eine Folge der Schwierigkeiten bei den Gen3-Autos, als die ersten Tests erst rund acht Monate vor Saisonbeginn 2023 stattfinden konnten. Technische Probleme, insbesondere mit der Batterie von Fortescue Zero (früher Williams Advanced Engineering), hatten die Hersteller immer wieder zurückgeworfen.

"Wir haben jetzt die Chance, dem Gen3-Projekt mindestens sechs bis acht Monate voraus zu sein, um Zeit zu haben, zu reagieren und mehr Feedback von den Herstellern zu bekommen", beschreibt der Technische Leiter der FIA, Vincent Gaillardot, bei The Race. "Mit den Zahlen, die wir bisher haben, denken wir, dass es (das Gen4-Auto) nah an der Formel 2 liegen wird. Vielleicht ein bisschen vor, vielleicht ein bisschen hinter ihr, aber wir werden sehen."

Als Vergleich dient dabei der Traditionskurs im Fürstentum, auf der die Formel E Anfang Mai gastieren wird: "Die erste komplette Simulation auf einer so genannten Referenzstrecke war im Quali-Modus, und so wollen wir vergleichen. Für uns ist das Monaco, weil wir alle Einsitzer-Serien in Monaco fahren lassen, also kennen wir (die Rundenzeiten von) Formel 3, Formel 2, Formel 1 und Formel E. "

"Wirklich guter Schritt in Bezug auf Performance"

Ein ambitioniertes Ziel, das die FIA verfolgt: die Pole-Position-Zeit der Formel 2. Diese setzte 2024 zuletzt Richard Verschoor mit einer Rundenzeit von 1:21.283 Minuten. Mitch Evans, im vergangenen Jahr der schnellste Formel-E-Pilot in Monaco, war im Gen3-Boliden noch rund achteinhalb Sekunden langsamer. Seine Bestzeit von 1:29.725 Minuten sollte allerdings mit den Gen3-Evo-Autos in diesem Jahr dank Allradantrieb und der weicheren Hankook-Reifen um mindestens zwei Sekunden verbessert werden können.

Eine wichtige Rolle soll in der Gen4 die Aerodynamik spielen. Obwohl die Formel-E-Boliden der aktuellen Generation sogar schneller beschleunigen als die Formel 1, verlieren sie aufgrund des geringen Anpressdrucks in den Kurven sehr viel Zeit auf moderne Formel-Fahrzeuge. Dies hat auch die FIA erkannt und will daher die Gen4-Autos mit zwei unterschiedlichen Aerodynamik-Konfigurationen fahren lassen. Mehr Abtrieb hat jedoch beinahe zwangsläufig auch mehr Luftwiderstand zur Folge, was wiederum zu einem höheren Energieverbrauch führt. Die FIA muss daher gemeinsam mit der Formel E entscheiden, wie sie damit umgehen wird.

"Wir haben jetzt zum ersten Mal zwei verschiedene Abtriebsniveaus festgelegt, was natürlich in Verbindung mit der Tatsache, dass wir uns auf die Energie(-Ziele) konzentrieren, bedeutet, dass wir ein Auto mit sehr geringem Luftwiderstand haben müssen", deutet Gaillardot an. "Wir waren in der Lage zu sagen: 'Okay, lasst uns eine Konfiguration mit hohem Abtrieb fahren', die zumindest für das Qualifying eingesetzt wird. Dann werden wir zusammen mit dem Promoter sehen, ob wir bei anderen Spezifika, bei denen wir die volle Geschwindigkeit demonstrieren können, noch weiter gehen. Das ist ein wirklich guter Schritt in Bezug auf die Performance."

"Wollen zeigen, dass ein Elektroauto Leistung bringen kann"

Nachdem bei den Gen3-Evo-Fahrzeugen im Allradmodus erstmals in der Formel E eine Traktionskontrolle zum Einsatz kommt, mit der elektronisch ein Durchdrehen der Räder beim Beschleunigen verhindert wird, sollen die Fahrer beim Gen4 auch beim Bremsen von der Elektronik des Autos unterstützt werden, um schnellere Rundenzeiten zu erzielen.

"Das Hauptaugenmerk beim Gen4-Auto lag vom ersten Tag an auf der Performance", so Gaillardot. "Um ein schnelles Auto zu bauen, muss man sich, wie in jedem anderen Motorsport auch, auf die Performance konzentrieren. Was wir zeigen wollen, ist, dass ein Elektroauto Leistung bringen kann. Wir haben also mit dem Antiblockiersystem, der Traktionskontrolle und dem Differential gespielt, und auch das bringt Performance. Das ist natürlich eine ganz andere Philosophie, aber wir wollen einfach beweisen, wie schnell ein Elektroauto sein kann."

Bevor die Hersteller mit den Gen4-Testfahrten beginnen können, stehen aber zunächst noch zwölf weitere Rennen in der laufenden Saison mit den Gen3-Evo-Fahrzeugen auf dem Programm. Der nächste Formel-E-Lauf findet am 12. April in Miami statt.

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1 Kommentare

EffEll ·

Sehr spannende Entwicklung. Auch wenn das natürlich nicht des Racing zuträglich ist, begrüße ich diese Agenda und es ist schön zu sehen, dass sich nach der langen Entwicklungpause durch Corona und u. a. der Verschiebung/Streichung des Gen2 Evo, sich jetzt in kürzeren Abständen was tut, um auch den technisch interessierten Zuschauer bei Laune zu halten.

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