Finanzbericht 2021: Formel E erholt sich mit neuem Umsatzrekord von Corona-Pandemie
Tobias Bluhm
Die Formel E hat die ersten wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie abgefangen. Kurz vor dem Marrakesch E-Prix veröffentlichte die Serie ihren jährlichen Geschäftsbericht für das Jahr bis zum 30. September 2021, also den erweiterten Zeitraum der siebten Saison. Die "Formula E Operations" (FEO) steigerte in dieser Zeit ihren Umsatz auf knapp 169 Mio. Euro, was einen neuen Rekord darstellt. Sie vermerkte jedoch auch höhere Verluste als im Vorjahr.
Die seit Ende Juni öffentlich einsehbaren Zahlen deuten auf eine Normalisierung der Formel-E-Wirtschaftsleistung hin - die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie scheinen größtenteils abgefedert. 2020 hatte die Serie das Ende ihres Geschäftsjahres um zwei Monate auf den 30. September verschoben. Die Aussagekraft von Vergleichen mit vorausgegangenen Geschäftsberichten ist somit beschränkt.
2021 veranstaltete die Formel E so viele Rennen wie in keiner vorausgegangenen Saison, wodurch die Umsätze (mehr Rennen = mehr Sponsorengelder) und Verluste (höhere Reisekosten u. a.) erwartungsgemäß stiegen. Insgesamt nahm die Serie mit 168,7 Mio. Euro (2020: 142,8 Mio. Euro) so viel Geld ein wie nie zuvor. Der Verlust betrug rund 12,6 Mio. Euro (2020: 62.700 Euro).
Jahr | Umsatz | Verlust | Defizit (kumuliert)* | Live-Publikum | TV-Publikum |
2013 | 0 EUR | 0,23 Mio. EUR | 0,23 Mio. EUR | k. A. | k. A. |
2014 | 1,43 Mio. EUR | 6,78 Mio. EUR | 7,03 Mio. EUR | k. A. | k. A. |
2015 | 20,99 Mio. EUR | 62,18 Mio. EUR | 70,08 Mio. EUR | k. A. | k. A. |
2016 | 56,60 Mio. EUR | 35,29 Mio. EUR | 107,17 Mio. EUR | 270.000 | 192 Mio. |
2017 | 94,47 Mio. EUR | 20,79 Mio. EUR | 127,96 Mio. EUR | 220.000 | 223 Mio. |
2018 | 133,44 Mio. EUR | 26,41 Mio. EUR | 154,37 Mio. EUR | 368.000 | 330 Mio. |
2019 | 161,53 Mio. EUR | 10,56 Mio. EUR | 164,94 Mio. EUR | 400.000 | 411 Mio. |
2020 | 142,84 Mio. EUR | 0,06 Mio. EUR | 164,99 Mio. EUR | k. A. | 239 Mio.** |
2021 | 168,72 Mio. EUR | 12,58 Mio. EUR | 177,58 Mio. EUR | k. A. | 316 Mio. |
* Abweichungen aufgrund von Wechselkursen möglich
** inoffizielle Angabe
Die höheren Ausgaben begründen sich zudem durch neue Investitionen in das eigene Geschäft, allen voran in die Tochterfirma "Formula E Race Operations" (FERO). Diese zeichnet für die Realisierung der E-Prix vor Ort verantwortlich. Rund die Hälfte aller FEO-Ausgaben flossen 2021 direkt an die FERO. Den Großteil der Formel-E-Einnahmen stammte 2021 aus der Vergabe von Rennlizenzen und Promoter-Verträgen mit den Austragungsorten (100,9 Mio. Euro) sowie aus der Veranstaltung der Läufe an sich (63,3 Mio. Euro).
Laut Angaben der Elektroformel erreichten die Rennen weltweit 316 Mio. TV-Zuschauer:innen. Insbesondere in Deutschland sorgte der neue Fernsehdeal mit ProSiebenSat.1 für deutlich größere Reichweiten (zur Übersicht). Die weltweite Social-Media-Fanbasis wuchs im Vergleich zum Vorjahr um neun Prozent auf 3,4 Mio. Follower:innen. Die Abrufzahlen von Online-Videos stiegen um einen Prozentpunkt auf 126 Mio. Views.
Gründung anderer E-Serien erneut als größtes Risiko identifiziert
"Die Gruppe hat trotz der Pandemie erfolgreich die siebte Rennsaison veranstaltet", schreibt die Formel-E-Geschäftsführung in ihrem Bericht. "Trotz einiger kurzfristiger Unsicherheiten durch Covid-19 kann erwartet werden, dass sich die längerfristige finanzielle Leistung verbessern wird. Das größte Risiko ist derzeit die Gründung einer ähnlichen Elektroauto-Meisterschaft, die das Sponsoreninteresse und die Publikumsgröße - und damit das Wachstum der Meisterschaft - verringern könnte."
"Es wurden schon mehrere kleinere Elektroserien gegründet, darunter die Extreme E, die jedoch alle nur einen eingeschränkten Effekt auf das Unternehmen haben. (Die Formel E) hat sogar in die Extreme E investiert, was - während die Geschäfte unabhängig voneinander bleiben werden - eine starke strategische Partnerschaft erlaubt."
Um das Risiko von Konkurrenzserien zu verringern, schloss die Elektroserie bereits vor mehreren Jahren einen Exklusiv-Vertrag mit der FIA ab. Bis 2039 wird die Formel E demnach theoretisch die einzige vollelektrische Einsitzer-Rennserie unter dem Dach des Automobil-Weltverbands bleiben.
Nicht Teil des Finanzberichts sind die wirtschaftlichen Folgen der aktuellen weltpolitischen Lage. Wie sich der Krieg in der Ukraine oder die Inflation auf das Geschäft der Formel E auswirken, dürfte erst mit Veröffentlichung des Finanzreports für 2022 klar werden. Dieser wird jedoch erst im Sommer des nächsten Jahres erwartet.
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