Formel E

Flutlicht-Spektakel in Saudi-Arabien: XXL-Vorschau auf den Diriyya E-Prix 2023 der Formel E

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

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Gerade einmal 13 Tage liegt der Auftakt in der Formel-E-Saison 2023 zurück, und schon steht das zweite Rennwochenende des Jahres an. Der nächste E-Prix findet in Saudi-Arabien statt. Geplant sind gleich zwei Rennen - jeweils bei Nacht -, denn der Diriyya E-Prix ist traditionell ein "Double-Header". Was du vor dem Wüstenlauf wissen musst, erfährst du wie gewohnt in unserer Rennvorschau.

Im Jahr 2018 fand der Diriyya E-Prix erstmals statt. Seit 2021 wird er nach dem Sonnuntergang gestartet. Mehr als 170 LED-Flutlichtmasten erhellen dafür auch in diesem Jahr wieder die Strecke. Der Strom für das gesamte Event wird laut Veranstalter vollständig aus klimafreundlichem hydriertem Pflanzenöl generiert. Alle Lampen können über eine Software einzeln angesteuert werden. Vermutlich wird die Formel E somit auch in diesem Jahr für eine spektakuläre Lichtshow vor dem Start sorgen.

Doch auch ohne den Glanz des Nachtrennens dürften sich Formel-E-Fans auf ein eindrucksvolles Rennen freuen. Nach der bestandenen Generalprobe mit den Gen3-Autos wird es im Kampf um die frühe Führungsrolle in der WM nun ernst. Können die Konkurrenten die in Mexiko dominierenden Porsche-Fahrzeuge einholen? Wie steht es um DS und Maserati? Und wo reiht sich das zuletzt von Zuverlässigkeitsproblemen geplagte Team Jaguar ein?

Stadt, Land, Fluss

Die Formel E gastiert in Saudi-Arabien in der Stadt Diriyya, einem Vorort von Riad. Vor mehr als 200 Jahren zählte Diriyya zu den einflussreichsten Städten auf der Arabischen Halbinsel, wurde jedoch durch die Belagerung der Osmanen im Jahr 1818 beinahe vollständig zerstört.

Die historische Altstadt ist heute eine archäologisch wertvolle Ausgrabungsstätte. Der Stadtteil At-Turaif gehört seit 2010 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Das moderne Diriyya, in dem die Formel E seit fünf Jahren gastiert, entstand erst in den 1970er-Jahren. Die Rennveranstaltung der Elektroserie gehört zu den größten Events des Jahres in der 30.000-Einwohner-Stadt. Diriyya und auch die Formel E spielen eine zentrale Rolle in der "Vision 2030" des saudischen Kronprinzen Mohammad bin Salman.

Fast Facts | Diriyya

  • Unfälle sind auf der Hochrisiko-Strecke in Diriyya nicht ungewöhnlich. Bei jeder Ausgabe des E-Prix gab es mindestens eine Rennneutralisierung: Die Safety-Car-Wahrscheinlichkeit in Saudi-Arabien liegt somit statistisch bei 100 Prozent! Und die neuen Gen3-Autos sind ja noch schwieriger zu kontrollieren...
  • Diriyya soll entweder im Jahr 1446 oder 1447 von Mani' Al-Muraydi, dem ältesten Vorfahren der heutigen Königsfamilie Saudi-Arabiens, gegründet worden sein. Die Stadt ist aber nicht die älteste im Formel-E-Kalender: Rom, Monaco und Berlin haben eine längere Historie als Diriyya.
  • Die Turmuhr des Abraj-Al-Bait-Turms in Mekka hat mit einem Durchmesser von 43 Metern das größte Ziffernblatt der Welt. Übrigens: Die Uhr wurde von einem Hersteller in Calw (Baden-Württemberg) entworfen.
  • Solang nicht Technikprobleme einen Start verhindern, feiern Jean-Eric Vergne (DS Penske), Sam Bird (Jaguar) und Sebastien Buemi (Nissan) am Samstag ihren 100. Rennstart in der Formel E. Bislang ist Lucas di Grassi der einzige Fahrer im "Hunderter-Club" der Elektroserie.
  • Durchschnittlich produziert Saudi-Arabien an einem Tag 9.125 Barrel Rohöl. Darin enthalten ist genügend Energie, um ungefähr 400.000 Formel-E-Autos aufzuladen.

TV & Livestream | Das Formel-E-Rennen in Diriyya

Formel-E-Fans können sich in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf ProSieben verlassen. Der Privatsender aus München überträgt beide Rennen des Diriyya-Wochenendes im Free-TV. Los geht es wie üblich eine halbe Stunde vor dem Rennstart mit der Vorberichterstattung. In allen drei Ländern ist der E-Prix außerdem über das Eurosport-Bezahlangebot discovery+ zu verfolgen.

Österreichische Fans können das Freitagsrennen darüber hinaus bei ORF Sport+ ansehen. Das Samstagsrennen wird hingegen nicht ausgestrahlt. In der Schweiz übernimmt der Pay-TV-Sender MySports Edge die Ausstrahlung aller Sessions.

Session Datum Wochentag Start TV/Stream Session Ende TV/Stream TV-Sender/Website
Shakedown 26.01.2023 Donnerstag   13:00-13:30   wird nicht übertragen
1. Freies Training 26.01.2023 Donnerstag 15:55 16:00-16:30 16:45 e-Formel.de
2. Freies Training 27.01.2023 Freitag 11:25 11:30-12:00 12:15 e-Formel.de
Qualifying I 27.01.2023 Freitag 13:30 13:40-14:55 15:10 ran.de
Rennen I 27.01.2023 Freitag 17:30 18:03-19:00 19:15 ProSieben / ran.de
3. Freies Training 28.01.2023 Samstag 11:25 11:30-12:00 12:15 e-Formel.de
Qualifying II 28.01.2023 Samstag 13:30 13:40-14:55 15:10 ran.de
Rennen II 28.01.2023 Samstag 17:30 18:03-19:00 19:15 ProSieben / ran.de

* alle Angaben in Mitteleuropäischer Zeit (MEZ)

Alle Trainings kannst du wie immer bei 'e-Formel.de' in einem kostenfreien Livestream ansehen. Eine deutschsprachige Übertragung der Qualifikation gibt es auf 'ran.de'. Wir begleiten das Rennwochenende außerdem wie gewohnt mit unserem beliebten Hankook Formel-E-Liveticker, der sich ideal für Hintergrundinformationen oder als Second-Screen mit Einschätzungen unserer Redakteur:innen eignet.

Strecke | Die anspruchsvollste Kurvenkombination des Jahres?

Wenngleich der Diriyya E-Prix zum Teil auf öffentlichen Straßen stattfindet, ist die Streckenführung nicht ganz vergleichbar mit anderen Straßenkursen im Formel-E-Kalender. Auf einer rund 1.000 Meter langen Passage zwischen den Kurven 2 und 13 lenken die Fahrer ununterbrochen abwechselnd nach rechts und links. Fast schon legendär ist zudem der schnelle "Bobbahn-Abschnitt" zwischen den Kurven 9 und 13. Er verlangt den Piloten alles ab.

Aufgrund der vielen Kurven, die keine Beschleunigung erfordern, gilt der 2,495 Kilometer lange Riyadh Street Circuit als vergleichsweise energieschonender Kurs. Kurve 18, die erste Kurve nach dem Start, ist die beste Überholstelle der Strecke. Die Attack-Zone befindet sich weiterhin auf der Außenseite von Kurve 19.

Rückspiegel | Was seit dem Mexico City E-Prix geschah

Bei ABT Cupra richtete sich der Blick unmittelbar nach dem Saisonstart nervös Richtung Krankenbett von Robin Frijns. Der Niederländer wurde nach seinem Crash in Mexiko an der Hand operiert, nachdem er sich bei seinem Auffahrunfall mit Norman Nato (Nissan) mehrere Knochen gebrochen hatte. Er dürfte für einige Wochen - wenn nicht sogar Monate - ausfallen. An seine Stelle rückt schon in Saudi-Arabien ein aus der DTM bekannter Pilot auf: der Südafrikaner Kelvin van der Linde. Das gab das Team in der vergangenen Woche bekannt.

Unabhängig vom Frijns-Unfall arbeitete die Formel E mit ihren technischen Partnern weiter an der Sicherheit der Fahrzeuge. Vor wenigen Tagen konnte sie die Entwicklung des Notfall-Bremssystems abschließen. Zwei Hersteller sollen das Fahrzeug-Update bereits erfolgreich getestet haben, ehe das System allen weiteren Teams ab dem Shakedown zum Diriyya E-Prix zur Verfügung gestellt wird. Das Risiko von Bremsversagen dürfte somit reduziert werden.

Qualifying-Gruppen | Einteilung für den Diriyya E-Prix

In der Formel E findet die Qualifikation in zwei Abschnitten statt: Gruppenphase und K.-o.-Phase. Für das Gruppen-Qualifying wird das Fahrerfeld zunächst in zwei Hälften geteilt, wobei alle Fahrer auf den ungeraden Meisterschaftsrängen (Plätze 1, 3, 5, 7 usw.) in Gruppe A antreten, die Fahrer auf den geraden Rängen in Gruppe B.

Die jeweils vier Piloten, die nach zwölf Minuten die schnellsten Rundenzeiten in ihrer Gruppe fahren konnten, ziehen anschließend ins Viertelfinale ein, wo sie sich fortan um die besten Startplätze duellieren. Für den Diriyya E-Prix ergibt sich die folgende Zusammenstellung für die Qualifying-Gruppen.

Wettervorhersage | Kühle Temperaturen mitten in Wüste

Es ist kaum zu glauben, aber in den Tagen vor dem Diriyya E-Prix rechnen Meteorolog:innen sogar mit Regenschauern im Gebiet um Riad. Bis zum Rennwochenende soll sich die Bewölkung jedoch wieder lockern.

Bei heiterem Wetter und Temperaturen zwischen 6 und 17 Grad Celsius stellen sich die Teams auf ein eher kühles Wochenende in Saudi-Arabien ein. Nicht zu unterschätzen ist allerdings der Wind, der mit sanften Böen von bis zu 20 km/h Sand auf die Strecke blasen und somit das Gripniveau verringern könnte.

Video: So funktioniert das Formel-E-Rennformat 2023

 

Prognose: Wer kann Porsche & Andretti einbremsen?

Der Mexico City E-Prix glich einer Machtdemonstration der Porsche-Fahrzeuge: Alle vier Autos mit Antrieben aus Zuffenhausen landeten am Ende in den Top 7. Gewinner war mit großem Abstand Jake Dennis im Kundenfahrzeug von Andretti. Nach dem Auftaktwochenende sind Porsche und Andretti nun erstmals die Gejagten in der Formel E - wer kann sie einholen?

Zumindest mit Blick auf die Zeitentabellen der Vorsaison-Tests in Valencia müsste die Antwort lauten: Die besten Chancen haben derzeit DS Penske und Maserati MSG Racing. Beide Teams blieben in Mexiko weit hinter ihren Möglichkeiten zurück und sammelten weniger Punkte als erhofft. Ihre Motivation dürfte vor dem Diriyya E-Prix entsprechend groß sein. Dasselbe gilt für das Jaguar-Team um Sam Bird und Mitch Evans, die zuletzt von Zuverlässigkeitsproblemen geplagt wurden.

Wir werden außerdem gespannt auf die Leistung von Kelvin van der Linde blicken. Der ABT-Neuzugang genießt am Wochenende zumindest ein wenig "Welpenschutz", will seinem Team aber schnellstmöglich beweisen, dass der Vertrauensvorschuss in ihn berechtigt war. Mit Nico Müller hat er einen Formel-E-erfahrenen Teamkollegen an der Seite, der die Messlatte für ihn legen wird. Freuen wir uns auf das zweite Rennwochenende des Jahres!

Übrigens: Auch in der Formel-E-Saison 2023 haben unsere Leser:innen eine kostenlose Community-Tippspiel-Runde organisiert. Wer mitmachen möchte, hat noch bis zum Wochenende Zeit, die ersten Tipps abzugeben oder sich neu anzumelden!

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