Formel E

Formel E: Abstimmung zwischen 3 verschiedenen neuen Regeln nach Valencia-Energiechaos

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Im Sommer 2019 führte die Formel E eine neue Regel ein: Für jede volle Minute hinter dem Safety-Car oder bei einer Full-Course-Yellow-Phase wurde den Fahrern im Anschluss eine Kilowattstunde Energie abgezogen. Damit wollte man verhindern, dass Rennen nach einer Neutralisation des Rennens ohne den Faktor des Energiesparens zu Ende gingen. Diese Regel sorgte beim Valencia E-Prix 2021 jedoch für Chaos, weshalb die Formel E nun nachjustieren will.

Der Automobil-Weltverband FIA passte 2019 auf Druck der in der Formel E engagierten Hersteller das Sportliche Reglement an. Dabei entschied man sich gegen die Option, das Rennen zu verlängern, indem die Rennzeit angehalten wurde. Um Planungssicherheit für die übertragenden TV-Sender zu schaffen, blieb man bei der Renndauer von 45 Minuten zuzüglich einer Runde. Stattdessen wurde die für das Rennen verfügbare Energie in den 52-kWh-Batterien verringert.

Das führte dazu, dass beim ersten Rennen des Valencia E-Prix die Rekordmenge von insgesamt 19 kWh abgezogen wurden. Da das Rennen anschließend eine Runde länger dauerte, als erwartet wurde, kamen nur neun der 24 Fahrer ins Ziel, von denen einige die letzte Runde im Schneckentempo zurücklegen mussten. Die Formel E reagierte im Anschluss und setzte kurzfristig den Energieabzug für die letzten fünf Minuten eines Rennens außer Kraft. Dies war ohne eine formale Regeländerung möglich, da die Rennleitung laut dem aktuellen Reglement darüber entscheidet, ob eine Energiereduktion tatsächlich vorgenommen wird.

Die Vereinigung der Teams und Hersteller in der Formel E befindet sich aktuell in Gesprächen mit der Meisterschaft und der FIA, um für Saison 8 auch eine tatsächliche Anpassung des Sportlichen Reglements vorzunehmen. Dabei soll es drei verschiedene Optionen geben, zwischen denen abgestimmt wird: Die erste Möglichkeit ist es, weniger Energie nach einer Neutralisation abzuziehen. Als zweite Option soll die aktuelle Regelung auf die zehn letzten Minuten erweitert werden, in denen auf eine Reduktion verzichtet wird. Die dritte Möglichkeit besteht in der 2019 verworfenen Idee, die Rennzeit von 45 Minuten plus einer Runde während der Neutralisation anzuhalten.

Die siegreiche Lösung wird dann - mutmaßlich mit einer Anpassung des Qualifying-Formates, über die Jaguar-Racing-CEO Gerd Mäuser schon mit 'e-Formel.de' sprach - bei der nächsten Sitzung des Weltmotorsportrates der FIA (WMSC) am 15. Oktober in Paris zur Abstimmung kommen. Dieser Schritt gilt jedoch als reine Formalität, denn das Gremium spricht sich in der Regel für die von Teams und Rennserie vorgeschlagenen Anpassungen aus.

Volpe: "Wir werden den besten Kompromiss umsetzen"

"Das Energiemanagement ist ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal für die Leistung", bestätigt Tommaso Volpe, globaler Motorsportdirektor von Nissan bei 'Motorsport.com'. "Jeder hat seine eigene Meinung zu den verschiedenen Lösungen. Wir werden das umsetzen, was wir für den besten Kompromiss halten. Das Gute daran ist, dass wir im Vergleich zu anderen Sportarten wirklich offen zwischen Teams, FIA und der Formel E diskutieren. Das ist sehr gut."

Die Ereignisse in Spanien seien jedoch nicht der einzige Grund für die aktuellen Diskussionen. "Die Hauptaufgabe besteht nicht darin, das zu vermeiden, was in Valencia passiert ist. Es geht darum, Ausreißer am Ende des Rennens zu vermeiden und die Bedeutung des Energiemanagements in der Rennserie zu erhalten."

"Was (in Valencia) passiert ist, war natürlich sehr unglücklich. Aber in gewisser Weise war es zweckmäßig, um die Frage aufzuwerfen, ob wir die Regel ändern sollten", so Volpe weiter. "Die aktuelle Regel, so wie sie geschrieben steht, ist nicht grundlegend falsch. Aber wir müssen darüber nachdenken, wie wir sie handhaben, falls solche Dinge wie in Valencia wieder passieren."

Die Veröffentlichung des angepassten Sportlichen Reglements für Saison 8 ist voraussichtlich für Ende Oktober geplant. Wir werden dich auf dem Laufenden halten.

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